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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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geöffnet. Ein etwa vierzigjähriger Türke in einem Rippenunterhemd und Jogginghose stand in der Tür und musterte die Beamten misstrauisch. Aus dem Hintergrund plärrten Kinder, eine Frauenstimme befahl ihnen auf Türkisch, ruhig zu sein. Hellmer hielt ihm seinen Ausweis hin und fragte ihn nach Mischner. Er konnte mit dem Namen offensichtlich nichts anfangen, und so zeigte ihm Hellmer ein Bild von Mischner.
    »Kennen Sie ihn?«
    Das Misstrauen schwand aus seinem Blick, er betrachtete das Bild eingehend, schließlich hellte sich sein Gesicht auf. »Heute nix gesehen. Ob zu Hause, weiß nix. Wohnt in vierter Stock. Ich viel arbeiten«, fügte er hinzu, als müsste er sich dafür entschuldigen, Mischner nur selten zu sehen oder ein Ausländer zu sein.
    »Danke. Gibt es hier einen Hausmeister?«
    »Hausmeister unten, gleich bei Eingang. Aber nicht oft da.«
    »Nochmals danke und auf Wiedersehen.«
    Sie gingen in den vierten Stock, die Treppenstufen des mindestens achtzig Jahre alten Hauses knarrten unter jedem ihrer Schritte. Spinnweben an der Decke und in den Ecken der Flurfenster, die Scheiben entweder blind oder seit Ewigkeiten nicht geputzt, einige der Holzstäbe des Geländers gesplittert.
    Mischners Wohnung lag auf der linken Seite, an der rechten Türwar kein Namensschild angebracht. Hellmer klopfte, wartete, keine Antwort, keine Schritte, keine Geräusche von drinnen.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte er.
    »Ich ruf mal im Büro an und frag, wie das mit seinen Bewährungsauflagen ist. Vielleicht kriegen wir ja grünes Licht und dürfen die Tür vom Hausmeister aufmachen lassen.«
    Sie nahm ihr Handy aus der Tasche, drückte zwei Knöpfe, Berger, der noch immer im Büro war, obgleich er keine Bereitschaft hatte und eine Frau auf ihn wartete.
    »Chef, wir stehen gerade vor Mischners Wohnung. Er scheint aber nicht zu Hause zu sein. Wie sieht’s aus, sollen, können, dürfen wir uns Zutritt verschaffen?«
    »Besteht denn dringender Tatverdacht?«
    »Gegenfrage: Mischner hat doch sicher Bewährungsauflagen bekommen. Hält er die ein?«
    »Moment, ich schau schnell in den Akten nach, Kullmer hat sich den kompletten Vorgang geholt … Hier hab ich’s. Er muss sich zweimal in der Woche bei seinem Bewährungshelfer melden, was er bisher wohl auch immer getan hat. Er darf allerdings bis Januar 2003 den Main-Taunus-Kreis nicht verlassen. Er ist also nicht zu Hause?«
    »Zumindest macht er nicht auf.«
    »Tun Sie, was Sie für richtig erachten. Sie haben mein Okay.«
    »Danke.« Sie steckte das Handy zurück in die Tasche und sagte zu Hellmer: »Geh doch mal runter und schau nach, ob der Hausmeister da ist.«
    »Bin schon unterwegs.«
    Durant berührte die uralten Tapeten, doch es war kein Dreck, nur Gilb. Sie lehnte sich dagegen und wartete. Hellmer kam nach etwa fünf Minuten mit einem älteren Mann wieder, der, wie sie fand, gar nicht in dieses Haus passte. Sie schätzte ihn auf Mitte fünfzig, er war drahtig, sehr gepflegt, sein Blick jedoch eher ernst, aber nicht unfreundlich. Sie wunderte sich, dass er vorhin nicht aufgemacht hatte.
    »Tag«, sagte er und nickte Durant zu. »Sie wollen also zu Herrn Mischner. Liegt etwas gegen ihn vor?«
    »Das wissen wir noch nicht«, antwortete sie diplomatisch. »Wann haben Sie ihn denn zuletzt gesehen?«
    »Da fragen Sie mich zu viel. Sie haben sowieso Glück, dass Sie mich heute antreffen, ich wohne nämlich ein paar Straßen weiter. Hier unten ist nur mein Büro.«
    »Und was machen Sie dann heute hier? Wir haben doch auch bei Ihnen geklingelt.«
    »Bürokram. Außerdem mache ich nicht jedem auf«, sagte er mit gesenktem Blick und fummelte am Schlüsselbund herum. Nachdem er den passenden Schlüssel gefunden hatte, steckte er ihn ins Schloss. Die Tür war nicht abgeschlossen, sondern nur zugezogen.
    »Wie lange sind Sie noch hier?«, wollte Durant wissen.
    »Ein bis zwei Stunden etwa, warum?«
    »Falls wir Fragen haben. Im Moment brauchen wir Sie nicht.«
    Sie traten in die Wohnung und machten die Tür hinter sich zu.
    »Bäh, was stinkt das hier!«, sagte Durant und verzog angewidert das Gesicht. »Dazu diese Hitze! Ob der schon jemals gelüftet hat? Die Vorhänge zu, und der Fußboden erst. Wie kann man bloß in einem solchen Saustall hausen?«
    »Du hast doch schon ganz andere Sachen gesehen«, bemerkte Hellmer trocken. »Weißt du noch, die werte Dame, die so perfekt gestylt war, als sie bei uns auf dem Präsidium erschien? Aber ihre Wohnung … Dagegen ist das hier

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