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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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immer stärker werdendes Kopfweh vergessen ließ. Er würde mitten in der Nacht ins Höllental abfahren und damit Tweed und seine Meute ein für alle Mal abhängen. Als Paula aufwachte, fühlte sie sich erstaunlich frisch. Sie sah auf die Uhr und stellte fest, daß es bereits halb zehn war. Vielleicht wurde unten im Speisesaal ja noch das Frühstück serviert. Paula mochte es nicht, sich das Essen aufs Zimmer bringen zu lassen. In ihren Augen war das eine amerikanische Unsitte. Nachdem sie sich schnell geduscht und angezogen hatte, ging sie nach unten. Im Speisesaal angekommen, stellte sie fest, daß man tatsächlich noch Frühstück bekommen konnte. Ed Osborne, der seinen massigen Körper in einen weißen Rollkragenpullover und eine graue Hose gehüllt hatte, saß allein an einem Tisch, von dem aus er den ganzen Saal beobachten konnte. In einer Ecke entdeckte Paula Sharon, die ebenfalls einen Tisch für sich hatte. In einer Hand hielt sie eine Scheibe Toast, während sie mit der anderen in einer Akte herumschrieb. Diese Frau hört wohl nie auf zu arbeiten, dachte Paula. Als Osborne sie sah, warf er ihr einen düsteren Blick zu, bevor er sich wieder in eine Zeitung vertiefte. An einem Vierertisch in der Mitte des Raumes saßen Tweed und Newman, die sie zu sich winkten. Paula setzte sich so, daß sie Sharon Mandeville beobachten konnte. »Als ich heruntergekommen bin, habe ich Sharon gefragt, ob sie lieber allein frühstückt«, erzählte Tweed. »Sie hat das bejaht und mir für meine Rücksichtnahme gedankt.«
    »Die Frau ist eine Sklaventreiberin«, sagte Newman, »und ihr Sklave ist sie selbst. Wir haben so früh noch nicht mit Ihnen gerechnet, Paula. Haben Sie denn überhaupt geschlafen?«
    »Wie ein Murmeltier. Mein Schlaf war zwar nicht lang, aber um so erholsamer.« Sie blickte auf, weil ein Kellner an den Tisch getreten war.
    »Ich hätte gern Kaffee, ein Glas Orangensaft und zwei Croissants. Sonst nichts, vielen Dank.« Paula wandte sich wieder Tweed zu. »Wissen Sie schon, was wir heute zu tun haben?«
    »Nein. Wir müssen auf ein Zeichen von Marler warten. Ach, sehen Sie mal, wer da kommt.« Paula schaute zum Eingang des Speisesaals, wo Jake Ronstadt stand und seinen Blick über die frühstückenden Gäste schweifen ließ. Obwohl sich niemand zum Frühstück sonderlich in Schale geworfen hatte, war Ronstadts Aufzug doch ziemlich merkwürdig: Er trug eine braune Lederjacke, eine Lederhose in derselben Farbe und derbe Schuhe mit dicken Sohlen. Über dem Arm trug er einen Mantel und in einer Hand eine Baseballmütze. »Sieht aus, als wollte er nach draußen«, bemerkte Paula. »Mein Gott, ich glaube, er kommt an unseren Tisch.« Kaum hatte Ronstadt sich in Bewegung gesetzt, beobachtete Paula, wie Sharon Mandeville kurz aufsah und sich gleich darauf wieder ihrer Akte zuwandte. Auch Osborne schien Ronstadts Ankunft bemerkt zu haben, denn er warf seinem Landsmann einen ausdruckslosen Blick über die Zeitung zu. »Hallo, Leute«, sagte Ronstadt, der inzwischen an Tweeds Tisch angelangt war. »Was für eine Überraschung. Ist ein weiter Weg vom Goodfellows in London bis hierher.« Er streckte Paula seine große Hand hin, so daß sie gar nicht anders konnte, als sie zu schütteln. »Festen Händedruck haben Sie für eine Frau.«
    »Der kann manchmal recht hilfreich sein«, erwiderte Paula und schaute ihm in seine harten Augen. »Durchaus, durchaus.« Ronstadt ließ ein freudloses Kichern hören, das aus der Tiefe seiner Brust zu kommen schien. »Damit lassen sich beispielsweise unliebsame Verehrer abschrecken. Vermutlich haben Sie es ziemlich häufig mit solchen zu tun. Tja, Sie kommen ganz schön in der Weltgeschichte herum.« Die letzten Worte waren an Tweed gerichtet.
    »Sie aber auch«, antwortete Tweed unverblümt. »Wo zum Beispiel kommen Sie denn jetzt gerade her?«
    »Ich war in Basel. Eine nette, friedliche Stadt, in der so gut wie nie etwas passiert.« Er hielt inne, als würde er auf eine Reaktion von Tweed warten. »Und jetzt sehe ich mich ein bißchen in Deutschland um und spanne etwas aus. Wenn ich wieder zurück nach London komme, wartet viel Arbeit auf mich.«
    »Was für Arbeit denn?«, platzte es aus Newman heraus. »Ach, ich muss neue Leute einarbeiten. Wir stocken nämlich unser Botschaftspersonal auf. London wird langsam zur wichtigsten Stadt in der westlichen Welt.«
    »Die aber ganz gut ohne die jüngsten Bombenanschläge hirnloser Terroristen leben könnte«, sagte Paula in vorwurfsvollem

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