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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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gedrückt hatte, ging sie hinüber zu Marler und überreichte es ihm. Hinter Marlers Rücken nahm Tweed zehn Tausendfrankenscheine aus seiner Brieftasche und steckte sie sich in die Manteltasche. »Vielen Dank«, sagte Marler.
    »Dem da hätte ich das niemals gegeben – ganz gleich, was er mir angetan hätte«, sagte sie mit einem verächtlichen Blick hinüber zu dem toten Amerikaner. »Kurt hat immer gesagt, daß das Buch wichtige Informationen enthält.«
    »Ich muss Ihnen noch das Geld geben, das Kurt verdient hat.«
    »Nein! Das Buch ist sein Geschenk an Sie.« Tweed schaute hinüber zu Marler und deutete mit dem Kopf in Richtung Tür.
    Marler verstand sofort.
    »Und jetzt bringe ich Sie heim«, sagte Tweed.
    »Das ist nicht nötig«, protestierte Irina. »Das schaffe ich schon allein.«
    »Aber es könnten noch mehr böse Männer draußen sein. Es ist sicherer, wenn ich Sie nach Hause begleite«, sagte Tweed bestimmt.
    »Der Ofen«, sagte Irina. Sie drehte sich um, bückte sich und legte einen Hebel um. »Damit geht er aus. Aber das dauert eine Weile.«
    »Wir kümmern uns darum«, sagte Marler. »Haut ab, sobald wir weg sind«, flüsterte Tweed Newman zu. »Wenn die Polizei kommt und die Leiche findet, habt ihr sonst eine Menge zu erklären.«
    »Wird gemacht.« Irina nahm ihren Mantel, den der Gorilla achtlos hinter dem Stuhl auf den Boden geworfen hatte. Marler wartete, bis Tweed Irina halb über den Platz geführt hatte, dann schlüpfte er selbst aus dem Haus. Seine Aufgabe war es, den beiden unauffällig zu folgen und dafür zu sorgen, daß sie unbehelligt Irinas Wohnung erreichten. »Sie haben vorhin gesagt, Ihr Name sei Helga Irina«, sagte Tweed, um die Gedanken der Frau in eine andere Richtung zu lenken. »Irina ist russisch«, fuhr Tweed fort, während er langsam weiterging, »und Helga ist deutsch. Paßt das zusammen?«
    »Sind Sie der Chef der Engländer?«
    »Ja.«
    »Dann danken Sie dem jungen Mann mit dem Messer dafür, daß er mich gerettet hat. Ich habe es vorhin vergessen.«
    »Das werde ich tun.«
    »Sie fragen nach meinen Namen«, sagte sie und hängte sich bei Tweed ein, was ihm signalisierte, daß sie Vertrauen zu ihm gefaßt hatte.
    »Meine Mutter war Russin. Sie hat sich in einen deutschen Kriegsgefangenen verliebt, der aus Stalins Gulag geflohen war. Die beiden haben sich heimlich vom Priester einer Untergrund-Kirchengemeinde trauen lassen. Als ich geboren wurde, nannte meine Mutter mich Irina, während ich für meinen Vater Helga war. Die beiden waren in der antikommunistischen Opposition aktiv. Ein Freund von ihnen hat mir erzählt, wie sie bei dem Versuch, nach einer geheimen Versammlung aus einem Keller zu fliehen, erschossen wurden. Ich war damals zehn Jahre alt.«
    Wie schrecklich das Leben manchen Menschen doch mitspielt, dachte Tweed. Sie hatten einen weiteren verlassenen Platz überquert und betraten nun den Rheinsprung, der hinauf zum Münster führte. Hier ließ Irina Tweeds Arm los und blieb stehen. Tweed nutzte die Gelegenheit, ihr die gefalteten Banknoten in die Manteltasche zu schieben. Irina runzelte die Stirn und steckte die Hand in die Tasche. »Das ist eine Menge Geld«, sagte sie, nachdem sie die Scheine herausgenommen und gezählt hatte. »Das schwarze Buch war ein Geschenk von Kurt. Danke, daß Sie mich nach Hause gebracht haben. Aber Ihr Geld will ich nicht.« Tweed trat rasch ein paar Schritte zurück, damit Irina ihm die Scheine nicht wieder zustecken konnte. »Kurt hat sich das Geld redlich verdient. Er hat uns wertvolle Informationen dafür gegeben. Es ist sein Honorar, das Sie nicht zurückgeben können. Also nehmen Sie es. Passen Sie auf sich auf.«
    Mit diesen Worten machte er sich auf den Weg hinunter zum Fluß, von dem aus es nicht mehr weit bis zum Hotel war. Vorsichtig setzte er auf dem eisglatten Kopfsteinpflaster einen Fuß vor den anderen. Er wußte, daß Marler so lange auf Irina aufpassen würde, bis sie sicher in ihrer Wohnung war. Als Tweed an der Abzweigung zum Elftausendjungfern-Gässl vorbeikam, erschien auf einmal wie aus dem Nirgendwo Newman neben ihm.
    »Irina ist auf dem Weg nach Hause«, sagte Tweed. »Marler behält sie so lange im Auge, bis sie dort sicher ist.« Zusammen überquerten sie die leere Straße mit den Trambahngleisen. Dort stießen Nield und Butler auf sie. »Sie haben gute Arbeit geleistet, Pete«, sagte Tweed, während er zügig das Hotel ansteuerte. »Daß Sie die alte Dame gerettet haben, war eine echte Großtat. Von

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