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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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beinahe unmerklichen Heben einer Augenbraue zu verstehen, dass er sie unter vier Augen sprechen wollte.

***
    Mühsam öffnete Jón die Augen und wunderte sich über die niedrige Decke. Dann kehrten nach und nach die Erinnerungen an die vergangene Nacht zurück, und er begann zu zittern.
    »Bist du wach?«
    Elín Harpa saß auf dem Bettrand und betrachtete ihn fragend.
    »Du hast eine schlimme Zeit durchgemacht«, stellte sie fest.
    »Ja«, brummte Jón mit trockener Kehle und setzte sich schwerfällig auf. »Hör mal, es tut mir sehr leid wegen gestern. Ich war verzweifelt und wusste nicht, wohin ich gehen sollte.«
    »Es ist schon okay. Heutzutage gibt es jede Menge verzweifelte Leute.«
    »Ich bin dir überaus dankbar, dass ich hier übernachten durfte. Du bist mich gleich wieder los.«
    »Es ist schon okay«, wiederholte Elín, schlüpfte aus ihrem Bademantel und kroch zurück unter die Bettdecke. »Bleib, wenn du willst. Du müsstest allerdings etwas zu essen kaufen. Es ist nichts mehr da, und ich bekomme erst morgen wieder Geld.«

***
    Gunna hatte starke Sehnsucht nach einer Zigarette. Eigentlich war sie sicher gewesen, ihre Sucht nach der wochen- und monatelangen Abstinenz überwunden zu haben. Es war Sævaldurs Einsatzbesprechung, die dieses heftige Verlangen in ihr ausgelöst hatte, das sie jetzt durch einen zügigen Spaziergang rund um den Parkplatz in Ívar Laxdals Begleitung zu verdrängen versuchte.
    Trotz seiner kürzeren Beine ging Ívar Laxdal etwas schneller als Gunna, was sie ausglich, indem sie die Innenbahn wählte.
    »Steht der Fall Bjartmar Arnarson im Zusammenhang mit dem Fall, in dem du gerade ermittelst?«, fragte er unverblümt.
    »Wahrscheinlich ja. Es würde mich erstaunen, wenn es keine Verbindung gäbe, unter Umständen nur indirekt. Der Mann hat im Laufe der Jahre so viele Menschen gegen sich aufgebracht, dass wir die Qual der Wahl haben, wenn die Spurensicherung nicht etwas findet oder ein Zeuge auftaucht, der uns einen entscheidenden Hinweis gibt. Bislang haben wir nur einen großen Mann in dunkler Kleidung und einen Lieferwagen, der zwei Straßen weiter geparkt war. Das ist alles. Keine Fingerabdrücke, keine Zeugen, null Komma nichts.«
    Ívar Laxdal ging noch schneller, sodass Gunna sich fragte, ob sie bald joggen müsste, um mitzuhalten.
    »Wir haben ein Problem«, sagte sie.
    »Im Fall Svana Geirs? Was ist es denn?«
    »Unser Hauptverdächtiger hat ein Alibi.«
    »Ist es wasserdicht?«
    »Er hat jemanden zusammengeschlagen, und zwar hundert Kilometer entfernt von Svanas Wohnung. Ich glaube nicht, dass er Svana getötet hat.«
    »Sprichst du vom langen Ommi?«
    »Richtig. Selbst er kann nicht gleichzeitig an zwei Orten sein.«
    Ívar Laxdal nickte. »Wir sollten Bjartmar Vorrang einräumen. War es ein Racheakt? Wurde ein Auftragskiller geschickt?«
    »Mein Gott, hoffentlich nicht«, sagte Gunna. »Ich weiß, dass es hier im Land überall Schusswaffen gibt, aber sie wurden so gut wie nie eingesetzt – außer bei der Jagd natürlich. Aber vermutlich ist das wie alles nur eine Frage der Zeit. Wenn es sich hierbei um einen Auftragsmord handeln sollte, könnte das auch andere Mistkerle anstiften, ihre Waffen zu benutzen.«
    »Genau das denke ich auch. Wir müssen den Fall schnell klären, sehr schnell. Der Mord an Svana Geirs könnte das sein, was die Franzosen als crime passionnel bezeichnen. Vorübergehende
    Unzurechnungsfähigkeit nennen es die Amerikaner. Aber im Fall Bjartmar handelt es sich um eine geplante Tat, wir können uns hier keine Fehler erlauben.«
    »Wird ein Täterprofil erstellt werden?«
    Ívar Laxdal schnaubte. »Ja. Aber nur, um die obere Etage glücklich zu machen. Es wird wie immer die mühsame Kleinarbeit sein, die zur Lösung führt, du wirst schon sehen.«
    »Und das wird Sævaldur machen?«
    Ívar Laxdal schnaubte erneut. »Sævaldur wird sich offiziell darum kümmern. Ich möchte, dass du nach außen hin weiter im Fall Svana ermittelst. Beleuchte jeden möglichen Zusammenhang mit Bjartmar. Alles, verstehst du? Du kannst so viele Überstunden machen, wie du willst, aber ich kann dir niemanden zur Unterstützung zuteilen. Wir haben derzeit keine freien Kapazitäten, tut mir leid.«

***
    »Warum hast du deine Haare schneiden lassen?«, fragte Jón.
    »Mir war danach. Die Frisur ist unkomplizierter. Das Waschen geht schneller.«
    »Du siehst jünger aus. Es steht dir gut.«
    »Wie jung sehe ich denn deiner Meinung nach aus?«, fragte Elín mit einem

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