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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Mutter fort, »Rechtsanwalt ist ein guter Beruf. Außerdem kannst du so jemanden gut brauchen, denke ich. Bei all den Sachen, in die du immer hineingerätst.«
    Ich musste grinsen. Oskar als mein persönlicher Rechtsberater in allen Lebenslagen. So hatte ich unsere Beziehung bisher noch nicht gesehen.
    Meine Mutter war nun nicht mehr zu stoppen. »Aber warum war er noch nie verheiratet? Ich meine, mir ist das recht so, aber man fragt sich doch, wenn ein Mann in seinem Alter ledig ist. Vielleicht hat er Probleme, sich zu binden. Ich sage das nur, damit du keine unliebsamen Überraschungen erlebst.«
    »Um dich zu beruhigen: Er hat beinahe zwanzig Jahre mit einer Frau zusammengelebt, dann hat sie ihn verlassen.«
    »Warum hat er sie nicht geheiratet?«
    »Weil sie keinen Grund dafür sahen.«
    »Und dann ist sie auf und davon.«
    »Wer?«
    »Na seine Freundin, wahrscheinlich hat er sie zu lange nicht geheiratet.«
    »Sie hat einen amerikanischen Undergroundfilmer kennen gelernt. Mit dem ist sie weg.«
    »Du liebe Güte.« Meine Mutter verstummte. Keine Ahnung, was sie sich unter einem Undergroundfilmer vorstellte. Oskars Freundin war wie er Anwältin gewesen. Offenbar hatte sie plötzlich genug vom zufrieden-biederen Leben gehabt. Vor drei Monaten war eine Postkarte von ihr gekommen – sie sei mit ihrem Filmemacher und einigen anderen Leuten auf Motorrädern quer durch die USA unterwegs. Natürlich würde das alles filmisch dokumentiert.
    »Jedenfalls würde ich ihn gerne kennen lernen«, beharrte meine Mutter.
    Die Türglocke beendete unser Gespräch. Vesna stand draußen.
    »Es wird früh Winter«, sagte sie und hängte den feuchten Mantel auf einen Haken.
    Sie ließ sich zu einem Sherry überreden, und wir setzten uns an meinen massiven Holztisch im Wohnzimmer. Ich hatte ihren prüfenden Blick bemerkt und sagte: »Ich habe sogar die Blumen gegossen.«
    Vesna stand auf und kontrollierte es nach. »Aber noch nicht vor lange.«
    »Ich ersticke schon nicht im Dreck, wenn du eine Zeit lang seltener kommst.«
    »Na, hoffentlich. Übermorgen komme ich und putze. Oder soll ich jetzt …?«
    »Untersteh dich. Du bist da, um zu essen und mir zu erzählen, was läuft.«
    »Seltsame Sache«, begann Vesna, »die läuft. Karin Frastanz ist heute nicht zur Arbeit gekommen.«
    »Wahrscheinlich hat sie ihren Krankenstand verlängert. Oder sie hat die Grippe bekommen, das ist bei diesem Wetter ja kein Wunder.«
    »Aber sie war schon Freitag und Samstag da, nicht offiziell, sie hat Bestände kontrolliert und mit vielen Leuten geredet. Hat gesagt, dass sie topfit ist und froh, dass Arbeit wieder anfangt. Der ist die Decke schon auf den Kopf gefallen. Außerdem will sie herausfinden, wer sie angeschwärzt hat. War aber ganz friedlich dabei.«
    »Habt ihr sie angerufen, nachdem sie nicht zur Arbeit gekommen ist?«
    »Sie hat sich nicht gemeldet.«
    Ich ging zum Telefon, fand den Zettel mit ihrer Nummer in meiner Handtasche und wählte. Fünfmal, sechsmal, siebenmal läutete es. Ich zählte noch einmal bis fünf und legte auf. »Habt ihr im Krankenhaus nachgefragt?«
    »Ja, das hat Feinfurter gemacht. Alles in Ordnung mit Karin, haben sie gesagt, sie war vor ein paar Tagen zum letzten Mal bei der Kontrolle. Alle sagen, dass das der roten Karin gar nicht ähnlich sieht. Verlässlich ist sie, sagen alle.«
    »Sie hat Kinder, vielleicht wissen die etwas.«
    »Wäre möglich, aber seltsam ist es schon. Feinfurter war wütend, weil sie in der Fleischabteilung die einzige Fachkraft ist. Da ist es dumm, wenn sie fehlt. Der Fleischer, der eingesprungen ist, ist jetzt schon in einer anderen Filiale. Wegen der Grippewelle.«
    »Hat die Kommissarin auf unser Schreiben reagiert?«
    »Das war es, was ich eigentlich erzählen will, ja, sie hat. Offenbar ist sie eine Tüchtige. Sie hat Beamte geschickt, die noch einmal alle gefragt haben, was am Tag war, als Karin unter die Kisten gekommen ist. Die rote Karin hat sie am Samstag gleich als Erste gefragt. Von ihr weiß ich das auch. Sie hat der Kommissarin gesagt, jetzt, wo sie darüber nachdenkt: Der Porsche von Heller ist im Hof vor dem Lager gestanden. Mehr hat sie nicht gesagt, sicherheitshalber. Dann ist sie noch gefragt worden, ob Heller ein Motiv gehabt hat, sie ums Eck zu bringen. Sie hat Gewerkschaftssachen erzählt, aber nicht zu viel. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er deswegen die Kartons umgestoßen hat.«
    Ich nickte. Mir ging es auch so.
    »Ich habe ein komisches Gefühl, dass sie

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