Kaltgestellt
– er hat mich noch auf dem Handy angerufen, nachdem er ein Taxi gestohlen und damit zwei Männer aus der Park Crescent verfolgt hatte. Die sind wie die Verrückten durch winzige Seitenstraßen gefahren – da hat er sie verloren. Dann ist er zurück zur Park Crescent gefahren und hat von dort aus vier Leute in einem Mercedes verfolgt. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Absolut nichts. Auch sein Handy antwortet nicht. So, jetzt wißt ihr, warum ich so sauer bin.«
»Wir haben verstanden, Boss«, sagte Brad, ein untersetzter Mann mit großen Zähnen.
»Du verstehst überhaupt nichts, und deshalb halte gefälligst die Klappe!« Ronstadt mischte weiter die Karten und ließ die acht Männer warten. Es war wichtig, daß sie in den Kopf bekamen, wer hier das Sagen hatte. »Also, wir sollten jetzt damit beginnen, London in Angst und Schrecken zu versetzen«, sagte er schließlich. »Lassen wir unsere Muskeln spielen und zeigen wir den Brits, daß ihre Polizei ein Haufen Schulknaben ist. Verstanden?«
»Klar, Jake«, antworteten alle acht fast gleichzeitig. »Wir haben verstanden.«
»Wer’s glaubt. Also, ich werde euch sagen, worum es geht. Das Zauberwort heißt Destabilisierung. Denen unter euch, die nicht wissen, was das bedeutet – und das dürften wohl alle sein –, werde ich jetzt erklären, was ich darunter verstehe. Zunächst einmal werden wir Zeitbomben in Supermärkten, Bars und Restaurants verstecken. Überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen. Wenn diese Bomben hochgehen, werden sich die Brits nicht mehr aus ihren Häusern wagen. Bis dann die ersten Bomben in den Häusern losgehen. Terror ist eine mächtige Waffe. Habt ihr jetzt kapiert? Eine tolle Idee.«
»Ganz super.«
»Großartig.«
»Echt klasse Wurf.« Die Männer versuchten, sich gegenseitig mit Komplimenten für Ronstadt zu übertreffen. Ronstadt sah sie mit fest aufeinander gepreßten Lippen böse an. Dann schüttelte er den großen Kopf und mischte wieder einmal die Karten.
»Ihr habt es immer noch nicht kapiert. Wenn überall Bomben hochgehen und viele Menschen sterben oder verletzt werden, schreien die Brits lauthals nach der Polizei. ›Wieso wird nichts gegen den Terror unternommen?‹ werden sie fragen. Aber dann treten wir auf den Plan und bieten ihnen eine Spezialeinheit des FBI an. Eine Woche nachdem die ihre Ermittlungen aufgenommen hat, hören die Bombenanschläge auf. Und dann sieht jeder, daß die Amerikaner sehr viel bessere Arbeit leisten als die Blödmänner von der Londoner Polizei. ›Das FBI soll für unsere Sicherheit sorgen‹, werden die Brits betteln. Und wir werden uns nicht lange betteln lassen. Dann ist endgültig Schluß mit all diesem englischen Unsinn. Wie ihr die Bomben plazieren müßt, wißt ihr ja. Ihr habt es ja erfolgreich in Philadelphia mit Attrappen geübt, wie man es anstellt, daß sie nicht entdeckt werden.«
»Wann fangen wir an?«, fragte Brad, der es wieder wagte, den Mund zu öffnen.
»Bald. Zuerst muss ich die Sache aber noch mit Charlie besprechen. Bei solchen Anschlägen ist nichts so wichtig, wie der richtige Zeitpunkt.«
Tweed war auf dem Feldbett eingeschlafen, das Monica aus dem Schrank geholt und frisch bezogen hatte. Um vier Uhr früh läutete das Telefon, und Tweed wachte auf, als Monica den Anruf entgegennahm. »Sind Sie wach?«, fragte sie leise. »Ja.«
»Ed Osborne ist dran. Er möchte mit Ihnen sprechen.«
»Stellen Sie ihn auf meinen Apparat durch.« Tweed stand auf, zog sich seinen Morgenmantel über und setzte sich an den Schreibtisch. Dann nahm er den Hörer ab.
»Hier Tweed. Was kann ich für Sie tun, Ed?«
»Ich hoffe, Sie haben noch nicht geschlafen.«
»Leider doch. Um was geht es denn?«
»Ich finde, wir zwei sollten einmal miteinander reden. Unter vier Augen. Kennen Sie das Pub namens Raging Stag in der Picadilly?«
»Kenne ich.«
»Können wir uns heute Mittag dort treffen? Sagen wir um zwölf?«
»Wollen Sie mir nicht schon mal sagen, worüber Sie mit mir reden wollen?«
»Nein. Nicht am Telefon.«
»Dann bis morgen Mittag im Raging Stag.« Nachdem Tweed aufgelegt hatte, gab er den Inhalt der kurzen Unterhaltung an Monica weiter. Sie schüttelte den Kopf. »Haben Sie denn noch immer nicht genug von dem Kerl?«, sagte sie. »Nach dem Auftritt, den er sich hier geliefert hat?«
»Amerikaner sind oft etwas ungestüm. Mir macht das nichts aus. Und je mehr ich über die Pläne der Gegenseite herausfinden kann, desto besser. Die Zeit läuft uns
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