Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
wählten.
»Du hörst von mir«, erwiderte sie kühl und verließ den Raum.
Sie eilte die Treppen hinunter und winkte Hallurs Assistenten, der hinter seinem Computer hockte, zum Abschied zu.
Vor dem alten Gebäude holte sie tief Luft und atmete die frische, feuchte Luft ein. Sie blickte nach oben und sah Hallurs offen stehendes Bürofenster unter dem Dach.
»Dieser unverschämte Mistkerl! Zusammen essen gehen? Dass ich nicht lache«, murmelte sie vor sich hin. Sie fragte sich, warum Hallur es vermieden hatte, zu erwähnen, dass auch Bjartmar Arnarson ein Mitglied der kleinen Runde war, die sie inzwischen Svana-Club nannte.
***
»Warum sind wir hier?«, fragte Eiríkur und reckte den Hals, um sich einen Überblick über die Örtlichkeit zu verschaffen.
»Wir sitzen in diesem Café, weil Helgi und ich es mögen«, antwortete Gunna. »Außerdem ist es ruhig, und falls jemand hereinkommt, den wir kennen, kriegen wir es sofort mit.«
Gunna hatte einen Fenstertisch im Kœnan gewählt, dem Hafencafé in Hafnarfjördur. Zahlreiche Lastwagen rumpelten in beide Richtungen die Straße entlang und fuhren durch die Tore der Hafenanlage. Der Mittagstrubel war schon vorbei, aber man konnte noch Essen bestellen, und es war ruhig genug, um sich unterhalten zu können.
Gunna hatte gebratenen Fisch, Helgi Lammragout und Eiríkur einen Burger bestellt. Die Reste ihrer Mahlzeit waren abgeräumt worden. Die blasse Kellnerin hatte sie kaum eines Blicks gewürdigt, aber Gunna hätte schwören können, dass die Frau erraten hatte, dass sie von der Polizei waren. Sie versuchte, ihren Blick aufzufangen, um ihr zu signalisieren, dass sie ganz sicher nicht an ihr interessiert waren, aber die Kellnerin sah sie nicht an.
»Möchtet ihr Kaffee, Jungs?«, fragte Gunna heiter.
Helgi knurrte zustimmend und beobachtete einen Gabelstapler, der eine Palette mit Metallschrott balancierte.
»Einen Mokka, bitte«, sagte Eiríkur. Gunna kicherte leise, während sie zur Theke ging und drei Kaffeebecher füllte. Helgi nahm seinen Becher dankend entgegen, während Eiríkur überrascht in ihn hineinschaute.
»Tut mir leid«, entschuldigte sich Gunna. »Hier gibt es nur zwei Kaffeesorten – schwarz oder weiß.«
»Komm schon, worum geht es eigentlich?«, wollte Helgi wissen. »Ist dieses gemeinsame Mittagessen eine seltsame teamfördernde Maßnahme, oder gibt es einen guten Grund dafür, uns an einen ruhigen Ort zu entführen?«
Vor einer halben Stunde hatten an allen Tischen noch Männer in Arbeitsoveralls und schweren Stiefeln gesessen. Aber kaum war die magische Ein-Uhr-Grenze erreicht, hatte sich das Kœnan geleert, und die Schlange an der Theke hatte sich aufgelöst. Ein Grüppchen Raucher versammelte sich kurz draußen, bevor die Männer wieder in den Werkstätten und Betrieben rund um den Hafen verschwanden. Nur eine Gruppe Rentner saß noch um einen Tisch am anderen Ende des lang gestreckten Raums. Sie betrachteten wehmütig die kleinen Boote am Kai, blätterten in der Tageszeitung und wünschten sich, es gäbe noch Arbeit für sie.
»Kurz gesagt, wir haben etwas am Hals, das mehr als ein bisschen heikel ist«, erklärte Gunna. »Und ihr habt recht. Ich wollte mit euch reden, ohne dass neugierige Ohren mithören.«
»Geht es um Svana Geirs?«
»Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich habe mit Ivar Laxdal gesprochen. Ich glaube nicht, dass Örlygur, unser geliebter Chef, so schnell wieder gesund wird. Das bedeutet, dass wir in diesem Fall direkt an Laxdal berichten.«
Helgi lachte laut. »Ich kann mir gut vorstellen, wie Örlygur seinen kranken Rücken pflegt und hofft, dass es ihm nicht so schnell besser geht. Ich wette, dass er sich ins Hemd macht bei der Vorstellung, wieder arbeiten zu müssen.«
»Nun ja, Fakt ist, dass es keinen Beamten auf dieser Ebene gibt, der für diese Abteilung zuständig ist. Wahrscheinlich wird sich das auch so bald nicht ändern.«
»Wirst du dich um den Posten bewerben, Gunna?«, fragte Eiríkur. Die direkte Frage überrumpelte Gunna.
»Dazu kann ich nichts sagen. Sagen wir einfach, es ist ungewiss«, antwortete sie schließlich.
»Der Karrieresprung wäre auch ziemlich groß«, kommentierte Helgi.
»Du hast es erfasst, Helgi. Sprechen wir über Svana Geirs. Ívar Laxdal will, dass der Fall sehr diskret untersucht wird. Aus diesem Grund sind wir hier und nicht in der Kantine. Es soll nichts an die Öffentlichkeit dringen, es darf keine undichten Stellen geben. Andere Angelegenheiten sollten ein
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