Kaltes Blut
er, denn ich bin perfekt. Ich bin eben doch etwas Besonderes. Er hielt an einer kleinen Kneipe, bestellte sich zwei Bier und zwei Klare. Außer ihm waren nur noch drei andere Gäste da. Zur Feier des Tages gab er eine Lokalrunde aus und stieß mit den andern an, bevor er weiterfuhr. Es war zehn Minuten vor Mitternacht.
Dienstag, 21.50 Uhr
Julia Durant sowie Hellmer, Kullmer und Seidel saßen seit fast einer Stunde im Büro und versuchten anhand des von Richter erstellten Persönlichkeitsprofils den Mann herauszufiltern, der am ehesten für die Morde in Frage kommen könnte. Sie hatten jeder für sich sämtliche wesentlichen Punkte, die Richter genannt hatte, in den Computer eingegeben, die Ausdrucke lagenjetzt vor ihnen. Sie hatten sich Pizza kommen lassen, Cola und Kaffee getrunken, die Fenster aufgemacht, um die stickige Luft etwas zu vertreiben.
»Wer kommt in die engere Wahl?« Durant sah in die Runde, Schulterzucken.
»Mit welchen männlichen Personen haben wir in den letzten Tagen gesprochen? Gerber scheidet aus, er hat ein Alibi …«
»Ein ziemlich löchriges«, warf Hellmer ein. »Ganz ausschließen können wir ihn noch nicht.«
»Doch. Mischner wurde am Freitagabend zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht ermordet. Wir beide waren aber bis gegen viertel vor elf bei Gerber. Ich glaube kaum, dass er nach uns das Haus verlassen hat, um schnell noch Mischner zu beseitigen.« Sie zündete sich eine Zigarette an, lehnte sich zurück und fuhr fort: »Bleiben vorerst Werner und Christian Malkow, Achim Kaufmann, Grumack, dann der Vater von Katrin Laube, dem ich alles zutrauen würde, nur nicht eine derartige Mordserie, der macht’s eher mit dem Holzhammer. Und Peter Kautz. Habe ich einen vergessen?«
»Kautz und Grumack scheiden ebenfalls aus«, sagte Hellmer. »Demnach hätte Grumack seine eigene Tochter im See versenkt und mehr als fünf Jahre später noch einmal angefangen. Außerdem hat er mit dem Reitclub nichts zu tun. Und über Kautz brauchen wir ja wohl nicht lange zu reden, der war am Freitagabend nicht ansprechbar, geschweige denn zu einem Mord fähig. Und wir haben noch längst nicht mit allen Männern gesprochen, die sich mehr oder weniger regelmäßig auf dem Hof aufhalten.«
»Stimmt, aber bleiben wir doch erst mal bei den dreien. Fangen wir mit dem Pastor an. Höflich, gebildet …«
»Nee, lass es uns anders machen«, warf Kullmer ein. »Wir nehmen die einzelnen Punkte und versuchen sie den jeweiligen Personen zuzuordnen. Das geht schneller. Und nennen wir doch den einen Malkow nur Pastor.«
»Einverstanden. Ich habe hier stehen vertrauenswürdig. Trifft auf alle zu, oder?«
Hellmer wiegte zweifelnd den Kopf. »Bei Malkow bin ich mir da nicht so ganz sicher, aber … Doch, einverstanden.«
»Ordnungsliebend? Beim Pastor sah’s aus wie bei Hempels unterm Sofa. Von Ordnung hält der nicht viel. Auf Kaufmann und Malkow trifft das eher zu.
Zwischen fünfundzwanzig und fünfundvierzig?«
»Der Pastor ist um die fünfzig. Kaufmann Mitte dreißig, Malkow zwischen Mitte dreißig und vierzig. Kommen beide in Frage«, sagte Hellmer.
»Lebhafte Phantasie? Schlecht zu beurteilen, wer von denen eine lebhafte Phantasie hat.
Aufgestauter Hass und Aggressionen? Uns gegenüber waren sie alle sehr offen und freundlich, bis auf den letzten Teil bei Malkow, als du ihn nach seinem Alibi gefragt hast und er ausgerastet ist.
Gutmütig und hilfsbereit? Alle, besonders aber Kaufmann. Er hat gesagt, er stehe uns jederzeit zur Verfügung. Malkow zwar auch, aber er hat es mehr zynisch gemeint. Angesehener Beruf? Alle. Kaufmann Klimaforscher, Malkow Chemiker und der Pastor.
Wer hat sich uns gegenüber als sehr auskunftsfreudig beziehungsweise eher zurückhaltend gezeigt?«
»Kaufmann hat geredet wie ein Wasserfall, er hat uns sogar einen Vortrag über seine Arbeit gehalten«, sagte Hellmer und fuhr sich nachdenklich über das stopplige Kinn. »Malkow war eher zurückhaltend, er hat nur das wiederholt, was seine Frau gesagt hat. Ein echtes Weichei.«
»Analytisch denkender Mann? Kaufmann und Malkow müssen allein von ihrem Beruf her analytisch denken.
Unterwürfig? Malkow gehorcht seiner Frau, scheint zumindest so. Bei Kaufmann scheint es eher ein ausgewogenes Verhältnis zwischen beiden zu geben.
Will beachtet werden? Kaufmann ist offen, redegewandt, charmant. Kommt hin. Malkow scheint es ziemlich egal zu sein, wobei seine Zurückhaltung eher dagegen spricht.
Kann gut organisieren? Schwer zu
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