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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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schon ziemlich lange, wie ich gehört habe. Ihr hattet Kontakt, bis er weggesperrt wurde.«
    »Hör mal, ich weiß nicht, woher deine Informationen stammen, aber ich habe seit Jahren nichts mehr von ihm gesehen oder gehört«, fauchte Bjartmar. Gunna freute sich, dass der weltmännische Geschäftsmann verschwunden war.
    »Wie viele Jahre denn?«
    »Acht, neun. Ich weiß es nicht genau.«
    »Ich glaube, da kann ich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Ómar Magnússon wurde 2001 wegen Mordes zu einer Haftstrafe von fünfzehn Jahren verurteilt. Er hätte nächstes Jahr auf Bewährung entlassen werden können, und weil er drinnen ein braver Junge gewesen ist, wäre er auch tatsächlich in einem Jahr draußen gewesen. Aber aus irgendwelchen Gründen, die niemand kennt, ist er letzten Monat aus dem offenen Vollzug in Kvíabryggja nicht zurückgekehrt und befindet sich nach wie vor auf freiem Fuß.«
    Bjartmar ballte die Fäuste so fest, dass die Fingerknöchel weiß wurden. Gunna fiel auf einmal auf, dass er nicht die weichen Hände eines Büromenschen hatte. Schaufelartig wie sie waren, passten sie besser zu einem Landarbeiter als zu einem Geschäftsmann. Kurz schoss ihr der alte Spruch durch den Kopf, nach der die Größe der Hände eines Mannes Rückschlüsse auf die Größe eines anderen Körperteils zuließ – oder hatte es sich dabei um die Füße gehandelt? Sie verdrängte den Gedanken sofort wieder, beugte sich vor und blickte Bjartmar gereizt in die Augen.
    »Ich frage mich, ob Ommi in eigener Sache alte Rechnungen begleicht oder ob er für jemand anderen aufräumt, sozusagen einen Vertrag erfüllt. Und falls er auf eigene Rechnung handelt, wer wird der Nächste sein, und warum? Hat er sich bei dir gemeldet?«
    Bjartmars Gesicht war leichenblass, die Adern an seinem Hals zeichneten sich deutlich ab, und er schob das Kinn vor.
    »Ich bin nicht bereit, dieses Thema weiter zu erörtern«, sagte er heiser.
    »Das ist schade, denn ich habe das deutliche Gefühl, dass du viel mehr weißt, als du uns sagst«, meinte Gunna. »Ich habe das Gefühl, dass ihr beiden wahrscheinlich in Verbindung steht, seit er draußen ist. Zweifellos wird er auspacken, wenn wir ihm einen Deal anbieten. Es wird nicht mehr lange dauern, dann schnappen wir ihn uns.«
    »Island ist ein kleines Land, in dem man sich nicht lange verstecken kann«, fügte Helgi hinzu.
    Bjartmar stand plötzlich auf, und sein Stuhl rollte mit Schwung nach hinten und prallte gegen die Wand.
    »Ich bin nicht bereit, dieses Gespräch fortzusetzen«, sagte er heiser vor Wut. »Ihr beide geht jetzt besser, und zwar auf der Stelle.«
    Gunna blieb noch einen Moment sitzen und warf Bjartmar einen langen Blick zu. Seine Fäuste öffneten und schlossen sich, seine Schultern waren angespannt. Schließlich stand sie langsam auf, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
    »Danke, dass du dir Zeit genommen hast. Es war in vielerlei Hinsicht sehr interessant. Wir werden uns sicherlich bald wiedersehen.«
    »Du kannst meine Sekretärin anrufen, und dann wird mein Anwalt dabei sein. Ich habe nichts mehr zu sagen.«
    Bjartmar eilte aus dem Raum, ohne sie hinauszubegleiten. Also gingen sie durch das Großraumbüro, wo die Angestellten sich große Mühe gaben, nicht aufzusehen. Gunna fühlte sich an Bjarki Steinssons Leute erinnert, die ebenfalls unverwandt auf ihre Bildschirme gestarrt hatten.
    Als Gunna zurückblickte, sah sie Bjartmar, der sich das Telefon ans Ohr hielt und wild gestikulierte. Die schalldichte Glaswand seines Büros ließ nichts von der Wut, die auf seinem Gesicht zu erkennen war, nach draußen dringen.
    »Kommst du?«, fragte Helgi und hielt ihr die Tür auf. »Ich dachte, ihr beide hättet euch so gut verstanden, und jetzt hast du es dir mit ihm verdorben.«

***
    »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich würde sie alle nur zu gerne festnehmen und über Nacht einsperren, bevor wir ihnen ordentlich den Kopf waschen.«
    »Meinst du?«, fragte Helgi und lauschte mit einem gequältem Gesicht den seltsamen Geräuschen, die das Getriebe machte.
    »Ja. Ich würde die ganze Bande gerne in einer Zelle sehen. Was für Mistkerle! Sind alle Männer so? Hast du jemals dafür bezahlt, Helgi?«
    »Nicht im eigentlichen Sinn«, antwortete er vage, während sie an der Kreuzung standen und er prüfend nach links und rechts blickte.
    »Was heißt nicht im eigentlichen Sinn? «
    »Ich habe meine erste Frau bei einem Dorftanz in Húnaver kennengelernt, habe sie überredet, noch

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