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Kaltes Gift

Kaltes Gift

Titel: Kaltes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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schwindlig. Er musste
sich am Gerüst der Schaukel festhalten, um sein Gleichgewicht zu wahren.
    »Geht's Ihnen nicht gut, Sir?«
    »Doch, prima.« Er straffte sich. »Also weiter im Text.«
    Emma drückte auf die Klingel, und sie warteten ein wenig. Im
Innern des Hauses gab es Bewegung, dann öffnete sich die Tür. Eine Frau
Mitte dreißig betrachtete sie neugierig. Ihr braunes Haar war zu einem
Pferdeschwanz zurückgebunden, und sie trug eine geblümte Seidenbluse,
die sie locker unter der Brust zusammengeknotet hatte, dazu einen
Hosenrock aus Cordsamt. Ihre Füße waren nackt. »Hallo?«, sagte sie
reserviert.
    »Detective Chief Inspector Lapslie, Polizei Essex«, stellte er
sich vor und hielt ihr seinen Dienstausweis hin. Sie sah ihn
verständnislos an. »Und dies ist Detective Sergeant Bradbury.
Entschuldigen Sie die Störung, aber wir suchen das Haus von Violet
Chambers.«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich kenne die meisten Familien
hier in der Gegend«, sagte sie. »Aber von einer Violet Chambers habe
ich noch nie gehört.«
    »Sie war eine ältere Dame. Um die siebzig.«
    »Hier wohnen größtenteils Familien. Ein älteres Ehepaar wohnt
dort drüben auf der anderen Straßenseite, Nummer 67. Vielleicht kennen
die sie.«
    Emma trat vor, warf mit einer Kopfbewegung ihr Haar zurück.
    »Wie lange wohnen Sie schon in der Gegend, Miss –?«
    »Wetherall. Mrs. Suzy Wetherall.« Sie lächelte Emma an, und
Emma lächelte zurück. »Wir sind vor sechs Monaten hergezogen. Wir
wohnen zur Miete, aber es gefällt uns hier so gut, dass wir hoffen, ein
Haus hier in der Straße kaufen zu können, wenn mal eins zum Verkauf
steht.«
    »Weshalb sind Sie hierhergezogen?«, wollte Emma wissen.
    »Der Arbeitsplatz meines Freundes ist von London wegverlegt
worden. Da dachten wir, wir nutzen die Chance und suchen uns was
Hübscheres zum Wohnen.« Sie deutete mit der Hand leichthin zum Garten
hinüber. »Und das haben wir auch geschafft.«
    Lapslie lächelte. »Und von wem haben Sie das Haus gemietet?«,
fragte er.
    »Von einem Häusermakler in der Nähe vom Bahnhof. Weiß den
Namen gar nicht mehr.«
    »Wissen Sie, wer vor Ihnen in diesem Haus gewohnt hat?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber die haben es pieksauber
hinterlassen.«
    »Und was ist mit den Eigentümern des Hauses?«
    »Ich dachte, es gehört den Maklern.« Sie hob die Schultern.
»Ich nehme an, die könnten es auch für jemand anderen vermieten, aber
davon hat man uns nichts gesagt. Wir zahlen einfach monatlich die
Miete.«
    »Und Sie haben noch nie von einer Violet Chambers gehört?«,
fragte Lapslie noch einmal, bloß für den Fall, dass die Unterhaltung im
Gedächtnis der Frau ein belangloses Erinnerungsfragment gelöst hätte.
So etwas hatte er schon erlebt.
    »Nein, nie. Aber fragen Sie David und Jean drüben in Nummer 67.Möglich, dass die Ihnen weiterhelfen können.«
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte er lächelnd.
    Emma streckte Mrs. Wetherall die Hand hin. »Danke«, fügte sie
hinzu und drückte die Hand der Frau.
    Sie wandten sich zum Gehen. Als die Tür hinter ihnen zufiel,
fragte Lapslie: »Was sagt Ihr Instinkt?«
    »Sie sagt die Wahrheit. Wir können ja bei den Maklern
nachfragen …«
    »Und das werden wir auch tun.«
    »… aber ich glaube nicht, dass die uns an der Nase
rumführt. Sieht aus, als sei die Familie ein paar Monate nach dem Tod
von Violet Chambers hier eingezogen, vorausgesetzt, die
Obduktionsresultate stimmen. Also – was kommt als Nächstes,
Boss?«
    »Wir reden mit den Nachbarn drüben in Nummer siebenundsechzig,
um zu hören, ob die sich an Violet erinnern, und dann fahren wir zum
nächsten Bahnhof und fragen bei den Maklern nach, um festzustellen, wer
das Haus vermietet.«
    Plötzlich überschwemmte explosionsartig Vanillegeschmack seine
Zunge, als hätte ihm jemand ein Waffelhörnchen mit Eis in den Mund
gestopft. Und auf dem Hintergrund der Explosion ertönte Geschrei aus
dem Garten: ein plötzliches Gezänk, eine Prügelei oder bloß das
Triumphgeheul nach einem Spiel. Der Schock ließ ihn taumeln. Er fing
sich zwar rasch, doch sein Fuß verdrehte sich, und er stolperte
seitlich auf das Gras, bevor er das Gleichgewicht wiederfand.
    Emma war sofort an seiner Seite und hielt seinen Arm.
»Sir – alles in Ordnung?«
    Er spürte, wie sein Gesicht heiß wurde, als er errötete. Er
hasste es, Schwäche zu zeigen. Doch er schuldete ihr wohl eine
Erklärung, vor allem, wenn er damit die Gerüchte abwürgen konnte,

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