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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Arm.«
    Tweed öffnete die Tür und trat in den Raum, in dem eine mit einem Leintuch bedeckte Couch stand. Er hob das Tuch an und sah den toten Sir Guy an, der mit geschlossenen Augen auf dem Rücken lag. Der alte Soldat hatte einen friedlichen Ausdruck auf dem Gesicht, zu dem allerdings das schwarze Loch mitten auf der Stirn nicht so recht passen wollte. Tweed ließ das Tuch wieder sinken und verließ den Raum.
    »Wie lange ist Sir Guy schon tot?«, fragte er den Chefportier, der wieder hinter der Empfangstheke stand. »Seit einer guten halben Stunde, Mr. Tweed.« Tweed wandte sich an Paula und führte sie aus dem Eingangsbereich, wo es immer noch von aufgeregt herumlaufenden Hotelangestellten wimmelte. In einer ruhigen Ecke blieb er stehen. »Ist es wirklich schon eine halbe Stunde her, seit Sie den Streit auf dem Korridor gehört haben?«
    »Das ist gut möglich. Schließlich haben Sie erst einmal Kaffee getrunken und dann Marler angerufen. Wir haben immerhin eine ganze Weile auf seinen Rückruf warten müssen. Dann haben Sie Marler ausführlich von Sir Guys Vorschlag erzählt, was auch eine ganze Weile gedauert hat. Oft vergeht die Zeit viel schneller, als man denkt.«
    »Was ist denn da drüben los?«, fragte Tweed auf einmal unvermittelt. Paula drehte sich um und sah, wie Rupert zwei dunkelgrau gekleidete Männer mit einer Bahre zu dem Zimmer führte, in dem sein toter Vater lag. »Was geht hier vor?«, fragte Tweed. »Das geht Sie gar nichts an«, erwiderte Rupert. »Aber wenn Sie es unbedingt wissen wollen: Diese Männer werden meinen Vater zum Flughafen bringen.«
    »Wieso denn zum Flughafen?«
    »Weil es dort Flugzeuge gibt«, sagte Rupert sarkastisch. »Ich habe eine Privatmaschine gechartert, die meinen Vater auf direktem Wege nach Hause fliegt. Das hätte er selbst so gewollt.«
    »Sind Sie verrückt geworden? Sie haben wohl vergessen, daß Ihr Vater ermordet wurde. In solchen Fällen muss eine Autopsie durchgeführt werden.«
    »Ich lasse es nicht zu, daß irgendwelche ausländischen Kurpfuscher an der Leiche meines Vaters herumschnippeln. Ich bin der nächste Angehörige und kann allein entscheiden, was mit ihr zu geschehen hat. Sie haben da überhaupt nichts zu melden.«
    »Ich vielleicht nicht, aber dafür die deutsche Polizei.«
    »Mit der habe ich schon alles geregelt. Ich habe einen gewissen Herrn Kuhlmann in Wiesbaden angerufen und ihm gesagt, Sie seien mit der Rückführung der Leiche einverstanden.«
    »Was haben Sie getan?«, fragte Tweed in einem bei ihm eher seltenen Anflug von Wut. »Wie können Sie es wagen, meinen Namen für Ihre Zwecke zu mißbrauchen? Was hat Kuhlmann Ihnen geantwortet?«
    »Daß er angesichts der außergewöhnlichen Umstände eine Ausnahme macht. Allerdings hat er zur Bedingung gemacht, daß er aus London einen vollständigen Autopsiebericht erhält.«
    »Und wo fliegt das Privatflugzeug hin, das Sie gechartert haben?«
    »Nach Heathrow. Kuhlmann hat sich sogar bereit erklärt, die Flugüberwachung zu verständigen und alle Formalitäten mit ihr abzuklären.« Ruperts Ton wurde hochnäsig. »Ich weiß überhaupt nicht, weshalb Sie sich so anstellen, Tweed. Ich habe Sie bisher immer für einen Freund meines Vaters gehalten.«
    »Fliegen Sie eigentlich auch mit zurück?«
    »Da sei Gott vor. Meinen Sie etwa, ich habe Lust, mit einer Leiche im Flugzeug zu hocken? So was tue ich mir nicht an.« Newman machte Anstalten, Rupert wieder am Arm zu pakken, aber Paula hielt ihn zurück und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Die Bahrenträger, die während des Wortwechsels in dem Aufenthaltsraum verschwunden waren, kamen jetzt wieder heraus und trugen den toten Sir Guy zu einem vor dem Hotel wartenden Leichenwagen. »Ich hätte gute Lust, Kuhlmann anzurufen und ihn über den wahren Sachverhalt zu informieren«, sagte Tweed. »Dann würden Sie mal sehen, wie schnell er seine Erlaubnis wieder zurückzieht. Und eines möchte ich unmißverständlich klarstellen: Wenn Sie jemals wieder meinen Namen für eine Ihrer krummen Touren verwenden, lasse ich Sie sofort wegen Amtsanmaßung verhaften.«
    »Von mir aus«, antwortete Rupert achselzuckend. »Tun Sie sich nur keinen Zwang an.«
    »Und Sie passen auf, was Sie sagen«, fauchte Newman, »sonst stopfe ich Ihnen eines Tages Ihr verdammtes Schandmaul.«
    »Das probieren Sie mal. Aber jetzt muss ich gehen. Ich habe am Flughafen noch ein paar Formalitäten zu erledigen.«
    »Ich werde dem Fahrer des Leichenwagens sagen, daß er sich in eine

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