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Kaltes Gift

Kaltes Gift

Titel: Kaltes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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McGinley.
»Schließlich sind Sie ja schon ein paar Jahre aus Kilburn weg, und wir
waren damals nie so richtig das, was man Kumpels nennen könnte.«
    »Komisch, dabei waren Sie der Einzige, mit dem ich reden
konnte«, sagte Lapslie leise vor sich hin.
    »Stimmt – Sie sind mit den Kerlen im Revier nicht
klargekommen, was? Sind nie mit denen saufen gegangen.«
    »Nicht so wie Sie. Sie haben den Bullen immer Drinks
spendiert. Und manchmal auch ein Auto. Für gelegentliche
Gefälligkeiten, nehme ich an.«
    Zu beiden Seiten des Piers drängten sich alte Speicher und
neue Apartmenthäuser unbehaglich aneinander und hoben sich als
Schattenrisse gegen den pastellfarbenen Himmel ab. Ein Schlepper
pflügte schwerfällig mit klagender Dampfpfeife den Fluss hinunter.
Möwen schaukelten auf den Wellen, mit grausamen Hakenschnäbeln und böse
glitzernden Augen.
    »Man hat's nicht leicht, Mr. Lapslie. Immerhin hab ich immer
noch einen Ruf da in Kilburn.«
    »Aber ich habe gehört, die Dinge sind ganz schön
durcheinandergeraten, seit ich weg bin, nachdem zuerst die Jamaikaner
mitgemischt haben, dann die Türken und dann die Albaner, und dann die
Türken und die Jamaikaner zusammengearbeitet, und die Albaner sich mit
den alten Malteserbanden in Soho zusammengetan haben. Schon möglich,
dass Sie immer noch einen Ruf da unten haben, aber bestimmt keinen
großen Machtbereich mehr. Wie weit ist der jetzt geschrumpft? Zwei
Straßen und ein Stück Brachland?«
    »Albaner? Da sind Sie wohl nicht ganz auf dem Laufenden.
Inzwischen gibt es über vierhundert verschiedene Banden in London und
South East, und alle kämpfen sie um ihr Revier und ein bisschen
Respekt. Früher, da gab es vielleicht vier oder fünf Hauptgruppen.
Jetzt brauchen Sie einen Computer, um den Durchblick zu behalten.«
    »Da kriegen Sie wohl richtig Heimweh nach den Krays, was?«
    »Sie haben gut lachen. Das Neueste sind die Muslim
Boys – die behaupten, sie gehören zur al-Qaida, aber die
wollen den Leuten nur Angst machen. Und gefährlich sind die. Hat mal
'ne Zeit gegeben, da musste man arbeiten, um sich Respekt zu
verschaffen. Jetzt ist alles, was man braucht, ein Messer oder 'ne
Knarre und die Bereitschaft, jemanden umzubringen, den man gar nicht
kennt und von dem man gar nichts weiß.«
    »Mein aufrichtiges Mitgefühl, McGinley.«
    »Sie haben gesagt, Sie brauchen einen Gefallen. Also, was kann
ich tun?«
    »Was muss ich im Gegenzug tun?«
    McGinley blickte Lapslie über den Rand seiner Brille hinweg
an. »Ich könnte vielleicht mal einen Gefallen Ihrerseits gebrauchen,
irgendwann.«
    Lapslie nickte. »Okay. Also das PRU – das ist eine
Abteilung im Justizministerium. Ist Ihnen die bekannt?«
    »Kann ich nicht behaupten.«
    »Da arbeitet ein Mann namens Geherty. Ist in meinem
Territorium aufgetaucht, und es sieht aus, als ob er sich in einen
Mordfall einmischt, an dem ich dran bin. Über den will ich mehr wissen.«
    McGinley nahm einen tiefen Zug aus seinem Glas. »Ich frag mal
rum. Geben Sie mir ein oder zwei Tage.«
    Lapslie leerte sein Glas und stand auf. »Rufen Sie mich von
einem Münztelefon an«, sagte er. »Es gibt da so ein Gerücht, dass Sie
als Verbindungsmann zwischen ein paar von den Hauptbanden fungieren,
sich aufs Gebiet der Kriminaldiplomatie begeben haben. Ich würde mich
nicht wundern, wenn auch Ihr Handy abgehört wird.«
    McGinley nickte. »Warum erzählen Sie mir das?«
    »Weil das der Gefallen meinerseits ist«, sagte Lapslie. »Ich
mag den Gedanken nicht, dass ich Ihnen was schuldig bin.« Er ging
wieder auf den Hintereingang der Bar zu, drehte sich jedoch noch einmal
um und blickte über die Themse hinweg. Wie ein Band aus Teer rollte sie
dahin in der überhandnehmenden Dunkelheit. »Ich habe gehört, dass Sie
es gewesen wären, der Dave Finnistaire unter diesem Pier an die Pfähle
gebunden hat«, sagte er. »Ist da was Wahres dran?«
    »Nein, Mr. Lapslie«, sagte McGinley. »Aber ich hab vorher
seine Zunge in Streifen geschnitten. Kommen Sie gut nach Hause.«

11
    I m Laufe der nächsten Wochen trafen sich
Daisy und Sylvia zweimal zum Lunch und einmal zu einer Fahrt zu einem
Gartencenter in der Nähe von Frinton, damit Sylvia ein paar Pflanzen
für ihre Rabatten besorgen konnte. Die Sonne schien aus einem
wolkenlosen blauen Himmel, als Sylvia ihren kleinen, aber gut
gewarteten Fiat aufmerksam über die kleinen Landstraßen steuerte. Daisy
blickte auf die Wiesen hinaus, an denen sie vorüberfuhren. Die gelben
Blumen – anscheinend

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