Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
Story, die sich aus der Sache ergibt, damit sie in maximaler Qualität erscheinen kann«, erklärte White. »Sie ist in keiner Weise von Ihrer Zustimmung abhängig. Wir sind es, die entscheiden, was reinkommt und was draußen bleibt. Wir sagen Ihnen jedoch im Voraus, was wir haben, so dass wir … hmm … möglichst keine Aspekte Ihrer Ermittlungen unterminieren.«
Lucas sah Stone an, der das übliche Anwaltslächeln produzierte: nur ein Verziehen der Lippen.
»Sehr freundlich von Ihnen«, sagte Lucas. »Kriegen wir Ausdrucke von dem, was Ruffe geschrieben hat?«
Ignace sah Stone an, der nickte, und tippte dann auf eine Taste. Im Hintergrund begann ein Drucker zu summen, und Ignace sagte: »Fünfzehn Sekunden.«
Der junge Mann, der die beiden Cops abgeholt hatte, sagte: »Ich hole die Ausdrucke« und ging zum Drucker.
Lucas wandte sich an Ignace. »Wann ging der Anruf ein?«
Ignace antwortete mit scharfer Stimme: »Es ergibt sich an dieser Stelle die ernsthafte Frage, wie viel Kooperation wir Ihnen schulden …«
Lucas steckte die Hände in die Hosentaschen, seufzte und
sagte dann: »Ruffe, seit vielen Jahren sitze ich immer mal wieder mit Reportern beisammen und diskutiere mit ihnen über philosophische Fragen wie diese, und ich würde mich freuen, auch mit Ihnen darüber einen Meinungsaustausch zu führen, aber wir, wir alle …« - Lucas deutete auf White und Stone - »… haben eine Übereinkunft geschlossen: Sie sind nicht dazu da, uns bei unseren Ermittlungen zu unterstützen, und bleiben somit sozusagen außen vor, aber Sie stellen sich andererseits auch nicht gegen uns, wenn es darum geht, einen Schwerverbrecher zu überführen, vor allem, wenn erkennbar ist, dass wir die benötigten Informationen sowieso bekommen. Wenn es sein muss, holen wir Sie zu einer Vernehmung ins Präsidium, wir können Anwälte und Richter mit der Sache befassen, wir können am Image der Zeitung durch entsprechende öffentliche Statements kratzen, und vielleicht kommt es zu Schadensersatzklagen möglicher zukünftiger Opfer des Verbrechers gegen die Zeitung, und wir kriegen die Informationen ohnehin, und alles, was Sie erreicht haben, ist eine Verzögerung der Abläufe zu Gunsten des Mistkerls, der diese Menschen umbringt. Ist es das, worüber Sie mit mir reden wollen?«
»Er will nicht über diese Thema reden«, sagte Stone freundlich.
»Doch, genau das ist es«, knurrte Ignace.
»Nein, das ist es nicht«, sagte Stone mit scharfer Stimme.
Der junge Mann kam mit den Ausdrucken der Story zurück, und Lucas und Sloan nahmen sie entgegen. Lucas überflog sein Exemplar und fragte dann erneut: »Um wie viel Uhr ging der Anruf ein?«
»Ein paar Minuten vor elf«, antwortete White. »Die exakte Uhrzeit wissen wir nicht.«
Lucas zu Ignace: »War es ein direkter Anruf, oder kam er über die Vermittlung?«
»Wahrscheinlich Vermittlung«, erwiderte Ignace mit betontem Widerstreben. »Die Direktwahl steht nicht im Telefonbuch.«
Sloan sagte zu Lucas: »Ich kläre, woher den Anruf kam.« Er trat zur Seite und zog sein Mobiltelefon aus der Jackentasche.
Stone fragte stirnrunzelnd: »Was ist los mit Sloan? Er sieht furchtbar aus.«
»Ich weiß es nicht genau, aber ich würde ihm vorsichtshalber nicht die Hand schütteln«, antwortete Lucas. Zu Ignace: »Der Mann sagte, er würde vielleicht wieder anrufen?«
»Ja, das hat er gesagt.« Ignace hatte die Haltung des Proforma-Widerstands aufgegeben und genoss es jetzt, im Mittelpunkt zu stehen. Er sagte zu White: »Ich denke, wir sollten uns unsere Kooperation auf jeden Fall honorieren lassen. Zugang zu Informationen der Cops kriegen oder so was.«
White hob eine Augenbraue, und Lucas sagte zu ihr: »Wir werden uns erkenntlich zeigen, so oder so. Sie wissen das.«
Sie nickte, und Lucas fragte Ignace: »Wie klang der Mann? Er soll ja eher ein dumpfes Arschloch sein.«
»Seine Stimme klang irgendwie unheimlich. Er beklagte sich, Rice hätte ihm gegen die Kehle getreten; wann oder wie hat er nicht gesagt. Er hat also … ja, gewispert. Es klang wie … wie in einem Horrorfilm. Heiseres Wispern.«
»Wie war seine Sprache?«
»Ich habe alles wortwörtlich notiert«, sagte Ignace. Er nahm den Notizblock vom Schreibtisch, blätterte ihn auf, und Lucas sah, dass er seitenweise mit Kurzschriftzeichen voll gekritzelt war. Trotz aller Verachtung für Ruffe war er beeindruckt - der junge Mann hatte dafür gesorgt, dass er die nötigen Hilfsmittel für die Ausübung seines Jobs besaß. »Soll
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