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Kaltes Gift

Kaltes Gift

Titel: Kaltes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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gleich
neben dem Haus, wo all die Leichen entdeckt worden waren. Den Garten
des Todes, wie er ihn insgeheim genannt hatte.
    »Fragen Sie noch mal bei Doktor Catherall nach«, sagte er.
»Ich möchte wissen, ob irgendeins dieser Toxine aus gewöhnlichen
Gartenpflanzen gewonnen werden kann. Erinnern Sie sich? Kolchizin
stammt aus der Herbstzeitlose.«
    »Klar, Boss, wie könnte ich das vergessen?«
    Als sie davonging, schaute Lapslie sich noch einmal im
Ermittlungsraum um. Alle schienen emsig beschäftigt. Er ging hinaus,
ehe ihn das Geschnatter und Geklapper wieder übermannte.
    Als er bei geschlossener Tür im Ruheraum saß, entspannte er
sich langsam wieder. Nach und nach formte sich in seiner Vorstellung
ein Bild der Mörderin; noch vage und verschwommen, aber unverkennbar.
Zum Beispiel war sie geradezu zwanghaft methodisch. Die Art und Weise,
wie sie die Finanzen ihrer Opfer handhabte, bewies, dass sie eine
komplexe Menge an Fakten gleichzeitig im Kopf behalten konnte, und die
Art, wie sie nach jedem Mord Postkarten und Weihnachtsgrüße versandte,
deutete darauf hin, dass sie jeweils detaillierte Hintergrundkenntnisse
besaß. Sie mordete nicht einfach und zog dann weiter, nein, sie hielt
die Räder am Laufen, erhielt all ihre Opfer am Leben. Glaubte sie in
gewisser Weise, dass sie nicht wirklich tot waren, wenn sie sie so am
Leben erhielt?
    Speckgeschmack rieselte über seine Zunge, ehe er das Klopfen
an der Tür registrierte. Er wandte den Kopf. Dort stand Emma Bradbury.
Er bedeutete ihr, hereinzukommen.
    »Dr. Catherall sagt, all diese Gifte können ganz einfach aus
einer ausreichenden Menge Pflanzen hergestellt werden. Sie hat immer
weiter geredet, und ich konnte nicht schnell genug mitschreiben, aber
ich hab doch mitgekriegt, dass einige dieser Pflanzen ganz gewöhnliche
Wild- oder Gartengewächse sind, andere dagegen eher ziemlich unbekannt.
Spezialisten-Substanzen gewissermaßen.«
    »Dann ist dieses Haus, wo die Leichen gefunden wurden, die
Operationsbasis unserer Mörderin«, meinte Lapslie grimmig. »Dorthin
kehrt sie immer wieder zurück, nicht bloß, um frische Leichen
abzuladen, sondern auch, um sich ihr Rohmaterial zu beschaffen. Ich
glaube, der Garten ist unsere Mordwaffe.«
    »Der Garten?«
    »Lassen Sie einen der Leute einen Botaniker kontaktieren. Ich
möchte, dass der sich den Garten vornimmt und herausfindet, welche
Pflanzen giftig sind, welcher Teil davon giftig
ist, und um welches Gift es sich handelt.«
    Emma sah perplex aus. »Wo sollen wir denn einen Botaniker
herkriegen?«
    Lapslie zuckte die Schultern. »Eine Universität, ein
Gartencenter, egal woher. Fragen Sie meinetwegen Alan Titchmarsh, aber
schaffen Sie irgendwie einen Experten in den Garten. Und stellen Sie
sicher, dass jemand das Haus überwacht. Ich will, dass jeder, der dort
hinkommt, überprüft wird, Postboten und Hausierer eingeschlossen.«
    »Gut, Boss. Ach, PC Swinerd hat Sie übrigens gesucht. Er sagt,
er ist fertig mit der Übersichtskarte.«
    Als Emma gegangen war, holte Lapslie tief Luft und schob sich
eine neue Pastille in den Mund, bevor er sein Refugium verließ und
wieder in den Einsatzraum trat.
    Die Weißwandtafel mit dem Finanz-Spinnengewebe war noch immer
umgedreht, so dass die Landkarte zu sehen war. Jetzt jedoch hafteten
zwischen den roten Aufklebern grüne, und die roten waren mit Nummern
versehen. Lapslie blieb ein Stück entfernt davor stehen, um einen
Überblick zu bekommen. Und was zuvor nicht so augenfällig gewesen war,
jetzt sah er, dass es jeweils um die grünen Sticker herum Anhäufungen
von roten gab. Das war plausibel: Die Mörderin schaffte eine Tote fort
und zog für eine Weile in deren Haus, übernahm ihre Identität und
musste nun, während sie dort wohnte, von den jeweiligen Konten, die sie
kontrollierte, Geld abheben. Vermutlich benutzte sie aus
Sicherheitsgründen dazu verschiedene Geldautomaten, aber offensichtlich
wollte sie dabei nicht allzu weit fahren. Oder sie konnte vielleicht
nicht allzu weit fahren. Was immer der Grund war, sie hielt sich stets
im Umkreis von einigen zig Kilometern von ihrem derzeitigen Zuhause.
    Eine Anhäufung gab es, die keinen grünen Aufkleber in ihrem
Zentrum hatte.
    Lapslie trat näher heran und verspürte eine wachsende
Erregung. Wenn die Mörderin das Haus ihres letzten Opfers als Basis
nutzte, dann zeigte eine Anhäufung roter Aufkleber ohne einen grünen
womöglich, wo sich dieses letzte Opfer befand.
    Oder befinden würde.
    Er kniff die Augen zusammen

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