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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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gefrorenen Rindfleischstücke stammten ausschließlich aus sechs Filialen. Schweinefleisch, Kalbfleisch und Biofleisch waren in Ordnung. Wir konnten uns beide keinen Reim darauf machen. War das mit den sechs Filialen Zufall? Wurden nur Filialen, bei denen man wusste, dass die Fleischer nicht aufmucken würden, beliefert? Die Chemikerin schärfte mir ein, nicht übertrieben zu reagieren. Gesundheitsschädlich war das Fleisch trotz einiger kleinerer Verstöße gegen das Lebensmittelgesetz nicht.
    »Es ist Betrug«, sagte ich, »sie werben mit Frischfleischgarantie.«
    »Seien Sie vorsichtig. Wenn das in ganz Österreich gespielt wird, geht es um sehr viel Geld. Und um die Reputation von Ultrakauf, vielleicht auch von Superkauf.«
    »Sie bleiben trotzdem dabei, ich darf Ihre Ergebnisse veröffentlichen?«
    »Ja, das geht in Ordnung. Ich kann beweisen, was ich analysiert habe. Ich kann aber nicht beweisen, woher das Fleisch stammt. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass es aus dem Zentrallager kommt. Wenn sie dort regelmäßig Fleisch auftauen, müsste es auffallen. Es wird ständig kontrolliert, und so einfach ist es nicht, sich alle Kontrolleure zu kaufen.«
    »Das werde ich herausfinden.«
    »Grüßen Sie Doktor Kellerfreund von mir, er ist ein großartiger Kerl.«
    »Ja, das ist er.« Ich hatte mit ihm gestritten. Ich hatte die Versöhnung verpatzt.
    Vesna ging aufgeregt vor dem Chicken-Jack-Stand auf und ab. »Ich werde nachsehen, woher Fleisch kommt. Fahrer kommt mit LKW, meist in der Früh, gleich wenn das Geschäft aufsperrt. Manchmal auch am Nachmittag. Er kommt vom Zentrallager, sagt Jitka. Das wird stimmen. Das Fleisch wird im Zentrallager in die LKWs verladen. Dort kommt das aufgetaute Fleisch dazu oder eben nicht. Ich muss im Zentrallager nachschauen. Es gibt Schulungen für Personal. Aber sicher nicht mehr vor Weihnachten. Das dauert zu lange. Ich muss so ins Zentrallager kommen. Am besten mit LKW, als blinder Passagier. Ich horche Jitka aus oder vielleicht wen, der sich noch besser dort auskennt. Dann sehe ich nach.«
    »Und verschwindest, wie Karin verschwunden ist. Das ist zu gefährlich. Ich werde vorgeben, für irgendeine Story zu recherchieren. Dann müssen sie mich ganz legal hineinlassen.«
    »Das glaubst du selbst nicht. Wo sie schon dem ›Magazin‹ drohen und die dir. Wenn die merken, du bist ihnen jetzt eng auf der Spur, da wehren sie ab. Deinen Job bist du dann vielleicht auch los. Und was mache ich? Ich brauche Kundin Mira Valensky, ganz abgesehen von Freundin. Außerdem sie zeigen dir nicht, was du sehen willst, und lassen dich keine Sekunde aus den Augen.«
    Ich seufzte. Ich mochte solche Aktionen nicht, aber trotzdem sagte ich zu Vesna: »Dann fahre ich mit im LKW. Wenn du dich verstecken kannst, dann kann ich das auch. Zu zweit kann weniger geschehen. Wenn alles schief geht, kann ich mich noch immer als Journalistin zu erkennen geben und versuchen, die Geschäftsführung mit dem aufgetauten Rindfleisch unter Druck zu setzen.«
    Vesna nickte sofort. »Ich werde sehen, wie das am leichtesten geht und wie wir im Zentrallager nicht auffallen. Vor Weihnachten ist besonderer Wirbel, wo Chaos ist, ist es leichter. Ich überlege mir Weg, und dann fahren wir.«

16.
    Zwei Tage später war es so weit. Laut Vesna war es kein großes Problem, sich ins Zentrallager einzuschmuggeln. Weiße Mäntel, große Plastikschürzen, Überschuhe aus Plastik und ein Haarschutz waren für alle vorgeschrieben, die dort arbeiteten. Es war dieselbe Ausrüstung, wie sie auch im Ultrakauf beim Zerteilen des Fleisches getragen werden sollte. Mit Karins Schlüsselbund holte Vesna ihren Mantel aus dem Spind, einen zweiten, Schürzen, Schutzhauben und -schuhe bekam sie von Jitka, der sie eine haarsträubende Geschichte von einer verfrühten Faschingsparty erzählt hatte.
    Nun musste es uns nur noch gelingen, unbemerkt bis zum Zentrallager zu kommen. Vesna hatte den LKW-Fahrer beobachtet.
    »Er ist mit dem Ausladen beschäftigt, und dann geht er und raucht, in einer Ecke.« Der Laderaum des LKWs, so hatte Vesna geklärt, war nach dem Ausladen leer. Offenbar lag die Filiale in der Mayerlinggasse am Ende seiner Tour. Aber es gab ein paar Decken, unter denen man sich verstecken konnte.
    Lange bevor der Morgen dämmerte, wartete ich zitternd bei der LKW-Zufahrt des Supermarktes auf ein Zeichen von Vesna. Sie war, obwohl sie keine Frühschicht hatte, mit der ersten Mannschaft in den Supermarkt gekommen. »Wird nicht

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