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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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dass Heller und Karin hinter den Betrug gekommen waren, dann musste jemand rindvieh.com davon erzählt haben. Etwa doch der Filialleiter? Jemand, an den wir gar nicht gedacht hatten? Vielleicht dieser Capo, der Anführer des Tschuschenblocks? Vielleicht hatte sich Karin getäuscht, und es war nicht Heller, sondern Capo gewesen, der die Cognac-Kisten auf sie gekippt hatte? Der arbeitete immerhin im Lager. Heller war gekommen und hatte seltsame Fragen gestellt. Aber entsprach das nicht genau der Beschreibung, er sei eben immer ein schrecklicher Wichtigtuer gewesen?
    Ich fischte die Garnelenpanzer heraus, gab mit Ausnahme der Shrimps alle Meeresfrüchte in die Pfanne, rührte gut um und goss mit etwas Wasser und Sahne auf. In einem Gefäß versprudelte ich Weißwein mit einem Löffel Maisstärke.
    Ich war gespannt, ob Oskar auf bessere Ideen als ich kommen würde. Vorausgesetzt, er war bereit, mit mir darüber zu reden. Ich hatte auf einmal Angst davor, wie er reagieren würde. Aber war er nicht Anwalt? Er war daran gewöhnt, dass nicht alle den ganz geraden Weg gingen.
    Nach fünf Minuten rührte ich die Maisstärke ein, beobachtete, wie die Sauce dicklich wurde, ließ sie noch einmal aufkochen und drehte die Flamme ab. Ich füllte Wasser in meinen großen Nudeltopf, gab Salz dazu und stellte es am Herd bereit.
    Oskar kam gegen zehn mit einer Flasche Bordeaux und einer roten, langstieligen Rose.
    »Die hab ich einem Jungen gleich hier in der Gasse abgekauft. Er war mit einem riesigen Strauß von Lokal zu Lokal unterwegs.«
    Ich nickte. »Ich kenne ihn.«
    »Ich habe mit meiner Mutter telefoniert und ihr erzählt, dass du Weihnachten zu deinen Eltern fährst. Ihr tut es Leid, aber das hat sie natürlich eingesehen.«
    Wir saßen bei einem Glas Prosecco und ein paar gefüllten Oliven. Ich sah ihn liebevoll an.
    »Ich werde sie kennen lernen, bald schon, wenn du möchtest. Bloß sollte nicht gleich die ganze Verwandtschaft mit dabei sein.«
    »Es wäre zu viel Familie auf einmal gewesen. Ich wollte dich nur so bald wie möglich vorführen.«
    Mich vorführen. Genau das war das Problem. »Reicht es nicht, wenn wir uns kennen? Für mich haben solche ›Vorführungen‹ einen erschreckend offiziellen Charakter.«
    »Ich habe nichts dagegen, unsere Beziehung offiziell zu machen.«
    »Ich habe nicht das Gefühl, unsere Beziehung braucht das.«
    Jetzt erst bemerkte ich, dass ich seinen Ring nicht trug. Ich hatte ihn auf unserem Ausflug in die Welt der Fleischverarbeitung daheim gelassen und seither nicht daran gedacht, ihn wieder anzustecken. Wenn Oskar es bemerkt hatte, dann war seine Reaktion darauf zum Glück sehr zurückhaltend gewesen. Ach was, es gab keinen Zwang, den Ring immer am Finger zu haben.
    »Das Nudelwasser kocht sicher schon«, sagte ich und stand auf, ging aber nicht in die Küche, sondern zuerst ins Schlafzimmer, um den Ring vom Nachtkästchen zu nehmen.
    Ich wärmte die Meeresfrüchtemischung vorsichtig auf. Nun die Shrimps dazu, zwei Minuten ziehen lassen, dann die Flamme wieder abdrehen. So blieben die Shrimps saftig und kringelten sich nicht wie gedörrte Obstmaden ein. Einen letzten großzügigen Schuss Sahne, durchrühren. Die Linguini waren inzwischen bissfest, ich seihte sie ab und vermischte Nudeln und Meerestiere. Wie lange ich wohl keinen Appetit auf Fleisch haben würde? Ich erinnerte mich an den feuchtkühlen Geruch nach Blut und Stahl und nahm aus der Cognacflasche, die noch neben dem Herd stand, einen großen Schluck.
    »Ich habe dir eine ganze Menge zu erzählen«, sagte ich, als ich die Schüssel mit den Linguini zum Tisch trug.
    Oskar reagierte etwas gekränkt, dass ich ihn nicht im Vorhinein von unserer Aktion verständigt hatte.
    »Wir haben uns nicht gesehen, und am Telefon wollte ich nicht darüber reden«, erklärte ich. Er wollte wohl nicht schon wieder Missstimmung aufkommen lassen und akzeptierte die Erklärung. Seiner Meinung nach wäre es am besten, der Kriminalpolizei endlich alle Fakten zu präsentieren. Das hatte ich mir fast gedacht.
    »Machen wir«, beschwichtigte ich ihn, »bald.«
    Ich lachte etwas nervös. »Vesna hatte eine Idee. Sie hat gemeint, ich soll dich ›einkochen‹ und dann um Hilfe bitten.« Ich genierte mich ein wenig dafür, Vesnas Berechnungen verraten zu haben. Andererseits: Es schien mir der kleinere Verrat zu sein.
    »Natürlich helfe ich, du brauchst mich nicht ›einzukochen‹, auch wenn die Seafood-Linguini dafür sehr geeignet sind.« Er nahm sich

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