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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Er geht früh zur Arbeit, soviel ich weiß, und außerdem ist es dort schon eine Stunde später.«
    »Versuchen Sie’s.« Fünf Minuten später stellte Monica das Gespräch auf Tweeds Apparat durch. »Hallo, Rene, alter Gauner, wie geht’s?«
    »Schlecht wäre noch untertrieben, Tweed«, sagte der Franzose in perfektem Englisch. »Ich wollte Sie ohnehin in nächster Zeit anrufen. Was haben Sie auf dem Herzen?«
    »Ich brauche Informationen über einen Franzosen mit Namen Chatel. Den Vornamen weiß ich nicht. Er war mit einer Amerikanerin verheiratet. Seine Tochter heißt Denise. Ihr habt ihn als eine Art Diplomat nach Washington geschickt, wo er zusammen mit seiner Frau vor einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist.«
    »Ist die Telefonleitung sicher?«
    »Harry Butler hat sie erst vor kurzem überprüft.«
    »Gut. Das, was ich Ihnen zu Ihrer Frage sagen kann, ist nämlich streng vertraulich. Jean Chatel wurde als Attache an unsere Botschaft in Washington geschickt, aber in Wirklichkeit gehörte er zum Geheimdienst. Er hatte gerüchteweise erfahren, daß die Amerikaner in Europa eine größere Operation vorbereiteten. Chatel ist in die Staaten gegangen, um mehr darüber herauszufinden. Aber noch bevor er seinen ersten Bericht zurückschicken konnte, war er tot.«
    »Könnte gut sein, daß er ermordet wurde.«
    »Den Verdacht hegen wir auch.«
    »Rene, ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir so viel Information wie möglich über Chatels Tochter Denise zukommen lassen könnten. Aber jetzt erzählen Sie mal, weshalb Sie mich anrufen wollten.«
    »In letzter Zeit kommen immer wieder Amerikaner nach Paris, die vorgeben, normale Touristen auf dem Weg nach London zu sein. Sie haben aber alle Diplomatenpässe und sehen wie knallharte Profi-Gangster aus. Manche nehmen das Flugzeug nach Heathrow, aber die meisten bevorzugen den Eurostar. Als ich mitbekommen habe, was da los ist, habe ich meine Leute ausgeschickt und jeden, der aus den Staaten gekommen ist und am Flughafen einen Diplomatenpaß vorgezeigt hat, unbemerkt fotografieren lassen. Mittlerweile habe ich schon eine hübsche Sammlung von Bildern beisammen.«
    »Könnte ich mir die mal ansehen? Am besten wäre es, wenn Sie sie mir per Kurier zukommen lassen könnten, denn die Sache ist brandeilig.«
    »Wird gemacht. Auch wir mögen die Amerikaner nicht besonders. Was wollen die Kerle denn bei euch drüben?«
    »Das versuche ich gerade herauszufinden. Wir bleiben in Verbindung, Rene.«
    »Der Kurier wird noch heute bei Ihnen eintreffen. Und sehen Sie sich vor, alter Freund.«
    Tweed legte auf und starrte aus dem Fenster. Während er unter der Dusche gewesen war, hatte Monica das Feldbett mitsamt Bettzeug wieder im Schrank verstaut und die Vorhänge zurückgezogen. Der Wind peitschte die Wipfel der Bäume im Regent’s Park, und die Menschen eilten mit gesenkten Köpfen und hochgeschlagenen Mantelkragen durch die Straßen.
    »Monica, würden Sie mir bitte auch ein Dossier über Denise Chatel anfertigen? Ich habe Ihnen gestern Nacht noch ein paar Notizen über sie auf den Schreibtisch gelegt. Tut mir leid, daß ich Ihnen so viel Arbeit aufhalsen muss, aber es ist wirklich wichtig.«
    »Kein Problem.«
    »Roy Buchanan scheint sich zu verspäten. Das sieht ihm aber gar nicht ähnlich.«
    »Das finde ich auch.«
    »Ich hoffe bloß, daß ihm nichts zugestoßen ist.«
    Um neun Uhr vormittags öffneten sich die Tore eines großen Kaufhauses in der Oxford Street und eine lange Schlange von Kunden drängte hinein. AUSVERKAUF – LETZTER TAG NIEDRIGPREISE WIE NOCH NIE war auf einem großen Transparent über dem Eingang zu lesen. Bald war das Erdgeschoß voller Kunden. Sie drängten sich um die Wühltische, grabschten nach den Waren und stellten sich dann an den Kassen an, um zu bezahlen. Manchmal kam es zum Streit zwischen zwei Kunden, die gleichzeitig nach demselben Sonderangebot gegriffen hatten. Weil immer noch viele Leute ins Kaufhaus strömten, hatte man Mühe, es wieder zu verlassen. Genau um 9 Uhr 15 gab es mitten im Gewühl einen grellen Lichtblitz, gefolgt von einer ohrenbetäubenden Explosion. Verkaufstische wurden in die Luft geschleudert, und überall flogen Glassplitter herum. Viele Kunden waren auf der Stelle tot, andere wiederum taumelten blutüberströmt und mit fassungslosen Gesichtern durch das Chaos. Und dann begann das Schreien. Von Panik getrieben, drängte die Menge auf die Ausgänge zu und trampelte dabei auf Toten und Verletzten herum. Von

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