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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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der Bank war ein Bursche, der den Helden spielen und Diddi das Messer abnehmen wollte. Dabei hat Diddi ihn am Arm erwischt und die Sehnen verletzt. Diddi wird sich wegen schwerer Körperverletzung verantworten müssen.«
    Sigrún stellte zwei Kaffeebecher und einen Teller mit Keksen auf den Tisch, während Gunna deprimiert den Kopf schüttelte.
    »Unglaublich, wie dumm die Leute manchmal sind, stimmt’s? Halte mich auf dem Laufenden, ja? Wir müssen uns mit Diddi unterhalten, wenn er aufgegriffen wird. Vielleicht bringen wir ihn dazu, zuzugeben, dass es Ommi war, der ihn verprügelt hat.«
    »Ich bin dir weit voraus, Chefin. Ich habe die Jungs in Uniform schon vorgewarnt, dass Diddi sich in schlechter Gesellschaft befinden könnte. Ich sag dir Bescheid, falls irgendwas Aufregendes passiert.«
    »In Ordnung. Bis heute Nachmittag.«
    »Worum ging es?«, fragte Sigrún.
    »Ach, das Übliche, dumme, böse Jungs, mit denen wir uns herumschlagen müssen. Ein behinderter junger Bursche ist mit einem Messer bewaffnet in eine Bank marschiert, hat Geld verlangt und ist mit ungefähr einer Million abgezogen. Aber dabei hat er jemandem den Arm aufgeschlitzt, sodass wahrscheinlich zusätzliche Arbeit auf uns zukommt, wenn die Streifenpolizisten ihn aufgabeln.«
    »Bekommst du diese Typen eigentlich nie satt?«
    »Und wie! Aber ein freier Vormittag bringt einen auf andere Gedanken. Und Schokoladenkekse schaden auch nicht. Gibt’s was Neues wegen Norwegen?«
    »Jörundur ist jetzt seit einer Woche dort und hat hoch und heilig versprochen, sich zu benehmen und keinen Tropfen Alkohol anzurühren. Wenn alles klappt, kommt er zurück und nimmt mich für ein paar Tage mit. Der Job klingt gut. Es wäre ein Jahresvertrag mit einem anständigen Gehalt und einem Wohnkostenzuschuss.«
    Gunna tauchte ihren Keks gedankenverloren ein wenig zu lange in ihren Kaffee, woraufhin er zerfiel.
    »Mist«, sagte sie. »Es wird ganz schön ruhig werden ohne euch beide. Laufey wird es vermissen, den Babysitter für Jens zu spielen und eine zweite Mum zu haben, wenn ich arbeiten muss.«

***
    Gunna stieg die Treppe zu einem Betonklotz von Apartmenthaus hinauf, der in Pastelltönen gestrichen war. Das Gebäude sah genauso aus wie die anderen Häuser in der Reihe, die am äußersten Rand einer abgelegenen Wohnsiedlung in Breidholt, vor den Toren Reykjavíks, standen und zu den billigsten Unterkünften in der Stadt gehörten. Die Wohnungen waren klein und einst sehr gefragt bei Ersterwerbern von Wohneigentum gewesen. In jüngerer Vergangenheit war die Wohngegend nach und nach zu einem Viertel mit fragwürdigem Ruf verkommen, wo vom Glück Verlassene und Zuwanderer Seite an Seite lebten. Davon zeugten auch die würzigen Essensdüfte im Treppenhaus. Gunna konnte den Geruch von Knoblauch und Ingwer ausmachen, in den sich weniger dominante Düfte mischten, die sie nicht benennen konnte.
    Schließlich blieb sie vor einer ziemlich ramponierten Tür stehen, die offensichtlich mehr als einmal repariert worden war. Ein kaputter Kinderwagen, in dem ein schwarzer Plastiksack voller Müll lag, stand auf dem Treppenabsatz.
    Ein untersetzter Teenager in einem schwarzen T-Shirt und mit seitlich aufgesetzter Baseballkappe öffnete mit mürrischer Miene die Türe. »Ja?«
    »Ich möchte zu Justyna«, sagte Gunna.
    »Wer bist du?«, fragte der Junge trotzig.
    »Polizei. Ist sie da?«
    Der Junge zuckte mit den Schultern und deutete mit dem Daumen in den Wohnungsflur, bevor er ohne ein weiteres Wort auf dem Absatz kehrtmachte. Gunna klopfte an die erstbeste Zimmertür und öffnete sie vorsichtig. Helles Licht beleuchtete eine schwere Nähmaschine und einen orangefarbenen Stoff. Eine blasse Frau beugte sich über die ratternde Nähmaschine. Ihre ergrauenden Haare waren mit einem Stift zu einem Dutt aufgesteckt, und sie hatte sich eine übergroße Schere zwischen die Zähne geklemmt.
    »Justyna?«
    Die Frau sah auf, nickte und beendete die Naht, mit der sie gerade beschäftigt war. Dann stand sie auf, bahnte sich einen Weg an dem voluminösen Stoff vorbei und kam zur Tür.
    »Küche«, sagte sie bestimmt und rief: »Nonni! Wo bist du?«
    Es kam keine Antwort, aber ein gleichmäßiger Beat verriet, dass der Teenager da war.
    »Dein Sohn?«, fragte Gunna und überlegte, ob der Junge schon einmal in den Berichten aufgetaucht war, die auf ihrem Schreibtisch landeten.
    »Ja. Sein Vater ist nicht mehr hier, wir sind allein«, antwortete sie steif.
    »Wie lange bist du schon

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