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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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vom ewigen Geist des Universums inspiriert, das musst du wissen. In ihnen fließt das Blut unseres Schöpfers, genau wie in dir. Gefällt dir die Musik? Wenn du eine Faust machst, dann heißt das ja, wenn nicht, schade, dann habe ich wohl die falsche Musik ausgewählt.«
    Sie machte eine Faust, ihr Gesicht verzog sich unter Schmerzen.
    »Gut«, sagte er mit sanfter Stimme, »sie gefällt dir also. Man muss auch schon sehr dumm und ignorant sein, wenn einem diese Musik nicht gefällt. Doch leider gibt es so viele dumme und ignorante Menschen auf dieser Welt. Ich weiß, du gehörst nicht zu denen. Aber warum hast du das gemacht? Warum hast du den großen Geist, der dir innewohnt, auf eine solche Weise weggeworfen? Du hast ihn mit Füßen getreten. Warum? Nur wegen der Fleischeslust? Ja, natürlich, nur deshalb. Doch das wahrhaft Große in dieser Welt darf man nicht mit Füßen treten, niemals. Deshalb musst du bestraft werden für die Schuld, die du auf dich geladen hast. Du weißt doch, wovon ich spreche, oder?«
    Sie ballte ihre Fäuste, er lächelte verzeihend, was sie aber nicht sehen konnte.
    »Wie gut, dass du es einsiehst. Doch leider kommt diese Einsicht zu spät.« Er ging an den Kühlschrank, öffnete die Tür und holte eine Spritze heraus, in der sich bereits eine wässrige Flüssigkeit befand. »Ich werde dir jetzt etwas geben, das dich von deiner Schuld befreit. Du brauchst auch keine Angst zu haben, es wird nicht wehtun. Ich tue keinem Menschen weh, nicht einmal einem Tier. Ich könnte es gar nicht.« Und nach einem Moment des Innehaltens: »Ich würde dir so gerne die Binde abnehmen, um dir in die Augen zu sehen. Soll ich es tun?«
    Sie ballte die Fäuste.
    »Gut, ich werde deinem Wunsch entsprechen.« Er löste den Knoten und sah ihr in die Augen, die ihn voller Furcht und flehend anblickten. Alle Angst dieser Welt lag in ihnen, auf ihrem Gesichthatten sich dicke Schweißperlen gebildet, ihre Nasenflügel bebten, gleichzeitig zitterte sie, eine Gänsehaut überzog ihren ganzen Körper. Sie würgte, versuchte trotz des Klebebands zu schreien, doch es kamen nur erstickte Laute heraus, die niemand außer ihm hörte. Sie riss an den Ledermanschetten, er lächelte nur mitleidig und tätschelte ihre Hand.
    »Du hast wunderschöne Augen, weißt du das? Natürlich weißt du das, du kannst ja jeden damit verrückt machen, wahrhaft jeden. Und dieser Körper, fast himmlisch … Du schwitzt ja so«, sagte er erneut mit dieser väterlichen Stimme. »Dabei ist es doch gar nicht sonderlich warm hier drin. So, und jetzt entspanne dich, es wird alles gut. Du wirst gar nichts weiter merken.«
    Sie spürte den Einstich in der Vene im linken Arm, ihre Augen waren vor Entsetzen geweitet. Sie spürte, wie die Flüssigkeit langsam in sie hineinströmte und ihr schon nach wenigen Sekunden die Sinne schwanden. Sie wollte aber nicht schlafen, sie wollte wach bleiben, nicht einschlafen, doch so sehr ihr Inneres sich auch dagegen aufbäumte, sie schaffte es nicht. Ihr Atem wurde ruhig und gleichmäßig, die Augen fielen zu. Er tat die Spritze zurück in den Schrank und nahm ein Messer mit einer sehr dünnen und sehr scharfen Klinge in die Hand. Er legte das Messer neben sie und schaute sie mitleidig an. Dann fühlte er ihren Puls, der sehr langsam war, strich mit einer Hand über ihr Gesicht, ihre Brüste, den Bauch und zwischen die gespreizten Beine, wo er eine Weile verharrte und sie einfach nur streichelte. Er genoss den Augenblick, die Macht, die er hatte.
    Schließlich, nach exakt zehn Minuten, hörte er auf, sie zu streicheln, nahm das Messer und setzte seine Arbeit fort. Nach weiteren zwanzig Minuten hatte er sein Werk vollendet. Er nahm ein Tuch und einen Eimer und ließ Wasser hineinlaufen. Warmes Wasser. Er löste die Fesseln, die Arme fielen schlaff und leblos hinunter. Er tauchte das Tuch in das Wasser, wrang es aus und begann sie abzuwaschen. Er musste das Wasser fünfmal wechseln, bevor sie so aussah, wie er sich das vorstellte, auch wenn hier undda noch etwas Blut aus den Wunden trat. Zuletzt reinigte er den Körper mit einem Desinfektionsmittel.
    Die Musik hatte längst aufgehört zu spielen, doch in seinem Kopf war noch immer die Melodie einer bestimmten Passage. Er kämmte ihr Haar sorgfältig und kreuzte ihre Arme über der Brust. Ein letzter, wehmütiger Blick auf sein Werk. Er holte eine Abdeckplane, faltete sie auseinander und breitete sie auf dem Boden aus. Vorsichtig hob er sie wie ein kostbares Stück

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