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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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eine zweite Portion. Ich hatte meine noch nicht einmal zur Hälfte gegessen.
    »Sei vorsichtig, was Vesna vorgeschlagen hat, verlangt eine Menge von dir.«
    »Ich hoffe, ich soll nicht auch als blinder Passagier in einem Fleisch-LKW herumfahren. Dafür bin ich einfach nicht gebaut. Ich bin nicht so mutig wie ihr.«
    War ich mutig? Ich hatte mich heute früh jedenfalls nicht so gefühlt. »Vesna meint, der LKW-Fahrer ist nur ein kleines Rädchen beim Fleischbetrug. Aber er muss einiges wissen. Man müsste ihn nur zum Reden bringen. Zuckerbrot, du weißt schon, dem Leiter der Mordkommission, würde es gelingen.«
    »Hast du nicht ohnehin erzählt, dass er nach den Feiertagen zurückkommt?«
    »So lange wollen wir nicht warten. Karin ist schon seit Wochen verschwunden.«
    »Ihr glaubt, dass sie noch lebt?«, sagte Oskar langsam.
    »Ich weiß es nicht. Es muss einen Grund geben, warum sie nicht einfach wie Heller erschossen wurde.«
    »Vielleicht hängen beide Vorfälle nicht miteinander zusammen.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls möchten wir, dass du mit dem LKW-Fahrer redest.«
    »Warum sollte er mir die Wahrheit sagen?«
    »Vesna hat gemeint, sie bereitet ihn auf das Gespräch vor. Ein vertrauliches Gespräch mit einem Juristen, bei dem er sein Gewissen erleichtern kann und als Lohn für seine Zusammenarbeit keine oder eine geringere Strafe zu erwarten hat.«
    »Wie sollte ich ihm so etwas zusichern können?«
    »Kannst du nicht, das wird Vesna machen.«
    Oskar sah mich misstrauisch an. »Was wird Vesna dem LKW-Fahrer sonst noch einzureden versuchen?«
    Ich nahm einen Schluck Rheinriesling und sagte: »Dass du ein hohes Tier im Sicherheitsbüro bist.«
    Oskar schüttelte den Kopf: »Schon einmal etwas von Amtsanmaßung gehört? Das ist ein Straftatbestand.«
    »Du würdest bloß als ›Doktor K.‹ auftreten, daran ist nichts gelogen.«
    »Irgendwann, wenn alles so geht, wie ihr euch das vorstellt, werdet ihr ja die Behörden einschalten müssen. Spätestens dann kommt heraus, wie es zu der Aussage gekommen ist.«
    »Weil der LKW-Fahrer einem Irrtum aufgesessen ist. Außerdem: Wem wird man mehr glauben: Uns, die wir die Sache aufgedeckt haben, oder dem LKW-Fahrer, der am Fleischbetrug beteiligt ist?«
    »Ich dachte, du bist für Fairness.«
    »Ich sehe die Sache eben realistisch. Tausendprozentig fair geht eben nicht, oder ist dir das neu?«
    »Wer sagt, dass er überhaupt etwas erzählt?«
    »Vesna.«
    Oskar seufzte, schwieg eine Zeit lang und sagte: »Wir brauchen ein Tonband. Das ist zwar auch illegal, aber so kann, wenn es hart auf hart kommt, nicht nur seine Aussage nachgewiesen werden, sondern auch, dass ich mich nie als Beamter der Sicherheitsdirektion oder etwas Ähnliches ausgegeben habe.«
    Ich fiel ihm um den Hals.
    Er murmelte, den Kopf in meinem Haar: »Warum habe ich nicht eine junge Lehrerin kennen lernen können? Oder eine Köchin? Vielleicht eine Stewardess?«
    »Weil dir das zu langweilig wäre.«

18.
    HAMMER! Künstleragentur und Eventmarketing« war auf dem Messingschild des Gassenlokals zu lesen. Telefonisch hatte ich einen Termin mit Günter Hammerschmied, dem Besitzer der Firma, vereinbart. Ein roter Porsche stand zu zwei Dritteln im Halteverbot am Straßenrand. Ich hatte das »Magazin« über meinen Ausflug nicht informiert. Niemand hinderte mich daran, auf eigene Faust zu recherchieren. Wenn wir in einer der nächsten Ausgaben genug Platz haben würden, konnte ich ja wirklich einen kleinen Bericht darüber liefern, wie Künstleragenturen arbeiteten.
    Eine Sekretärin in einem ultrakurzen pinkfarbenen Minirock öffnete mir. Ich hätte in einer solchen Aufmachung erbärmlich gefroren. Aber man musste neidlos anerkennen, ihre Beine waren in Ordnung. Eigentlich mehr als das.
    »Herr Direktor Hammerschmied erwartet Sie schon«, sagte sie, und ich stellte mit böser Befriedigung fest, dass ihre Augen wie kleine Knöpfe aussahen und zu nah beieinander standen.
    Das Büro wirkte nicht, als ob hier außer der Sekretärin und Herrn Direktor Hammerschmied noch jemand arbeiten würde.
    Ich trat mit strahlendem Lächeln in das Chefbüro. Hammerschmied war etwas über vierzig und versuchte auszusehen wie dreißig. An den Wänden hingen Künstlerfotos. Ich glaubte ein Popsternchen zu erkennen, das vor Jahren beim Eurovisions-Songcontest den vorletzten Platz gemacht hatte.
    »Das«, er machte eine ausladende Geste, »ist nur das Büro. Wir arbeiten weltweit!«
    Ich nickte. Die nächste halbe

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