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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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erlebt haben. Und den Täter würden wir vermutlich sehr schnell ausfindig machen.« Sie hielt inne, zündete sich eine Zigarette an, die dritte an diesem Tag, und fuhr fort: »Ein Motiv aus Eifersucht scheidet für mich aber aus, denn ein solcher Mord wird in der Regel im Affekt begangen. Unser Mann muss für meine Begriffe über jeden Schritt von Selina bestens informiert gewesen sein, er muss gewusst haben, wo sie am Mittwochabend hingehen würde, denn er hat sie mit Sicherheit schon über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet. Er weiß zwar von dem Verhältnis zwischen Gerber und Selina, er wird sich aber hüten, den Eltern etwas davon zu sagen, denn damit hätten wir ihn.«
    Hellmer holte tief Luft, fuhr sich übers Kinn und sah Durant nachdenklich an. »Angenommen, du hast Recht. Wer muss denn jetzt um sein Leben fürchten? Alle Mädchen in Selinas Alter? Oder nur welche aus dem Reitclub?«
    »Frank, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir es mit einem überaus intelligenten, kaltblütigen Killer zu tun haben. Was immer seine Beweggründe auch sein mögen, ich kenne sie noch nicht.Fakt ist aber, er hat zwei Menschen auf dem Gewissen, davon einen erwachsenen Mann. Wen er sich als nächstes Opfer auserwählt hat …« Sie zuckte mit den Schultern und sah Hellmer ratlos an.
    »Komm, gehen wir nach draußen, ich brauch jetzt ein Bier.« Er holte drei Flaschen und Gläser und stellte alles auf den Tisch. Sie setzten sich, Hellmer öffnete die Flaschen und schenkte ein. Er leerte sein Glas in einem Zug, während Durant vorerst ihres nur in der Hand hielt. »Julia, du machst mir Angst. Wenn ich mir vorstelle, hier läuft ein Monster rum …«
    »Was hör ich da?«, sagte Nadine mit etwas gekräuselter Stirn. »Monster?«
    »Nichts weiter«, meinte Hellmer nur und lehnte sich zurück.
    »Julia?« Nadine sah sie fragend an.
    »Wir haben nur über ein paar Hypothesen gesprochen …«
    »Hypothesen nennst du das?«, sagte Hellmer aufgebracht. »Du hast davon gesprochen, als wenn’s Fakten wären. Du hast es echt drauf, Optimismus zu verbreiten, weißt du das?«
    »Tschuldigung, aber soll ich damit hinterm Berg halten, wenn ich nun mal dieser Meinung bin? Sag mir, dass ich Unrecht habe, und begründe es plausibel, dann bin ich sofort ruhig.«
    Hellmer entgegnete nichts darauf, er überlegte nur. Nadine wartete gespannt, ob man sie endlich einweihen würde.
    Durant trank ihr Glas leer und sah ihren Kollegen an. »Ich warte.«
    »Wir haben es mit einem Ritualmord zu tun«, sagte Hellmer nachdenklich, und sein Gesichtsausdruck verriet, dass er sich allmählich den Gedankengängen von Durant anschloss.
    »Richtig, an Selina. Mischner hätte nicht dran glauben müssen, hätte er den Täter nicht unter Druck gesetzt, wovon ich ausgehe. Aber vielleicht hätte er ihn sowieso beseitigt, denn Mischner wusste zu viel. Aber Mischner ist eigentlich unwichtig. Die Frage ist doch, warum hat der Täter Selina so zugerichtet? Warum hat er sie einen Tag lang gefangen gehalten, bevor er sie getötet hat? Warumhat er sie nicht missbraucht? Warum diese seltsame Anordnung der Einstiche? Warum hat er sie so gründlich gewaschen und desinfiziert? Fragen über Fragen und keine Antworten. Und deshalb brauchen wir unbedingt von Richter ein Persönlichkeitsprofil.«
    »Und wie können wir einen weiteren Mord verhindern, falls einer geplant ist?«, fragte Hellmer.
    »Überhaupt nicht, es sei denn, wir kriegen ihn ganz schnell. Aber er hat keinerlei Spuren hinterlassen, niemand hat ihn gesehen, er ist wie ein Phantom auf- und wieder abgetaucht. Und nachdem ich heute noch mal mit Gerber gesprochen habe, scheidet er für mich als Täter endgültig aus. Unser großer Unbekannter hat meiner Meinung nach auch keinen Hass auf Gerber, er hatte für meine Begriffe auch keinen Hass auf Selina, sie war nur Mittel zum Zweck. Aber zu welchem?«
    »Vielleicht will er uns etwas sagen. Aber was? Oder er ist ein durchgeknallter Psychopath mit einem religiösen Tick. Ich meine, die Flügel deuten doch in diese Richtung.«
    »Kann sein, muss aber nicht. Auf jeden Fall ist er sehr intelligent. Und er scheint über genügend finanzielle Mittel zu verfügen, um zum Beispiel über einen längeren Zeitraum eine andere Person, also Mischner, zu unterhalten, ihm eine Wohnung komplett einzurichten und die Miete zu bezahlen. Womit wir eigentlich wieder hier bei den Reichen und den Schönen wären. Und womit ich wieder beim Reitclub wäre. Mich würde brennend

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