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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sehr großes Einzugsgebiet. Kommen Sie doch einfach mal vorbei und schauen Sie sich um. Vielleicht kriegen Sie ja Lust auf mehr.«
    »Mal sehen. Aber meine Frau könnte es interessieren.«
    Julia Durant und Helga Kautz kamen aus der Bibliothek. Die Kommissarin sagte: »Ich geh nach oben, in Selinas Zimmer.«
    »Brauchst du meine Hilfe?«, fragte Hellmer.
    »Das schaff ich schon alleine.«
    »Sie haben eine sehr attraktive Kollegin«, meinte Emily Gerber mit einem anzüglichen Lächeln. »Wird Ihre Frau da nicht eifersüchtig?«
    »Sie sind beste Freundinnen«, antwortete Hellmer grinsend.
    »Ich kenne einige Fälle, wo der Mann die Frau mit der besten Freundin betrogen hat …«
    »Oder die Frau den Mann mit dessen bestem Freund«, konterte Hellmer.
    »Auch wahr. Wo waren wir gleich stehen geblieben?«
    »Dass ich vielleicht mal auf den Hof komme. Aber noch einmal zurück zu Selina. Haben Sie bei ihr in letzter Zeit eine Veränderung festgestellt?«
    »Nein, sie war wie immer.«
    »Und vorgestern ist auch nichts Außergewöhnliches auf dem Hof vorgefallen?«
    »Du meine Güte, nein. Die Mädchen und wir, ich meine Frau Kaufmann und Frau Malkow, wir haben uns noch einmal über die Frankreichfahrt unterhalten, was für alle ein unvergessliches Erlebnis war, auch wenn ich schon zehnmal dort war, aber ich kann davon einfach nicht genug bekommen. Es ist eine einzigartige Landschaft.«
    »Danke, Frau Gerber, das war’s schon. Meine Kollegin und ich werden ganz sicher in den nächsten Tagen bei Ihnen vorbeischauen. Rein dienstlich, versteht sich.«
    »Sie sind herzlich eingeladen.«
     
    Julia Durant saß auf dem Fußboden und hatte etwa die Hälfte der Schulhefte durchgeblättert, doch in keinem von ihnen fand sich bis jetzt auch nur eine Zeile, die nichts mit der Schule zu tun hatte. Hellmer kam ins Zimmer und sagte: »Noch keinen Erfolg gehabt?«
    »Siehst du doch«, antwortete sie kurz angebunden. »Du kannst mir übrigens doch ein bisschen zur Hand gehen. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass man heute so viele Schulhefte braucht. Hier, nimm die«, sagte sie und reichte ihm fünf Hefte. »Vielleicht hast du ja mehr Glück.« Und nach einer kurzen Pause: »Und was hat die junge Dame so gesagt?«
    »Nichts, was wir nicht schon wüssten.«
    »Sie ist verdammt hübsch«, meinte sie ohne aufzublicken, während sie ein Erdkundeheft in der Hand hielt.
    »Stimmt. Nicht gerade die Frau, die man von der Bettkante stößt.«
    »Ich sag nur Nadine …«
    »Du kennst das doch, Männer sind seit jeher Jäger und Sammler. Aber um dich zu beruhigen, sie ist die Frau unseres Hausarztes. Und mit dem will ich’s mir nun wirklich nicht verderben. Er ist nämlich ein ausgesprochen fähiger Arzt mit sehr ungewöhnlichen Behandlungsmethoden. Außerdem findet sie dich auch sehr attraktiv.«
    »Und wenn sie irgendeine Unbekannte wäre?«
    »Keine Ahnung«, antwortete er mit undefinierbarem Grinsen und setzte sich neben sie auf den Boden.
    »Arschloch. Warum müsst ihr Männer eigentlich immer nach fremden Röcken schauen? Kannst du mir das mal verraten?«, fragte sie und nahm ein anderes Heft vom Boden auf.
    »Hab ich doch schon gesagt, es ist der Jagdtrieb«, antwortete Hellmer immer noch grinsend. »Der pure Jagdtrieb, dieses animalische Verhalten, grrrrrrrr…«
    »Ja, ja, du Tier. Jetzt mach schon, ich will, dass wir hier bald fertig werden.«
    »Du bist doch nicht etwa eingeschnappt?«
    »Nein, verdammt noch mal, ich will wirklich nur endlich wenigstens einen Anhaltspunkt finden. Was in deinem verrückten Schädel vorgeht, interessiert mich nicht.«
    »Schon gut, schon gut, ich sag ja nichts mehr.«
    Er schlug ein Physikheft aus dem zweiten Halbjahr auf, blätterte die erste Seite um, kniff, nachdem er ein paar Seiten gelesen hatte, die Augen zusammen und sagte in seiner typisch trockenen Art: »Hier, vielleicht suchst du ja das.«
    Julia Durant beugte sich zu Hellmer hinüber und las. »Hab Schluss gemacht. Aus und vorbei. Fini. Keine Lust mehr auf kleine Jungs, die noch nichts von Liebe wissen. Sorry, Dennis, but that’s life and love. Farewell oder wie die Franzosen sagen adieu und nicht au revoir.«
    »Das ist es«, sagte Julia Durant und riss ihm das Heft aus der Hand. »Du hast es gefunden, gratuliere … Du meine Güte, da steht ja alles Mögliche drin, nur nichts über Physik. Der erste Eintrag ist vom 7. Mai. Schauen wir doch mal, was das liebe Mädchen noch so alles geschrieben hat. Belanglos … Belanglos … Belanglos

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