Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
paar Tage zurückgestellt werden.«
»In Ordnung. Sind wir auf uns gestellt, oder bekommen wir Unterstützung?«, fragte Helgi zweifelnd.
»Momentan sind wir allein. Es sind immer noch uniformierte Beamte damit beschäftigt, die Anwohner in der Nähe von Svanas Wohnung zu befragen und nach der Tatwaffe zu suchen. Wir müssen uns auf ihr Privatleben konzentrieren. Wir haben das schon besprochen, aber ich wollte sicherstellen, dass wir uns alle auf dem gleichen Stand befinden. Svana Geirs war die gemeinsame Geliebte einer Gruppe prominenter Herren, die ihr eine ziemlich komfortable Lebensführung finanziert haben«, fasste Gunna zusammen.
»Kennen wir Namen?«, wollte Helgi wissen.
»Zunächst ist da Bjartmar Arnarson, was ein ganz neues Licht auf einige Dinge wirft.«
»Und Svanas Wohnung und ihr Auto gehören einer seiner Firmen«, warf Eiríkur ein.
»Wisst ihr übrigens, dass Bjartmar und der lange Ommi eine gemeinsame Vergangenheit haben?«, fügte Helgi nachdenklich hinzu.
Gunna zog eine Augenbraue hoch.
»Bevor Bjartmar ein ehrbarer Geschäftsmann wurde, arbeitete Ommi für ihn, als Mann fürs Grobe.«
»Vielleicht können wir Ommi danach fragen, wenn wir ihn haben. Was noch ein Weilchen dauern könnte, wenn wir unsere ganze Zeit Svana Geirs widmen sollen«, sagte Gunna.
»Der nächste Prominente ist Jónas Valur Hjaltason, Vorstand von Kleifar, Anteilseigner an diversen Reedereien und Transportgeschäften. Außerdem führt er ein eigenes Exportgeschäft. Er ist Großvater und mit Mitte fünfzig älter als die anderen. Er ist geschieden und lebt allein. Der nächste Kandidat ist Bjarki Steinsson, er leitet ein Steuerbüro. Bjarki verkaufte eine ganze Menge Anteile an einer Bank nur wenige Wochen vor dem Crash und hat damit einen Haufen Geld verdient. Björgvin vom Dezernat für Wirtschaftskriminalität hat mir erzählt, dass er seinen ganzen Besitz in eine Firma transferiert hat, die auf den Namen seiner Frau eingetragen ist. Es laufen bereits Ermittlungen, daher müssen wir besonders aufpassen, dass wir den Kollegen nicht in die Quere kommen.«
Gunna machte eine Pause.
»Gibt’s noch mehr Clubmitglieder?«
»Hallur Hallbjörnsson. Soweit wir wissen, waren es diese vier Männer. Wir sollten diese Prachtexemplare unter uns aufteilen und sehen, was wir herausfinden können. Fangt mit den Informationen an, die schon in unseren Akten stehen. Ich nehme noch mal Kontakt mit den Kollegen von der Wirtschaftskriminalität auf, und dann sehen wir weiter.«
»Wer nimmt wen?«, fragte Helgi.
»Am besten knöpfen wir uns einige von ihnen lieber zu zweit vor«, bestimmte Gunna. »Eiríkur, kannst du dich um die Telefonaufzeichnungen kümmern? Ich werde Hallur in die Mangel nehmen, nachdem ich schon zwei Anläufe bei dem schleimigen Mistkerl unternommen habe. Er ist nicht so sauber, wie er mich glauben machen will. Helgi und ich können Bjartmar, Bjarki und dem alten Jónas gemeinsam einen Besuch abstatten. Einverstanden?«
»Einverstanden«, antwortete Helgi und klopfte mit seiner Tasse auf den Tisch. »Ihr wisst, dass man sich hier kostenlos Kaffee nachschenken kann, oder?«
***
Kleifars Geschäftsräume nahmen die Hälfte des Erdgeschosses eines gedrungenen alten Gebäudes ein. Es gab nicht viel, was darauf hindeutete, dass das Gebäude eine erfolgreiche Exportfirma mit einer Niederlassung in Portugal beherbergte. Das Haus lag einen Steinwurf entfernt vom alten Gebäude des Morgunbladid , von dem aus man über den Ingólfstorg-Platz mit der Skateranlage blicken konnte, wo an langen Sommertagen das Leben pulsierte. Aber an diesem kalten Winternachmittag verbreiteten der Platz und die leeren Restaurants in der Umgebung eine triste Stimmung. Nur eine Handvoll Touristen in Wanderschuhen war zu sehen, die sich in ihre dicken Anoraks kuschelten, von einem Schaufenster zum nächsten schlenderten und sich über die Preise für Islandpullis ausließen.
Der Empfangsbereich der Firma Kleifar war angenehm warm, und eine diszipliniert wirkende Sekretärin blickte auf, als Gunna und Helgi eintraten.
»Kann ich euch weiterhelfen?«, fragte sie mit müdem Blick. Sie nahm ihre schwarz umrandete Brille ab und ließ sie an der Kette baumeln, die sie um ihren Hals trug.
»Wir möchten mit Jónas Valur Hjaltason sprechen. Ist er im Haus?«, sagte Gunna freundlich. Mit der Frau war offensichtlich nicht gut Kirschen essen.
»Es tut mir leid, Jónas Valur hat einen vollen Terminkalender und befindet sich den ganzen
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