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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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unten, auch wenn er eine große Verantwortung trägt. Das ist nicht anders als vor hundert oder zweihundert Jahren.«
    »Wir gehen aber davon aus, dass er zumindest einen Freund hatte«, sagte Julia Durant, die genau registrierte, dass Emily Gerber nicht wie ihr Mann von einem Pferdepfleger, sondern von einem Stallburschen sprach. »Einen Freund, für den er alles getan hätte. Nur eines nicht, einen Mord begehen.« Mit einem Mal kam ihr ein geradezu absurder Gedanke, so absurd, dass er schon wieder wahr sein könnte. Sie würde noch heute mit Hellmer darüber sprechen, am besten gleich, auch wenn sie dadurch seine Sonntagsruhe stören würde.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Was denken Sie denn, was ich damit sagen will?«
    »Heißt das, Sie vermuten, Mischner hatte zu jemandem aus dem Club engeren Kontakt?« Emily Gerber lachte auf. »Das kann ich mir nun beim besten Willen nicht vorstellen. Nicht Mischner. Unser jetziger Bursche hat auch zu niemandem engeren Kontakt. Manchmal wird er etwas gefragt, aber im Prinzip wird erwartet, dass er seine Arbeit erledigt und den Mund hält.«
    »Eine etwas sehr verstaubte Einstellung, wenn ich mir erlauben darf, das zu sagen.«
    »Verstaubt oder nicht, es ist nun mal ein ungeschriebenes Gesetz. Er wird gut bezahlt«, erwiderte sie kurz angebunden.
    »Zurück zu Mischner. Es muss nicht unbedingt jemand aus dem Club sein, aber zumindest jemand aus dem Raum Hattersheim, der regelmäßigen Zutritt zum Hof hatte oder immer noch hat. Gibt es eine Person, bei der Sie sich vorstellen könnten, dass sie mehr als nur oberflächlichen Kontakt zu Mischner hatte?«
    »Nein.«
    »Wie viele Männer gibt es bei Ihnen? Mitglieder und Ehemänner von Reiterinnen, die des Öfteren vorbeischauen. Nur so ungefähr.«
    Emily Gerber überlegte und sagte nach einer Weile: »Zwanzig, maximal fünfundzwanzig. Auf keinen Fall mehr.«
    »Könnte ich die Namen von allen haben?«
    »Was glauben Sie, was Sie damit anfangen können?«, fragte Emily Gerber mit hochgezogenen Brauen. »Wollen Sie sie alle fragen, ob sie mit Mischner befreundet waren?«
    »Warum nicht? Wir sind ein großes Team und müssen in alle Richtungen ermitteln. Tatsache ist, wer immer Selina ermordet hat, hat auch Mischner auf dem Gewissen. Und es muss einen Zusammenhang geben.«
    »Frau Durant, entschuldigen Sie, aber ich würde für alle meine Mitglieder die Hand ins Feuer legen …«
    »Frau Gerber, lassen Sie das lieber sein. Sie könnten sich die Finger gewaltig verbrennen.«
    Emily Gerber sah die Kommissarin sichtlich verärgert an. »Bitte, dann ermitteln Sie, ich kann Sie eh nicht daran hindern. Aber tun Sie es um Himmels willen mit der nötigen Diskretion. Ich habe einen Ruf zu verlieren.«
    »Nein, Frau Gerber, Sie haben keinen Ruf zu verlieren. Was glauben Sie, wie froh Ihre Mitglieder sein werden, wenn wir den Mörder schnappen. Es geht doch nicht um Ihre Existenz. Wir werden natürlich Diskretion wahren, aber im Moment führen nun mal alle Spuren zu Ihrem Hof.«
    »Und wie wollen Sie vorgehen?«
    »Wir werden Fragen stellen, das ist alles. Überlassen Sie das einfach uns, und haben Sie ein wenig Vertrauen. Und das sollten Sie eigentlich haben, denken Sie mal drüber nach.« Sie stand auf und machte sich zum Gehen bereit, als sie noch sagte: »Ach ja, ich wäre Ihnen äußerst verbunden, wenn Sie mit keinem über meinen Besuch bei Ihnen sprechen würden. Auch nicht mit Ihren besten Freunden. Es geht darum, dass die betreffenden Personen unvorbereitet sind, wenn wir kommen.«
    »Sie haben mein Ehrenwort. Ich will ja auch, dass dieses Schwein gefasst wird.«
    »Und sollte Ihnen doch noch etwas einfallen, Sie wissen, wie Sie mich erreichen können. Tschüs und vielen Dank für Ihre Hilfe. Wir werden kein Porzellan zerschlagen, das verspreche ich Ihnen.« Julia Durant nahm die Bücher, die Gerber ihr geschenkt hatte, und wandte sich zum Gehen. »Ich finde allein hinaus. Und denken Sie bitte an die Namenliste.«

Sonntag, 12.45 Uhr
    Bei Hellmers. Julia Durant parkte direkt hinter Hellmers BMW, stieg aus und klingelte. Nadine kam an die Tür und strahlte sie an. »Hi, was für eine Überraschung. Komm rein.«
    »Stör ich auch nicht beim Essen?«, fragte sie vorsichtig.
    »Wir haben um elf einen Brunch gemacht und sind gerade fertig. Du hättest nur was zu sagen brauchen, und ich hätte für dich mitgedeckt.«
    »Ich hab sowieso keinen Hunger. Aber trotzdem danke.«
    »Mir ist da was zu Ohren gekommen«, sagte Nadine neugierig,

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