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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gut.«
    »Kommen wir gleich zur Sache. Dieser Mischner, von wann bis wann hat er für Sie gearbeitet?«
    »Ich habe die Unterlagen rausgesucht, um nichts Falsches zu sagen. Ich habe ihn am 1.8.97 eingestellt. Er konnte recht gut mit Pferden umgehen, war zuverlässig, fleißig und hilfsbereit, im Prinzip der ideale Stallbursche. Allerdings war er still und introvertiert und hat wohl auch des Öfteren einen über den Durst getrunken, zumindest hatte er ab und zu eine Fahne. Und er war nicht unbedingt eine Intelligenzbestie. Wir hatten allerdings auch hin und wieder das Gefühl, dass er hinter einigen der Mädchen her war …«
    »War das vor der Vergewaltigung, oder kam Ihnen dieser Gedanke erst später?«, wurde sie von Durant unterbrochen.
    »Vorher. Das war im Winter 97/98, an das genaue Datum kann ich mich nicht mehr erinnern, da kam eine unserer Schülerinnenzu uns und hat sich über ihn beschwert. Angeblich habe er sie belästigt, woraufhin ich ihn zur Rede gestellt habe, aber er hat alles vehement abgestritten. Ich wusste nicht, wem ich glauben sollte, ob das Mädchen vielleicht übertrieben oder sich etwas eingebildet hat, jedenfalls habe ich ihm noch eine Chance gegeben.«
    Sie machte eine Pause und sah nach draußen, wo ihre Töchter zusammen mit zwei Freundinnen auf dem Rasen spielten.
    »Entschuldigung, ich war eben mit den Gedanken etwas abwesend. Nun, es ging alles gut, bis das am 20.11.98 passierte. Silvia Maurer war wie Selina fünfzehn und seit einem guten Jahr bei uns. Sie war jedoch nicht sonderlich begabt, hatte nicht das Händchen oder das Gespür fürs Pferd, wenn Sie verstehen, was ich meine. Sie war einfach etwas linkisch. Aber ihre Eltern wollten unbedingt, dass sie reiten lernt, weil sie selber passionierte Reiter sind.« Sie seufzte auf und konnte sich ein kurzes Auflachen dennoch nicht verkneifen. »Ja, und da sie äußerst wohlhabend und einflussreich sind beziehungsweise Letzteres waren, konnte ich das nicht abschlagen.
    Jedenfalls hat sie den Vorfall so geschildert, dass sie nach Einbruch der Dunkelheit und als wohl nur noch Mischner auf dem Hof war, noch einmal zu ihrem Pferd gegangen ist. Und ab da hat sie eine Erinnerungslücke. Sie hat nämlich von hinten einen Schlag auf den Kopf bekommen. Natürlich hat sie nicht gesehen, wer ihr den Schlag verpasst hat, allerdings wurden auch leichte Würgemale an ihrem Hals festgestellt. Sie wurde vergewaltigt und im Stall in einem selten genutzten Raum liegen gelassen. Irgendwann ist sie dann aufgewacht und hat sich rüber ins Lokal geschleppt. Ich war damals nicht dabei, aber Frau Malkow könnte Ihnen sicher mehr dazu sagen.
    Es wurde die Polizei eingeschaltet. Die haben natürlich als Erstes Mischner verhört, und dabei kam heraus, dass er bereits vorbestraft war, was keiner von uns wusste. Ich habe kein polizeiliches Führungszeugnis verlangt, ich habe jemanden gesucht, der sichmit Pferden auskannte. Und er kannte sich aus, das habe ich sofort gesehen. Es gab nicht ein einziges Pferd, mit dem er nicht zurechtkam. Na ja, und da Mischner der Einzige war, der sich zum Zeitpunkt der Vergewaltigung auf dem Hof aufgehalten hat, war er logischerweise für die Polizei von vornherein der einzig in Frage kommende Täter. Was sich letztlich auch als wahr herausstellte, denn es wurden Spermaspuren auf der Kleidung des Mädchens nachgewiesen. Er hat gestanden, kam vor Gericht und wurde zu vier Jahren ohne Bewährung verurteilt. Mehr kann ich nicht sagen. Ich weiß nicht, ob er schon wieder frei ist, und wenn, wo er sich aufhält.«
    »Er wurde vorzeitig aus der Haft entlassen«, meinte Hellmer ernst, »wir kennen auch seinen Aufenthaltsort. Sie sagen, diese Silvia Maurer ist nach Einbruch der Dunkelheit noch einmal in den Stall gegangen. Um welche Zeit war das denn?«
    »Das wusste sie nicht mehr, das habe ich ja schon gesagt.«
    »Sie haben doch aber auch gesagt, sie hätte diese Erinnerungslücke nach dem Schlag gehabt.«
    »Ich weiß es doch selbst nicht genau. Vielleicht war es zwanzig Uhr, vielleicht auch später. Sie kam jedenfalls erst um kurz nach elf in das Lokal.«
    »Okay. Würden Sie Mischner einen Mord zutrauen?«
    Emily Gerber zögerte mit der Antwort, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Ich habe mich mit meinem Mann darüber unterhalten. Er sagt, er glaubt nicht, dass Mischner zu einem Mord fähig wäre. Ich enthalte mich da lieber der Stimme. Fakt ist aber, dass er, seit Selina bei uns war, sich immer irgendwie in

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