Kaltgestellt
Nur einer von ihnen hatte eine Suite gemietet. Ein Mann namens Jake Ronstadt. Der dürfte wohl der Boss der Kerle sein.«
»Wir haben in London schon flüchtige Bekanntschaft mit dem Herrn gemacht.«
»Ich habe mich vom Nachtportier mit ihm verbinden lassen«, fuhr Beck fort. »Er war nicht gerade glücklich darüber, daß ich ihn zu so früher Stunde aufgeweckt habe, und noch viel weniger über die Neuigkeiten, die ich ihm zu berichten hatte. Ich habe ihm die Namen der Toten genannt, und er hat zugegeben, daß sie ›Mitglieder seines Stabes‹ seien – so jedenfalls hat er sich ausgedrückt. Aber es wäre ihm auch gar nichts anderes übriggeblieben, denn die Männer waren auf seinen Namen im selben Hotel gemeldet.«
»Wie genau hat er reagiert, Arthur?«
»Er ist an die Decke gegangen. Ob ich die Schweine, die für dieses gemeine Verbrechen verantwortlich seien, schon dingfest gemacht habe. Was, das hätte ich nicht? Warum nicht? Er werde den Vorfall der amerikanischen Botschaft in Bern melden. Ich habe gesagt, daß die Untersuchungen eben erst angelaufen seien und noch einige Zeit in Anspruch nehmen würden. Daraufhin hat er angefangen, mich zu beschimpfen. Ich habe ihn dann noch gefragt, was die Männer denn von Beruf gewesen seien.«
»Das hat ihn sicher in Verlegenheit gebracht«, sagte Tweed. »Nicht im Geringsten. Er hat mir keine Antwort gegeben, sondern lediglich wiederholt, daß er sich mit der Botschaft in Bern in Verbindung setzen werde. Ich habe gesagt, daß auch ich das für das Beste hielte. Daraufhin hat er einfach aufgelegt.«
»Klingt ganz so, als hätten Sie ihn aus der Fassung gebracht.«
»Er war stinksauer. Vor ein paar Minuten mußte ich ihn noch einmal anrufen, weil wir eine weitere Leiche gefunden haben, auf die uns ein anonymer Anrufer aufmerksam gemacht hat. Tja, ich frage mich, wer dieser Anrufer wohl gewesen sein könnte. Die Leiche lag im Erdgeschoß eines Hauses am oberen Ende des Elftausendjungfern-Gässls und hatte ein Messer so tief in der Kehle stecken, daß es auf der anderen Seite des Halses wieder herausschaute.«
»Und wer war dieser Tote?«, fragte Tweed. »Auch ein Amerikaner. Ein gewisser Rick Sherman, der ebenfalls einen Diplomatenpaß bei sich hatte. Auch er war im Euler abgestiegen.«
»Und wie hat Mr. Ronstadt auf diese neuerliche Eröffnung reagiert?«
»Er klang so, als würde er gleich einen Schlaganfall erleiden. Er hat mich angebrüllt und gefragt, wie ich es als Chef der Bundespolizei zulassen könne, daß Basel die Mordhauptstadt Europas werde. Und dann hat er wieder aufgelegt, noch bevor ich ihm sagen konnte, er solle sich doch an seine Botschaft in Bern wenden.«
»Die Dinge scheinen sich allmählich zu entwickeln«, sagte Tweed.
»Ich weiß, daß diese Männer alle Gangster waren«, sagte Beck in grimmigem Ton, »aber ich muss ihren Tod trotzdem untersuchen.« Er hielt inne und sah erst Newman und dann Butler an, die beide mit übereinander geschlagenen Beinen vor ihm saßen.
»Ich frage mich, ob Sie wohl heute schon außer Haus waren. Newmans Schuhsohlen sind noch ganz feucht, ebenso wie die von Mr. Butler.«
»Wir waren kurz am Blumenrain, um ein bißchen frische Luft zu schnappen«, sagte Tweed.
»Aber es war dann doch zu frisch. Bei dem Spaziergang habe ich bemerkt, daß die Wasserpolizei immer noch das Bootshaus unterhalb der Promenade hat.«
»Der Fluß muss ständig überwacht werden«, sagte Beck. »Dann waren Sie also am Blumenrain und nicht im Elftausendjungfern-Gässl.« Er stand auf. »Vielen Dank, daß Sie mir so geduldig zugehört haben.«
»Gern geschehen, Arthur«, sagte Tweed und erhob sich ebenfalls. Paula wollte Beck schon die Tür öffnen, da drehte sich der Polizeichef noch einmal um und lächelte Tweed an. »Apropos: Was immer auch die Amerikaner für Pläne gehabt haben, sie scheinen sie auf Eis gelegt zu haben.«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun, der Wagen, mit dem die beiden Amerikaner in Richtung Freiburg und möglicherweise weiter in den Schwarzwald gefahren sind, ist wieder zurückgekommen. Der Beamte am Grenzübergang hatte den Eindruck, als wären die beiden Insassen in großer Eile gewesen. Aber jetzt muss ich wirklich gehen. Passen Sie gut auf sich auf.«
Nachdem Beck gegangen war, rieb sich Tweed die Hände. Paula goß ihm noch eine Tasse Kaffee ein und blickte ihn an.
»Sie sehen ziemlich zufrieden aus.«
»Das kommt daher, daß ich genau gewußt habe, daß Ronstadt zumindest vorübergehend schachmatt
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