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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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umbringen.«
    Marler fixierte seinen Blick auf einen Punkt hinter dem Rücken des Revolverhelden und tat so, als hätte er keinerlei Grund zur Beunruhigung. Es war ein uralter Trick. »Haben Sie auch einen Namen?«, fragte er den Mann mit einem entspannten Lächeln. »Ich möchte gern wissen, wer da eine Waffe auf mich richtet.«
    »Wenn’s weiter nichts ist«, sagte der Amerikaner. »In ein paar Sekunden sind Sie ohnehin tot. Mein Name ist Bernie Warner.«
    Marler starrte immer noch auf den Punkt hinter Bernie, was diesen ebenso nervös machte wie Marlers penetrantes Lächeln. Wenn man gleich eine Kugel durch die Brust geschossen bekommt, lächelt man nicht. Marler nickte mit dem Kopf.
    »Schnapp ihn dir, Mike!«, rief er laut. Bernie wirbelte herum, sah, daß hinter ihm niemand war, und drehte sich wieder zu Marler um. Der aber hatte die kurze Zeit genützt, um die restlichen Stufen hinaufzuspringen und sich hinter einem Betonpfeiler zu verstecken. Dort kauerte er zwischen einem Haufen grauer, nicht sehr appetitlich riechender Abfallsäcke, die offenbar auf die Müllabfuhr warteten. Bernie rannte die Treppe hinauf, blieb stehen und richtete seine Waffe auf Marler. In diesem Augenblick knallte ein Schuß, und auf Bernies Stirn erschien ein roter Fleck, der wie das Mal einer indischen Kaste aussah. Mit seiner Walther Automatik in der Hand sah Marler zu, wie Bernie nach hinten auf die Betonstufen fiel. Er ging zu der hingestreckten Gestalt und fühlte an der Halsschlagader nach dem Puls. Bernie war tot. Marler eilte zurück zu dem Müllhaufen, bei dem auch ein paar zusammengefaltete leere Säcke gelegen hatten. Er nahm einen davon, ging zurück zu Bernie und zog diesem den Sack über Kopf und Schultern. Als er mit einigen Schwierigkeiten auch Bernies Arme in den Sack bekommen hatte, brauchte er ihn nur noch vorsichtig anzuheben und den Rest des Toten hineingleiten zu lassen.
    »Gut, daß der Kerl so klein war«, murmelte Marler vor sich hin. Er nahm sein Taschentuch, hob damit Bernies Beretta auf und warf sie ebenfalls in den Sack. Dann ging er zurück zu den anderen Säcken, öffnete einen von ihnen und stopfte den Müll daraus in den Sack mit dem toten Bernie. Nachdem er den Sack zugebunden hatte, wuchtete er ihn sich auf die Schulter und trug ihn zu dem Müllhaufen, der an dem Betonpfeiler auf seine Abholung wartete. Zum Schluß wischte er noch mit dem Taschentuch die kleine Blutlache auf, die sich auf der Treppe gebildet hatte. Zum dritten Mal sah er sich zwischen den Beton bungalows um. Nirgends war ein Licht zu sehen. Wenn irgend jemand den Schuß gehört haben sollte, hatte er ihn wohl für die Fehlzündung eines Autos gehalten. Marler eilte die Treppe hinab. Unten wandte er sich nach links und kam bald auf eine große Straße, von der er annahm, daß es diejenige war, auf der sie Freiburg wieder verlassen würden. Der Fluß Dreisam, der sich hier entlangwand, kam ihm sehr gelegen: Er ließ das blutverschmierte Taschentuch hineinfallen. Es stammte aus einem Satz ähnlicher Tücher, die er einmal in Berlin gekauft hatte. Niemand würde es mit ihm in Verbindung bringen können. Er kehrte um und ging zurück zum Hotel, das er durch dieselbe Tür betrat, durch die er es auch verlassen hatte. Fünf der amerikanischen Schlägertypen saßen noch an ihrem Tisch in einer der Nischen, darunter auch der Dünne, den Marler für den Chef der Truppe hielt. Er erinnerte sich an Keith Kents Beschreibung des Mannes, der zusammen mit Ronstadt in der Zürcher Kreditbank gewesen war. Ein großer, dünner Mann mit einem mageren, knochigen Gesicht. Newman hatte den Dünnen als Vernon Kolkowski identifiziert. Kolkowski hatte zwei leere Bierkrüge neben sich stehen und trank gerade aus einem dritten. Als er Marler durch das Restaurant gehen sah, setzte er den Krug ab und starrte ihn mit ungläubig staunenden Blicken an.
    »Gute Nacht«, sagte Marler im Vorübergehen. »Oder besser: guten Morgen.«
    Kolkowski machte ein mißmutiges Gesicht, sagte aber nichts. Marler verließ das Restaurant und stieg die Treppe zu seinem Zimmer hinauf. Nachdem er die Tür von innen verriegelt hatte, setzte er sich aufs Bett und nahm das Mobiltelefon zur Hand, das Tweed ihm gegeben hatte. Er wählte die Nummer des Hotels Colombi und ließ sich mit Tweeds Zimmer verbinden.
    »Hier Marler. Bei uns waren zwölf kleine Negerlein. Jetzt sind es nur noch elf. Und ich bin auf dem Weg zum Colombi, um Ronstadts Audi eines von meinen Gimmicks zu

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