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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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wollen. Keiner hat sich um uns gekümmert. Wir sind in unseren Wagen gestiegen und zurück zur Park Crescent gefahren. So einfach war das.«
    »Nun, ganz so einfach, wie Sie es darstellen, war es wohl auch wieder nicht.« Tweed schlug den Aktendeckel auf und las das erste Blatt darin mehrmals hintereinander durch. »Großer Gott«, sagte er.
    »Was ist denn?«, fragte Paula, die eine solche Reaktion von Tweed nur ganz selten erlebt hatte. Er reichte ihr die Akte. »Sie brauchen bloß das erste Blatt zu lesen«, sagte er. »Die Amerikaner gehen bei ihrer Operation viel rascher vor, als ich gedacht habe. Das bedeutet, daß uns nur noch sehr wenig Zeit bleibt, um sie aufzuhalten.«
    Der starke Flottenverband, der vor ein paar Stunden die Marinebasis Newport News an der Küste von Virginia verlassen hatte, fuhr in strenger Formation hinaus auf den nächtlichen Atlantik. Das Flaggschiff der Kampfgruppe war der gigantische 110000 Tonnen-Flugzeugträger President, der bei vielen als der Stolz der amerikanischen Navy galt. Die schwimmende Festung hatte eine Besatzung von 6500 Mann und transportierte eine Unzahl modernster Atomraketen. Solche Flugzeugträger stechen nie ohne eine ganz Armada von Begleitschiffen in See, die nach allen Seiten hin einen undurchdringlichen Schutz gegen Angriffe vom Wasser oder aus der Luft gewährt. Keine Nation auf der Erde außer den USA wäre in der Lage gewesen, eine so moderne und große Flotte zu entsenden. Auf einem der Begleitschiffe befand sich auch eine Einheit der SEALs, jener Spezialeinheit der amerikanischen Marines, deren hervorragend ausgebildete Angehörige die härtesten Kämpfer der Welt sind. Dasselbe Schiff beförderte auch neu entwickelte schnelle Amphibienfahrzeuge, mit denen die SEALs an jedem beliebigen Strand landen und sofort ins Landesinnere vorstoßen konnten. Am Rand des schier endlos erscheinenden Decks der President befand sich die Kommandobrücke, die im Navy-Jargon »Insel« genannt wurde und über zwölf Meter hoch war. Der Flugzeugträger war das Kronjuwel der amerikanischen Streitkräfte. Der Kommandant war Rear Admiral Joseph Honeywood. Er war knapp eins neunzig groß und hatte die Figur eines Footballspielers. Das von Falten zerklüftete Gesicht hatte ihm in der U.S. Navy den Spitznamen »Crag« eingebracht. Er hatte blaue Augen und das Haar war dunkel. Seine Bewegungen waren langsam und bedächtig. Honeywood saß entspannt in seinem Kommandantenstuhl auf einer der unteren Ebenen der Insel. Crag war ein ruhig wirkender Mann, den keine Krise aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Seine knappen Befehle gab er mit leiser Stimme. Er verabscheute es geradezu, wenn jemand auf der Brücke die Nerven verlor und laut wurde. Wer das tat, wurde sofort abgelöst. Um so erstaunlicher war es, daß Honeywood beim Lesen seiner Einsatzbefehle, die er einem versiegelten Umschlag entnommen hatte, innerlich richtig gehend zusammengezuckt war, was allerdings keiner der anderen Männer auf der Brücke mitbekam. Nachdem Honeywood die Befehle noch einmal durchgelesen hatte, gab er sie seinem Ersten Offizier weiter.
    »Werfen Sie da mal einen Blick drauf, Bill.« Schon als er den ersten Absatz las, mußte sich der Erste Offizier gehörig zusammennehmen, um seine Überraschung nicht sichtbar werden zu lassen. Dieser Einleitung folgte eine Reihe von routinemäßigen Instruktionen, die im Wesentlichen besagten, daß sich der Verband auf einem Kurs abseits aller Schiffahrtsstraßen und ziviler Luftkorridore seinem Ziel nähern solle. Genau wie der Rear Admiral vor ihm las auch der Offizier den ersten Absatz noch ein zweites Mal durch: Operationsziel: Großbritannien. Einsatzort: Ärmelkanal vor Portsmouth.
    »Tja, wir werden nicht länger als sieben Tage brauchen, bis wir in unserem Operationsgebiet sind, Bill«, sagte Crag in einem fast beiläufigen Ton.

23
    »Es ist höchste Zeit, daß wir einen von den verdammten Engländern umlegen«, knurrte Vernon. »Oder noch besser, wir radieren die Arschlöcher mit einer einzigen Bombe aus. Dann haben wir ein für alle Mal unsere Ruhe vor ihnen.«
    »Gar keine so schlechte Idee«, sagte Ronstadt mit einem boshaften Grinsen. »Könnte direkt von mir sein.« Ronstadt hatte das Treffen in seiner Hotelsuite einberufen. Außer ihm nahmen nur zwei Personen daran teil: Vernon und Brad, die er vor kurzem zu seinen Stellvertretern ernannt hatte. Ronstadt hielt das für einen schlauen Einfall. Um ihm zu beweisen, daß sie seines Vertrauens würdig waren,

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