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Kaltes Gift

Kaltes Gift

Titel: Kaltes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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alle Abschleppdienste und
Autowerkstätten in der Gegend dort angerufen. Diese Kurve da ist so 'ne
Art Unfallschwerpunkt. Da kommen ganz schön viele Wagen ins Schleudern,
wenn es nass oder vereist ist.«
    »Wie viele?«
    »In dem fraglichen Zeitraum gab es …«, sie machte
eine Pause und suchte wohl in irgendwelchen Notizen, die sie sich
gemacht hatte, »… fünf Zwischenfälle, bei denen jemand gerufen
wurde, um einen Wagen zu reparieren oder abzuschleppen. Bei dreien
handelte es sich um Familien, ich denke also, die können wir
ausschließen. Ein Fahrer musste an Ort und Stelle ins Röhrchen blasen
und wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen. Sein Wagen wurde
beschlagnahmt. Ich glaube, den können wir auch vergessen.« Irgendetwas
schlich sich in Emmas Stimme, das Lapslie aufmerken ließ. Es war nicht
direkt Muskatgeschmack, doch irgendetwas stimmte da nicht. Sie hielt
etwas zurück. »Im letzten Fall war es eine Dame. Alter nicht angegeben.
Volvo 740, bronzefarben, heißt es hier. Der Wagen wurde repariert, und
sie ist weitergefahren.«
    Lapslie dachte einen Augenblick nach. Giftmörder waren
häufiger Frauen als Männer, und die Leute, die gegenüber von Violet
Chambers' Haus wohnten, hatten angegeben, eine Frau bei ihr ein und aus
gehen gesehen zu haben, kurz bevor sie auszog – oder
verschwand. Es lohnte sich also, nachzuhaken. »Haben Sie einen Namen?«,
fragte er.
    »Das wird Ihnen gefallen, Sir. Die Frau hat ihren Namen als
Violet Chambers angegeben.«
    Na also. Seine Intuition hatte sich ausgezahlt. »Allerdings.
Ist ein bisschen zu viel des Zufalls, nicht wahr, dass die reale Violet
Chambers hier eine Panne hat, kurz bevor ihre Leiche entdeckt wird.
Viel wahrscheinlicher ist doch, dass die Person, die ihre Leiche hier
verscharrt hat, auch ihren Namen benutzt hat. Verschaffen Sie sich
Kopien des Werkstattberichts, überprüfen Sie die Autonummer und finden
Sie heraus, wer der Eigentümer ist. Und schauen Sie für alle Fälle
nach, ob die richtige Violet Chambers ein Auto besessen hat.«
    »Mach ich. Sonst noch was?«
    »Ja. Beantragen Sie unverzüglich allgemeine Unterstützung. Ich
will wissen, wo dieser Wagen jetzt ist. Ich rufe Sie später an.«
    Er beendete das Gespräch, drückte aber gleich darauf die
Wiederwahl, weil ihm noch etwas eingefallen war. Emma meldete sich
verwundert. »Boss? Noch was?«
    »Ja. Bitte rufen Sie sämtliche Reparaturwerkstätten und
Automechaniker an, die Sie im Umkreis von sechzig Kilometern von diesem
Wald finden können; so viele wie möglich. Ich will wissen, ob noch
irgendjemand anders je mit diesem Wagen zu tun hatte, und wo der sich
zu der Zeit befand. Wenn wir Glück haben, können wir die Spur bis dahin
verfolgen, wo unser Mörder wohnt. Oder gewohnt hat.«
    »Aber es muss in der Gegend Hunderte von Autowerkstätten
geben, wenn nicht Tausende. Das kostet …«
    »Einen beträchtlichen Teil Ihrer Zeit, ich weiß. Aber denken
Sie doch an die Überstunden.«
    »Wär's Ihnen möglich, hierfür noch einen Constable
anzufordern, Sir?«, fragte sie säuerlich. »Ich könnte Hilfe gebrauchen.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte Lapslie und brach
die Verbindung ab.
    Der Himmel wurde schon wieder dunkler, und es lag eine Kälte
in der Luft, die weitere Regenfälle ankündigte. Er musste machen, dass
er weiterkam, schließlich hatte er noch eine Verabredung in London.
Doch er stellte fest, dass er einfach noch nicht gleich wegfahren
konnte. Irgendetwas hielt ihn an der Stelle fest, wo er stand. Hier war
ein Mensch gestorben, und es gab kein Merkzeichen dafür, kein Schild,
nichts, was darauf hinwies.
    Vielleicht war das der Lauf der Welt, und das derzeitige
menschliche Bedürfnis, Kreuze und Gedenktafeln aufzustellen, war nur
der vergebliche Versuch, gegen den Strom zu schwimmen. Der Wald, in dem
er stand, war schon seit Hunderten, vielleicht Tausenden von Jahren
hier. Vielleicht war er schon da gewesen, ehe menschliche Wesen in
dieser Gegend aufgetaucht waren. Wenn der Tod jedes Menschen, der sich
im Laufe der letzten zweitausend oder mehr Jahre in diesen Wäldern
ereignet hatte, auch nur durch einen roten Punkt am Boden markiert
wäre, gäbe es dann überhaupt noch irgendwelches Grün?
    Morbide Gedanken. Er stieg in den Wagen und fuhr los, ließ den
Wald und seine Geister hinter sich.
    Er ließ den Wagen am Bahnhof Audley End stehen und nahm einen
Zug nach London, besorgte sich unterwegs noch rasch ein Sandwich. Die
Fahrt dauerte weniger als eine

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