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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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»Das hört sich an, als wäre das alles ziemlich sicher.«
    »Natürlich. Reiche Leute in schönen Häusern trauen Ausländern nicht, die in ihre Häuser kommen«, erwiderte Justyna mit einem kleinen boshaften Lächeln, das die Müdigkeit in ihrem Gesicht vergessen machte. »Zu viele Kriminelle kommen aus anderen Ländern.«

***
    Gunna parkte in einer Pfütze, die sich zusehends ausbreitete, während der Regen aus einer dicken schwarzen Wolkenbank herunterprasselte. In der Ferne war ein blauer Streifen Himmel zu erkennen, der in Kürze Sonnenschein versprach. Während sie wartete, spielte sie mit dem Gedanken, sich bei Bœjarins Bezta einen Hotdog zu holen. Doch dann sah sie Skúli durch den Regen auf ihren Wagen zulaufen.
    »Tropf mir nicht den ganzen Wagen voll«, sagte Gunna, als Skúli eingestiegen war.
    »Ich kann nichts dafür. Ich bin völlig durchnässt.«
    »Du hättest ein paar Minuten warten können. Aber es macht nichts, es ist nur ein Leihwagen«, meinte Gunna. Das Trommeln des Regens auf dem Dach ließ allmählich nach, und erste Sonnenstrahlen ließen die Pfützen aufleuchten.
    »Die Polizei mietet Autos?«, fragte Skúli.
    Sie ließ den Motor des Golfs an und reihte sich hinter einem Lkw in den Verkehr ein. »Wenn nicht genügend Fahrzeuge im Pool sind, mieten sie ein paar an.«
    »Eine schöne Art, das Geld der Steuerzahler auszugeben«, bemerkte Skúli und schwieg dann, während Gunna das kurze Stück bis zum Kaffivagninn zurücklegte. Als der nächste Schauer auf das Wellblechdach über ihren Köpfen prasselte, saßen sie schon im Café.
    »Was gibt’s Neues beim Dagurinn?«, wollte Gunna wissen, nachdem Skúli kurzen Prozess mit einem Sandwich gemacht hatte. Er zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Ich musste zwei Monate unbezahlten Urlaub nehmen, um Lohnkosten zu sparen, sagen sie.«
    »Oh. Ich dachte, du arbeitest noch.«
    »Das tue ich auch. Ich arbeite freiberuflich für die Reykjavik Voice.«
    »Und das ist den Leuten beim Dagurinn egal?«
    »Der Dagurinn kann mir gestohlen bleiben«, sagte Skúli in plötzlich aufflammender Wut.
    Das sind ja ganz neue Töne, dachte Gunna.
    »Es wäre keine Überraschung, wenn ich nach meinem Zwangsurlaub keinen Job mehr hätte, also was soll’s?«
    »Und diese andere Zeitung, für die du arbeitest, was ist das für eine?«
    »Das ist ein kostenloser Dienst mit tagesaktuellen Nachrichten im Internet, zur Hälfte Englisch und zur Hälfte Isländisch. Die Arbeit ist nicht übel, aber mies bezahlt.«
    Gunna nickte und wunderte sich, wie sehr Skúli sich seit letztem Sommer verändert hatte. Damals hatte er nach Abschluss seines Studiums seine erste echte Stelle angetreten. Die Finanzkrise in Island hatte ihn förmlich überrumpelt, und Gunna hatte miterlebt, wie er seine Illusionen nach und nach begraben musste.
    »Aber zumindest ist die Reykjavik Voice mehr oder weniger unabhängig, und wir müssen nicht die wirtschaftlichen Interessen vom Chef und seinen Kumpels in Politik und Wirtschaft vertreten, wie der reiche Golli das beim Dagurinn gefordert hat«, schimpfte Skúli.
    »Wirst du zum Dagurinn zurückkehren, wenn du kannst?«, fragte Gunna.
    »Ich muss. Es ist nicht leicht, einen Job zu finden. Man muss froh sein, überhaupt einen zu haben, auch wenn er scheiße ist. Also gehe ich nach meinem Zwangsurlaub zurück, falls der reiche Golli den Laden bis dahin nicht dichtgemacht hat.«
    »Es wird sich bestimmt wieder alles einrenken«, sagte Gunna aufmunternd. »Die Lage wird sich bestimmt bald beruhigen.«
    »Ja. So ist die isländische Mentalität, nicht wahr? Es wird schon irgendwie weitergehen, das sagen jedenfalls immer alle. Aber ich weiß nicht …«
    »Wenn die Polizei irgendwann beschließt, einen Pressesprecher einzustellen, lege ich ein gutes Wort für dich ein«, meinte Gunna mit einem schwachen Lächeln.
    »Das würdest du tun?«, fragte Skúli. Sie war überrascht, wie ernst Skúli ihre Bemerkung nahm.
    »Selbstverständlich. Aber ich weiß nicht, ob sie das überhaupt vorhaben, nachdem die Finanzlage so schlecht ist. Überall muss gespart werden. Ich bringe sogar manchmal Glühbirnen und Toilettenpapier selbst mit.«
    »Um Himmels willen«, brummte Skúli. »Weißt du eigentlich, dass die Summe, die die Steuerzahler für das Icesave-Abkommen hinblättern müssen, um die Schulden des Landes wieder in den Griff zu bekommen, ausreichen würde, um den Polizeiapparat von Reykjavík mehr als hundert Jahre zu finanzieren?«
    »Nein, das wusste

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