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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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war auch dieser Kolkowski, genannt ›der dünne Mann‹, ein notorischer Killer, dem die Polizei allerdings nie etwas nachweisen konnte. Jeder Zeuge, der gewillt war, gegen ihn auszusagen, wurde ein paar Tage später tot aus dem Hudson gefischt.«
    »Klingt ganz nach der Art von Leuten, mit der wir es hier zu tun haben«, bemerkte Tweed.
    »Nachdem ich die Bank verlassen habe«, fuhr Kent fort, »habe ich mich in mein Auto gesetzt und gewartet, ob noch etwas passiert. Etwa fünf Minuten später ist der kleine Mann mit der breiten Brust aus der Bank gestürmt und schnurstracks über die Straße gerannt. Ein Wagen, der gerade vorbeifuhr, mußte eine Notbremsung hinlegen, um ihn nicht zu überfahren. Der Amerikaner hat mit der Faust auf die Kühlerhaube des Wagens geschlagen, den Fahrer unflätig beschimpft und ist dann in sein Auto gestiegen, das auf der anderen Straßenseite geparkt war. Vernon ist ihm etwas bedächtiger mit einigem Abstand gefolgt. Ich hatte den Eindruck, als wollte er nicht in der Nähe des Kleinen sein. Er konnte gerade noch in das Auto steigen, bevor der andere Gas gegeben hat und losgefahren ist.«
    »Paula hat mir schon gesagt, daß die Amerikaner fuchsteufelswild sind. Das waren vermutlich Ihre Worte.«
    »Das alles zeigt uns, daß mein Trick funktioniert hat. Deren Millionen haben sich in Luft aufgelöst. Sie werden Wochen, wenn nicht gar Monate brauchen, um den Verbleib des Geldes festzustellen.«
    »Vielen Dank, Keith. Sie haben uns einen großen Schritt weitergebracht. Vergessen Sie nicht, mir eine Rechnung zu schicken.«
    »Keine Angst, das werde ich.« Kent trank seinen Brandy aus und grinste. »Soll ich noch eine Weile hier in Basel bleiben?«
    »Ja. Wo wohnen Sie?«
    »Im Hilton.«
    »Das ist gut. Die Amerikaner sind im Euler und im Victoria abgestiegen.«
    »Ich bringe Sie noch nach unten«, sagte Paula, als Kent aufstand.
    »Wir bleiben in Verbindung«, sagte Tweed. »Und nochmals vielen Dank.« Kurz nachdem Paula und Kent das Zimmer verlassen hatten, kam Nield herein. Er nahm die von Tweed angebotene Tasse Kaffee dankend an und setzte sich neben Newman auf die Couch.
    »Ich habe gewartet, bis Kent weg war«, sagte er. »Also, ich habe den Anruf erledigt. Beck hat allerdings versucht, mich möglichst lang in der Leitung zu halten, wahrscheinlich damit seine Leute feststellen können, woher der Anruf kam.«
    »Aber Sie haben es doch kurz gemacht, oder?«, fragte Tweed.
    »Natürlich. Ich habe lediglich gesagt, er soll sich die Adresse aufschreiben und daß er dort eine Leiche vorfinden wird. Beck hat dann mit der Fragerei angefangen, aber ich habe aufgelegt. Das ganze Gespräch hat nicht länger als dreißig Sekunden gedauert.«
    »Gut«, sagte Tweed, als Paula wieder zurückkam. Bei ihr war Marler.
    »Ist Irina sicher nach Hause gekommen?«
    »Ja«, antwortete Marler. »Und gesehen hat sie mich auch nicht.«
    »Was war das für eine Geschichte mit der Losung?«, fragte Tweed.
    »Kurt hat mir einmal gesagt, daß ich, wenn ihm etwas zustoßen sollte, mich an diese Adresse begeben soll. Ich würde dort jemanden treffen, dem ich die Losung ›General Guisan‹ sagen soll.«
    »General Guisan«, wiederholte Tweed nachdenklich. »Das war doch der Oberkommandierende der Schweizer Armee im Zweiten Weltkrieg. Er hat mit clever ausgedachten Drohungen die Nazis von einem Überfall auf die Schweiz abgeschreckt.« Tweed hörte auf zu sprechen, weil das Telefon klingelte. Paula ging ran und legte kurz darauf den Hörer wieder auf.
    »Das war Beck. Er ist auf dem Weg nach oben.« Tweed hatte sich innerlich schon auf einen aggressiven Beck eingestellt, aber als der Chef der Schweizer Bundespolizei schließlich vor ihm stand, kam er ihm eher nachdenklich vor. Beck ließ sich von Tweed einen Stuhl anbieten, wollte aber keinen Kaffee. Als er saß, blickte er in die Runde und musterte nacheinander alle Anwesenden.
    »Falls Sie es noch nicht wissen sollten«, begann Beck mit einem ironischen Unterton in der Stimme, »meine Leute haben gestern Nacht in der Nähe des Marktplatzes vier Tote gefunden. Sie wurden von einer Handgranate ins Jenseits befördert. Übrigens hatten alle amerikanische Diplomatenpässe bei sich.«
    »Was für eine schreckliche Sache«, sagte Tweed. »Ich habe am frühen Morgen im Hotel Euler angerufen. Der Nachtportier weiß, wer ich bin, und hat mich an der Stimme erkannt. Ich habe ihn gebeten, mir die Namen der Amerikaner vorzulesen, die in den letzten Tagen dort abgestiegen sind.

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