Kaltgestellt
gefärbter.«
»Oder auch nur ein Realist.«
»Schön, daß Sie auch hier sind, Paula«, sagte Sharon. »Warum gehen wir morgen nicht zusammen einkaufen? Es gibt hier wundervolle Geschäfte – man muss nur wissen, wo sie sind.«
»Ich bezweifle, daß ich in puncto Geldausgeben mit Ihnen mithalten kann«, sagte Paula mit einem freundlichen Lächeln.
»Unsinn. Ich würde gern mal wieder mit einer Frau einen Einkaufsbummel machen. Ich trinke übrigens gerade Champagner. Soll ich noch eine Flasche bestellen?«
»Für mich bitte nicht«, sagte Tweed rasch. »Dann bleiben also Paula und Keith. Ich darf Sie doch Keith nennen, oder? Gut. Und jetzt zu Ihnen, Bob. Ich habe bemerkt, daß Sie humpeln. Waren Sie etwa im Krieg?«
»Ich bin in Freiburg auf einer Treppe ausgerutscht, aber es ist nicht schlimm.«
Sharon winkte den Ober herbei und bestellte zwei Flaschen Dom Perignon. Dann beugte sie sich zu Tweed vor. »Haben Sie schon gesehen, wer an der Bar sitzt?«, fragte sie mit leiser Stimme.
Tweed drehte sich um und erblickte Rupert Strangeways und Basil Windermere, die auf zwei Hockern vor der blaßgelben Bartheke saßen.
»Was machen denn die beiden hier?«
»Keine Ahnung. Sie sind eine ziemliche Plage, finde ich. Beide haben sie mich schon belästigt, und zwar unabhängig voneinander. Ich habe ihnen natürlich die kalte Schulter gezeigt. Wieso sie auf einmal hier auftauchen, kann ich mir höchstens damit erklären, daß sie mir auf der Autobahn hinterhergefahren sind. Aber warum sollten sie so etwas tun?«
»Das kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
»Aber die Krönung des Ganzen haben Sie noch gar nicht bemerkt. Schauen Sie mal dort hinüber an den Ecktisch. Da sitzt dieser Langweiler Ed Osborne. Natürlich ganz allein.« Tweed drehte sich in seinem Sessel um. In diesem Moment blickte Osborne auf, bemerkte ihn und erhob sich schwerfällig. Er kam herüber und patschte Tweed grinsend auf die Schulter.
»Hallo, altes Haus! Schön, Sie so bald wieder zu sehen. Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich mich ein wenig zu Ihnen setze?«
Ohne auf eine Antwort zu warten, nahm er in dem Sessel neben Tweed Platz und blinzelte Sharon vertraulich zu, die ihn völlig ignorierte und ein Gespräch mit Newman anfing. Osborne hatte von seinem Tisch ein Glas Scotch mitgebracht, dessen Dünste Tweed in die Nase stiegen. »Und was bringt Sie alle an dieses schöne Fleckchen Erde?«, fragte Osborne mit schwerer Zunge. »Was bringt denn Sie hierher?«, sagte Sharon scharf. »Gute Frage«, murmelte Osborne. »Eine sehr gute Frage sogar. Aber ich schätze, ich kann Ihnen auch eine gute Antwort geben. Ich habe ein paar harte Wochen hinter mir. Zuerst in Washington und dann in London. Da habe ich mir gesagt: Nimm doch mal ein paar Tage frei, Ed, und fahr ein bißchen in der Weltgeschichte herum.«
»Dann hoffe ich, daß Sie sich gut erholen«, sagte Sharon mit einem kalten Gesichtsausdruck.
»Ich finde es wirklich irre, wie wir alle uns ständig an den verschiedensten Orten wieder treffen. Erst in Basel, dann in Freiburg und jetzt sogar hier in Straßburg. Das ist wirklich kam zu glauben. Da fragt man sich doch, wer hier wem hinterher reist.«
Niemand sagte etwas. Sharon schenkte Champagner ein. Paula deutete auf ihr Glas und schüttelte den Kopf. »Wenn wir diese Frage lösen wollen, sollten wir vielleicht in London anfangen«, sagte Keith Kent mit klarer Stimme. »Finden Sie nicht auch, Sharon?«
»Tut mir Leid, Keith, aber da kann ich Ihnen nicht so ganz folgen.«
»Na ja, nehmen Sie zum Beispiel mich. Ich bin nach Basel geflogen, um ein Bankkonto zu überprüfen. Von dort bin ich nach Freiburg weitergereist, um einem Mann namens Jake Ronstadt zu folgen.«
»Den kenne ich. Ein entsetzlich ungehobelter Mensch«, rief Sharon aus. »Er hat überhaupt keine Manieren.«
»Und nicht nur das«, mischte Paula sich ein. »Die ganzen Bombenanschläge in jüngster Zeit in London dürften wohl auf sein Konto gehen. Ronstadt ist ein Massenmörder.«
»Das kann ich nicht glauben, Paula«, sagte Sharon aufgebracht. »Sie dürften inzwischen ja wohl mitbekommen haben, daß Ronstadt nicht gerade ein Mann ist, mit dem ich viel zu tun haben möchte, aber der Gedanke, daß er mit diesen entsetzlichen Verbrechen etwas zu tun haben könnte, ist absurd. Der Mann hat schließlich einen hoch bezahlten Job an unserer Londoner Botschaft.«
»Was ist das eigentlich für ein Job?«, fragte Paula. »Tut mir Leid, aber das weiß ich nicht«, antwortete
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