Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
wie schnell Sie eben gefahren sind?«
»Ja, ja, Mann. Ich will schleunigst nach Hause, verstehen Sie?«
»Mein Gott, Sie werden eine dicke blaue Nase bekommen, Davenport«, sagte der Patrolman mit ernstem Mitgefühl. »Sie sehen echt beschissen aus.«
»Vielen Dank«, erwiderte Lucas. »Mit dieser Beurteilung stehen Sie in voller Übereinstimmung mit mehreren Cop-Kollegen.«
DREIZEHN
L ucas begab sich in die Notaufnahme des Regions Hospital, wo eine Ärztin mit sanften, warmen Fingern an seiner Nase herumdrückte, feststellte, dass die Blutung gestoppt zu sein schien, und ihn dann fragte, wie es Weather in England gehe.
»Sie kennen meine Frau?«
»Ich habe sie bei meinem chirurgischen Pflichtseminar an der Universität getroffen«, erklärte die Ärztin. »Sie hat großartige chirurgische Fähigkeiten.«
»Ich lag auch schon mal unter ihrem Messer«, erwiderte Lucas.
Die Ärztin lächelte ihn an und sagte: »Ich weiß. Die berühmte Geschichte von dem Luftröhrenschnitt. Sie sagte damals, wenn wir unseren Partnern wirklich imponieren wollten, sollten wir ihnen kurz mal die Kehle aufschlitzen.«
Sie lächelte erneut, aber Lucas dachte an Angela Larson und Adam Rice und verzog das Gesicht. Die Ärztin, immer noch mit den Fingern an seiner Nase, fragte: »Oh, hat das wehgetan?«
»Nein, nein. Wie ist Ihre Diagnose?«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn mit einem Blick an, den er als skeptisch deutete. »Sie haben einen kräftigen Schlag auf die Nase bekommen, und es sieht so aus, als ob Ihr armes Riechorgan das schon öfter hätte erleiden müssen. Ich konnte Narbengewebe auf dem Nasenbein ertasten.«
»Ja, beim Eishockey, und einmal auch … Ist ja egal.«
»Diesmal ist es nur ein Knochenriss, kein echter Bruch. So was lässt man am besten in Ruhe ausheilen. Ich setze Ihnen eine Plastikschutzkappe auf die Nase und gebe Ihnen ein Rezept für ein paar Schmerztabletten, damit Sie schlafen können.«
Doch selbst mit dem Schmerzmittel konnte er nicht schlafen, und da die Tabletten sein Gehirn vernebelten, konnte er auch nicht über den Fall Charlie Pope nachdenken. Die Schutzkappe auf der Nase machte ihn wahnsinnig, und um zwei Uhr morgens zog er sie ab und warf sie weg. Den Rest der Nacht verbrachte er sitzend in einem Ledersessel, in halb aufrechter Position, schwankend zwischen unruhigem Schlummer und Benommenheit.
Er bekam dann doch noch ein paar Stunden Schlaf: Um fünf Uhr sah er letztmals auf die Uhr, und als Weather um acht anrief, schlief er fest. Das Telefon klingelt dreimal, ehe er abhob; sein Rücken schmerzte von der ungewohnten Schlafposition in dem Sessel, und sein Gesicht schmerzte von Clantons Faustschlag.
»Wie geht es dir?«, fragte Weather fröhlich.
Nach dem Ende des Gesprächs mit Weather ging er ins Badezimmer und sah sich sein Gesicht im Spiegel an. Er hatte einen Bluterguss von der Größe einer Untertasse um die Nase und ein schlimmes blaues Auge - eher ein purpurrotes Auge mit grellroten und graugelben Streifen dazwischen, wie er erkannte.
»Oh mein Gott«, stöhnte er.
Er ging zurück zu seinem Sessel, setzte sich und schloss die Augen. Nach einer weiteren halben Stunde im Zustand der Benommenheit klingelte erneut das Telefon. Sloan sagte: »Wie ich gehört habe, hat man dir die Nase zertrümmert.«
Lucas stöhnte und sah auf die Uhr. Zeit, ins Büro zu fahren. »Ja. Mein ganzer verdammter Kopf schmerzt. Ich musste im Sitzen schlafen.«
Sloan schien ein glucksendes Lachen zu unterdrücken. »Hat man dir Stäbchen reingeschoben? In die Nase?«
»Nein. Sie haben ein bisschen dran rumgedrückt und mir Schmerztabletten gegeben.«
»Du hast bestimmt ein hübsches blaues Auge, hmm?«
»Du bist ein Sonnenstrahl in der Düsternis meines Lebens«, sagte Lucas. »Wie geht’s deiner Erkältung?«
»Ich sterbe. Aus jeder meiner Körperöffnungen rinnt gelbliches Zeug.«
»Du Armer. Lieber eine zerschlagene Nase als so was.«
»Na ja, darüber muss ich erst mal nachdenken …«
Lucas berichtete ihm von dem Amphetaminlabor. Sloan fasste zusammen: »Es ist also nichts dabei rausgekommen als ein Schlag auf deine Nase.«
»Nein, so ist’s nun auch wieder nicht«, sagte Lucas mit ernster Stimme. »Ich habe was rausgefunden.«
»So? Was denn?«
»Dieser Clanton, der Kerl, der mich mit seinem Schlag auf den Arsch befördert hat … Nachdem wir ihn festgenommen hatten, saß ich mit ihm zusammen auf dem Rasen, und ich versuchte, ihn über Pope
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