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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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den Spielplatz absucht. Meinen Sie, Sie können das heute Vormittag noch hinkriegen?«
    Berger sah sie mit aufgewölbten Lippen an, beugte sich nach vorn und griff wortlos zum Telefon.
    »Hallo, Berger hier. Ich brauche bis spätestens elf Uhr hundertMann und die Hundestaffel. Es geht um das verschwundene Mädchen in Hattersheim-Okriftel. Lässt sich das einrichten? … Moment, ich frage nach.« Er hielt die Sprechmuschel zu und fragte: »Wie groß ist das Gelände?«
    »So groß, dass wir hundert Mann plus Hunde benötigen«, erwiderte sie lakonisch.
    »Groß genug. Wann könnt ihr vor Ort sein? … Halb elf ist okay. Frau Durant und Herr Hellmer werden schon vor euch dort sein und euch einweisen.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, erhob er sich und stellte sich ans Fenster. »Sie vermuten also, dass sie tot ist und irgendwo in unmittelbarer Nähe ihres Elternhauses liegt …«
    Durant hob die Hand und winkte ab. »Moment, ich vermute noch überhaupt nichts. Ich denke, es könnte so sein, aber es ist eine reine Hypothese. Wobei ich hoffe, Unrecht zu behalten.«
    Berger wollte gerade etwas entgegnen, als nacheinander Hellmer, Kullmer und Doris Seidel ins Büro kamen.
    »Morgen Chef, Morgen Julia«, sagte Hellmer, der sich einen Stuhl aus seinem Büro holte, ihn umdrehte und sich mit beiden Armen auf die Lehne stützte. »Schon lange da?«
    »Halbe Stunde. Wir sollten uns am besten bald auf den Weg nach Okriftel machen, eine Hundertschaft und die Hundestaffel treffen um halb elf dort ein.«
    »Das ist gut, das ist sogar sehr gut. Den gleichen Vorschlag wollte ich nämlich auch machen …«
    »Gib mir doch mal den Zettel mit den Adressen der Freundinnen von Selina«, unterbrach sie seinen Redefluss.
    »Hier«, er holte den Zettel aus der Brusttasche seines Hemdes und reichte ihn Julia Durant.
    »So, für euch beide habe ich auch einen Auftrag«, sagte sie an Kullmer und Seidel gewandt. »Ihr fahrt zu diesen Adressen in Eddersheim und befragt diese Mädchen. Anschließend zum Reitclub, wo ihr euch mal ganz unverbindlich umschaut. Ach ja, und diesen Dennis Kolb, den Exfreund von Selina, könnt ihr auch gleich nochmitmachen. Wenn ihr fertig seid, ruft mal kurz durch, vielleicht brauchen wir euch dann noch in Okriftel.« Sie schrieb die drei Adressen auf einen anderen Zettel und gab ihn Kullmer. »Ich will von den Mädchen genau wissen, wie gut die Freundschaft zu Selina ist. Und bitte, ganz wichtig, sprecht in der Gegenwartsform, gebt ihnen nicht das Gefühl, als ob sie schon tot wäre, offiziell lebt sie noch, und findet heraus, wie oft Selina und diese Mädchen sich gesehen haben, was sie in letzter Zeit unternommen haben, na ja, ihr wisst schon, was ihr fragen müsst. Und sollte sich eines der Mädchen irgendwie auffällig benehmen, lasst es euch nicht anmerken, schreibt es aber auf, und geht bitte ganz, ganz behutsam vor. Und für den Fall, dass sich bestimmte Aussagen widersprechen, einfach notieren. Das Gleiche gilt übrigens für den Reitclub und selbstverständlich auch für diesen Dennis. Frank und ich halten uns in der Zeit, in der das Gelände abgesucht wird, in Okriftel auf und werden die andern Mädchen befragen. Später vergleichen wir dann die Aussagen. Alles klar?«
    »Sicher. Wann soll’s losgehen?«
    »Sagen wir in einer halben Stunde. Frank und ich schauen noch mal kurz bei den Eltern von Selina vorbei …« Sie zog die Augenbrauen hoch und sah Berger an. »Hat sich eigentlich auf den Aufruf im Radio gestern irgendjemand gemeldet?«
    »Nein. Nur ein paar Pressefritzen, die nähere Informationen wollten, die wir ihnen aber nicht geben konnten.«
    »Komisch. Normalerweise rufen doch wenigstens ein paar Durchgeknallte an oder solche, die angeblich etwas gesehen haben. Aber es hat wirklich keiner angerufen?«
    »Wenn ich’s doch sage«, antwortete Berger.
    »Das ist schlecht. Schreiben die Zeitungen schon irgendwas?«
    »Nichts Weltbewegendes. Nur im Höchster Kreisblatt steht ein etwas ausführlicherer Bericht im Lokalteil, aber das ist normal.«
    Julia Durant erhob sich und nahm ihre Tasche. »Wenn’s hier nichts weiter zu tun gibt, hauen wir ab.«
    »Viel Glück«, sagte Berger.
    »Was meinen Sie mit Glück?«, fragte Durant ironisch zurück. »Dass wir die Kleine tot finden? Oder gar nicht? Oder«, sie schnippte mit den Fingern, »dass sie einfach so wieder auftaucht?«
    »Glück kann manchmal auch sein, einfach nur Gewissheit zu haben. Ungewissheit kann einen Menschen zerstören. Und Glück kann auch

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