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Kaltes Gift

Kaltes Gift

Titel: Kaltes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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zahlten ihre Grundsteuer, kassierten Miete für
die Wohnungen, aus denen sie ausgezogen waren, füllten ihre
Steuererklärungen aus und schickten den Nachbarn, die sie
zurückgelassen hatten, gelegentlich Post- oder Weihnachtsgrußkarten.
    »Alle tot, die eigentlich leben sollten«, murmelte er vor sich
hin.
    Gab es auf der ersten Tafel keinerlei Verbindungslinien
zwischen den Fotos, so wimmelte es dagegen auf der zweiten nur so von
Linien, an denen sich kryptische Vermerke entlangzogen. Eine Landkarte
finanzieller Arrangements: Abbuchungsverfahren, Daueraufträge, Ein- und
Auszahlungen. Jede Schnittstelle auf der Tafel markierte ein Konto bei
einer Bank oder einer Bausparkasse, jede Linie zeichnete den
Geldtransfer nach. Und in dem ganzen komplexen Finanznetz gab es
nichts, um die Spinne in der Mitte zu identifizieren. Es gab kein
zentrales Konto, auf das die anderen ihr Geld sickern ließen. Hier und
da gab es gepunktete Linien, die von der Landkarte wegführten und Orte
markierten, wo von dem einen oder anderen Konto Geld abgehoben worden
war – in den meisten Fällen Hunderte von Pfund, manchmal
Tausende –, aber niemals an ein und demselben Ort.
    Auf der anderen Seite der Tafel war eine Landkarte von Essex
angepinnt. Rote Aufkleber zeigten, wo Geldautomaten benutzt worden
waren, um Geld von den Konten abzuheben. Es gab jede Menge Aufkleber,
aber nichts, was darauf hindeutete, dass die Mörderin an einem
bestimmten Ort lebte.
    Lapslie wandte sich an eine vorübergehende Polizistin. »Wer
ist für die Aktualisierung dieser Tafel zuständig?«, fragte er.
    »PC Swinerd, Sir«, antwortete die junge Frau mit rauchiger
Stimme.
    »Können Sie mir den mal herschicken?«, bat Lapslie. Er war
sich nicht ganz sicher, ob er noch wusste, wer PC Swinerd war.
    Der Gesuchte erwies sich als ein blonder Bursche mit
zurückweichendem Haaransatz. »Sir?«, fragte er beim Herantreten. Seine
Stimme war Stachelbeeren mit Sahne.
    »Diese Aufkleber – die sind nicht nach einem
bestimmten Schema geordnet, oder?«
    Swinerd runzelte die Stirn. »Sir?«
    »Ich sehe keine Nummerierung, die anzeigt, welches die
frühesten und welches die letzten Transaktionen gewesen sind.«
    »Sir, das Problem dabei war, ich habe die Aufkleber
angebracht, während immer noch weiter Informationen eingetrudelt sind.
Die Banken sind da nicht sehr kooperativ, und wir müssen uns für das
Konto jedes Opfers, das identifiziert worden ist, Vollmachten besorgen.
Und bevor nicht alle Transaktionen nachgewiesen sind, wissen wir nicht,
welches die allererste oder die allerletzte gewesen ist, also können
wir diejenigen dazwischen nicht nummerieren.«
    »Und sechs Opfer sind noch immer nicht identifiziert?«
    »So ist es, Sir.«
    Lapslie überlegte einen Moment. »Womöglich finden wir niemals
heraus, wer die waren, das ist das Problem. Schreiben Sie doch einfach
Nummern auf diese Aufkleber – ›1‹ für die erste, und die
höchste Zahl dann für die zuletzt ermittelte Transaktion. Wir können
die Nummern ja später ändern, wenn weitere Informationen reinkommen.«
    »Sir.« Der PC machte ein skeptisches Gesicht, wahrscheinlich
angesichts des Arbeitsaufwandes, der da von ihm verlangt wurde, doch er
ging ohne Widerrede davon.
    »Ach, noch was«, rief Lapslie ihm nach. »Markieren Sie doch
die Orte mit grünen Aufklebern, wo die Wohnhäuser der Opfer standen.«
    »Jawohl, Sir«, rief PC Swinerd zurück.
    Gerade als der junge Mann davonging, kam Emma Bradbury herein.
Ihre Blicke trafen sich, und sie kam auf ihn zu.
    »Boss, wir haben vorläufige Autopsieergebnisse von Doktor
Catherall. Die hat wirklich alle Register gezogen. Abgesehen von der
Verstümmelung der rechten Hand bei sämtlichen Opfern gibt es keine
Anzeichen von Gewalteinwirkung, aber der toxikologische Befund deutet
darauf hin, dass bei wenigstens fünf der Todesfälle Gift im Spiel war.«
    »Bloß bei fünf?«
    »Die anderen Leichen sind zu stark verwest. Der Bericht weist
darauf hin, dass manche Gifte im Laufe der Zeit abgebaut werden, bis zu
einem Punkt, wo sie nicht mehr nachweisbar sind.«
    »Und? Was für Gifte haben sie entdeckt?«, fragte er.
    Emma konsultierte ihre Liste. »Pyrrolizidines Alkaloid,
Taxine, cyanogene Glucoside, ein komplexes Terpen, das nicht genau
identifiziert werden kann. Und Kolchizin natürlich, bei Violet
Chambers.«
    »Kein Strychnin? Kein Cyanid? Kein Warfarin?«
    »Bisher nicht. Keiner von den Klassikern.«
    Lapslie überlegte einen Moment, dachte an den Garten

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