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Kaltes Gift

Kaltes Gift

Titel: Kaltes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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sich der Gastlichkeit der Hallorans zu entwinden. Einen
schaurigen Moment lang dachte Lapslie, man werde sie einladen, zum
Mittagessen zu bleiben, doch zum Glück geschah das nicht.
    Während sie zu Emmas Wagen zurückgingen, sagte Lapslie: »Das
war gut, dass Sie an die besonderen Kennzeichen gedacht haben. Ich
hatte die Narbe am Hals der Leiche ganz vergessen. Diphtherie, nicht
wahr?«
    »Da ist mal eine Atemkanüle eingeführt worden, als sie jung
war«, bestätigte Emma. »Laut der Pathologin jedenfalls. Das erhärtet
immerhin unsere Vermutung, dass die Leiche Violet Chambers ist.«
    »Hatten wir denn je Zweifel daran?«
    »Na ja, alles, was wir hatten, war das Gebiss.« Sie blieb
stehen, um ihren Wagen aufzuschließen. »Wohin fahren wir von hier aus?«
    Lapslie blickte die Straße hinauf und hinunter und überlegte.
»Die Immobilienmakler in der Nähe vom Bahnhof – die Leute, die
Violets Haus an die Wetheralls vermietet haben, seit sie verschwunden
ist. Wenigstens werden die uns sagen können, wohin die Miete überwiesen
wird.« Er seufzte. »Ich hab das Gefühl, wir kriegen mehr und mehr
Informationen, ohne eigentlich Fortschritte zu machen. Wir wissen, dass
Violet Chambers mitten in einem Wald gestorben ist. Irgendjemand muss
sie dort zurückgelassen haben, selbst wenn derjenige nicht für ihren
Tod verantwortlich ist. Und wir wissen immer noch nicht, wie sie
gestorben ist. Wir können vermuten, dass ein und dieselbe Person die
Postkarte und den Weihnachtsgruß an die Hallorans geschickt hat.
Möglich, dass noch weitere Karten herumschwirren, wenn sie noch andere
Freunde hatte. Wie auch immer, es sieht ganz so aus, als ob jemand
versucht, Violet Chambers am Leben zu halten, wenigstens im Bewusstsein
der Menschen. Warum? Was springt dabei für ihn heraus? Ich kann mir
nicht vorstellen, dass die Miete, die das Haus einbringt, genug ist, um
das Risiko zu rechtfertigen, so hübsch diese Gegend auch ist.«
    »Also, wie gehen wir vor, Sir?«
    »Das, Detective Sergeant Bradbury, hängt von zwei Dingen ab:
was wir von den Maklern herausbekommen und ob die gute Dr. Catherall es
schon geschafft hat, die Todesursache zu ermitteln.«
    Sie fanden den nächstgelegenen Bahnhof in zehn Minuten. Er lag
gleich neben einer Straßenkreuzung voller Läden, Bars und Restaurants.
Es gab drei Maklerbüros, nicht weit voneinander entfernt, und Lapslie
und Emma mussten alle drei abklappern, ehe sie schließlich Glück
hatten. Glück, fand Lapslie, war ein sehr relativer Begriff. Nach
Auskunft des Mädchens, mit dem sie sprachen, war das Haus vor weniger
als einem Jahr als Mietobjekt angeboten worden. Sie hatte noch nicht
dort gearbeitet, als das Haus in die Geschäftsbücher aufgenommen worden
war, aber laut Computerlisten – die sie nach wiederholten
Aufforderungen Lapslies ziemlich mürrisch konsultierte – hatte
die Eigentümerin, eine Mrs. Violet Chambers, den Schriftverkehr
hauptsächlich per Post erledigt. Die Miete – abzüglich der
üblichen Maklergebühren – wurde regelmäßig auf das Konto einer
Wohnungsbaugesellschaft überwiesen. Und das war's.
    Schweigend verließen sie Ipswich, jeder in seine eigenen
Gedanken vertieft. Als sie auf die Autobahn kamen, piepte Lapslies
Handy. Der Schokoladengeschmack in seinem Mund erinnerte ihn daran,
dass sie noch nicht zu Mittag gegessen hatten.
    Die SMS auf dem Display des Handys lautete: Sie
sollten vielleicht noch einmal ins Institut kommen. Ich glaube, ich
habe die Ursache von Violet Chambers' Tod festgestellt. Es ist
nicht –
    Hier endete der Text. Es sah Dr. Catherall ähnlich, dass sie
sämtliche üblichen Zusammenziehungen und Abkürzungen ignoriert und die
zulässige Buchstabenzahl überschritten hatte. Ein paar Sekunden später
erschien mit einem weiteren Piepsen eine zweite SMS – oder
vielmehr die Fortsetzung der ersten.
    – genau das, was ich erwartet hatte. Ich arbeite bis
spät. Kommen Sie, wann es Ihnen passt. Jane Catherall.
    »Fahren Sie nach Braintree zurück«, sagte er und löschte den
Text. »Dr. Catherall hat was gefunden. Und wenn Sie unterwegs ein
ordentliches Restaurant wissen, halten Sie an. Ich könnte einen Bissen
vertragen.«
    Nach einem schnellen Schinken-Käse-Baguette in einem
weißgetünchten Pub gleich neben der A12 kamen sie gut voran. Kurz vor
drei brachte Emma den Mondeo auf dem Parkplatz der Leichenhalle zum
Stehen.
    »Möchten Sie, dass ich mitkomme, Sir?«
    Lapslie überlegte einen Moment. Emma liebte es nicht
sonderlich,

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