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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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und schürzte angriffslustig die Lippen.
    »Ich weiß nicht, was du dir vorstellst. Wir haben hier einen ziemlich wasserdichten Fall, mit Zeugen, Videoaufzeichnung und allem, was dazugehört. Die Waffe und das Geld fehlen, aber die würden wir nicht einmal brauchen. Was also ist dein Problem?«
    »Es wird nie zu einer Verurteilung kommen.«
    »Tatsächlich? Das sagst du besser meinem Kollegen Sævaldur.«
    »Sieh dir den Mann doch an. Seine Krankengeschichte reicht viele Jahre zurück. Wir werden auf verminderte Schuldfähigkeit plädieren, dann ist er aus dem Schneider. Warum setzt du ihn so sehr unter Druck?«
    Gunna betrachtete das ernste Gesicht der jungen Frau und fragte sich, ob sie ihr Studium gestern oder vorgestern abgeschlossen hatte.
    »Sieh mal, Valbjörg«, sagte sie. Die Anwältin wirkte überrascht, dass Gunna sich ihren Namen eingeprägt hatte. »Ich kenne Diddi schon sehr lange, und seit dem Tag seiner Geburt hat er es schwer gehabt. Glaubst du wirklich, ich will, dass er in Litla-Hraun weggesperrt wird? Selbst wenn er wegen schwerer Körperverletzung angeklagt wird, bekommt er wahrscheinlich schlimmstenfalls eine Bewährungsstrafe. Und damit wäre ich völlig einverstanden.«
    »Ja, aber mein Mandant –«
    »Ist definitiv schuldig. Das steht außer Frage, und unglücklicherweise hat er jemanden ziemlich schwer verletzt. Und wo ist das Geld hingekommen? Wo ist die Waffe? Wie ist er geflüchtet? Wer hat das organisiert? Diddi schafft es gerade eben so zu entscheiden, was er zum Frühstück essen möchte. Es muss also jemanden geben, der ihn dazu gezwungen hat. Und diese Person möchte ich gerne in einer Zelle sehen, am liebsten für immer.«
    »Das verstehe ich«, gab die Anwältin widerwillig zu.
    Diddi war jetzt ruhiger und saß schniefend in einer Ecke des Verhörraums.
    »Er leidet sehr«, verkündete der Sozialarbeiter. »Ich denke, wir sollten einen Arzt rufen. Er braucht ein Beruhigungsmittel.
    »Wenn du glaubst, dass das nötig ist«, meinte Gunna zweifelnd. Sie setzte sich neben Diddi, der sich in seinen schmuddeligen Anorak verkroch. »Diddi«, sagte sie sanft, »hör zu. Ich habe deinen Dad gebeten, sich zu uns zu setzen. Bist du damit einverstanden?«
    Er nickte.
    »Wird es dir besser gehen, wenn er kommt?«
    Diddi nickte erneut, diesmal langsamer.
    »Gibt es etwas, das du mir erzählen möchtest, bevor er hier ist?«
    Er schüttelte den Kopf, und Gunna tätschelte ihm die Schulter. »Mach dir keine Sorgen, Diddi. Versuch nicht, dir etwas auszudenken. Halte dich an das, was tatsächlich passiert ist, und alles wird gut.«
    »Muss ich ins Gefängnis?«, fragte er leise.
    »Ich weiß es nicht, Diddi. Das habe ich nicht zu entscheiden, aber du hast etwas Unrechtes getan, als du den Mann mit dem Messer verletzt hast.«
    »Ich wollte das nicht. Er hat sich mir in den Weg gestellt und mich angeschrien.«
    Traurig blickte er zu dem Sozialarbeiter auf. »Komme ich ins Gefängnis, Axel?«
    »Nicht, wenn ich es verhindern kann«, antwortete der Mann.
    »Also, Diddi«, sagte Gunna so freundlich, wie sie konnte. »Dein Dad wird gleich hier sein, sollen wir weitermachen?«
    »In Ordnung.«
    »Ich werde ganz offen zu dir sein. Es interessiert mich nicht wirklich, dass du die Bank überfallen hast, und wenn dieser Mann, der mit dir reden wollte, nicht verletzt worden wäre, würde ich kein Aufhebens darum machen. Verstehst du?«
    Diddi nickte elend.
    »Aber ich nehme an, du bist in Panik geraten, und der Mann wurde verletzt. Das können wir leider nicht ändern, man wird Anklage gegen dich erheben. Was mich wirklich interessiert, ist die Frage, warum du es getan hast. Warum hast du plötzlich eine Million Kronen gebraucht? Eigentlich kann ich mir gar nicht vorstellen, dass du das Geld gebraucht hast. Ein anderer wollte das Geld und hat dich dazu gebracht, es zu holen. Und ich glaube, dass es dieselbe Person ist, die dir ein blaues Auge verpasst hat. Habe ich recht?« Gunna sprach ganz ruhig und mit sanfter Stimme. Diddi sah zu ihr auf und sah aus wie ein Häufchen Elend.
    »Ja«, flüsterte er.
    »War es der lange Ommi?«
    Diddi spielte nervös mit seinen Fingern und nickte wieder.
    »Ja«, antwortete er schließlich. »Ommi hat gesagt, ich soll es tun. Er hat gesagt, ich schulde ihm Geld und er will es zurückhaben.«
    »Schuldest du ihm wirklich Geld?«
    »Ich weiß nicht!«, heulte Diddi.
    »Hat er dich mit dem Wagen abgeholt?«
    »Sein Freund. In einem roten Auto.«
    »Weißt du, wie Ommis Freund

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