Kaltgestellt
Appartement wird ständig überwacht. Ich komme ins Hotel.«
»Dann sagen wir um acht Uhr? Ich werde etwas früher kommen und in der Bar auf Sie warten.«
»Vielen Dank.«
»Vielleicht erzählen Sie uns jetzt von dem Grund, dessentwegen Sie ursprünglich hierher kommen wollten«, erinnerte sie Tweed.
»Ach du meine Güte, das hätte ich fast vergessen!« Sie drehte sich so, daß sie Newman ansah.
»Sharons Beschreibung nach müßten Sie eigentlich Mr. Newman sein. Sie sind doch morgen Abend mit ihr im Santorini’s verabredet, oder? Sie hat mich mit dem Wagen hergeschickt, um Ihnen ausrichten zu lassen, daß sie um halb neun dort sein wird.«
»Aber das hätte sie Newman doch auch telefonisch mitteilen können«, sagte Tweed.
»Sie hat es versucht, aber es war ständig besetzt.« Tweed blickte hinüber zu Monica, die durch ein Nicken das Gesagte bestätigte. Sie hatte alle Leitungen belegt, während sie mit ihren Kontaktpersonen in Amerika gesprochen hatte. Monica arbeitete immer noch fieberhaft an den Dossiers. »Jetzt gehe ich aber lieber wieder«, sagte die Besucherin, »sonst fragt man sich noch, wo ich so lange bleibe. Und, bitte, nennen Sie mich Denise.«
»Ich bringe Sie zu Ihrem Wagen, Denise«, sagte Marler. »Nein, bitte nicht. Möglicherweise ist man mir gefolgt. Ich will nicht, daß man Sie sieht. Aber danke für das Angebot.«
»Wir bleiben in Verbindung«, sagte Tweed. Er stand auf und gab ihr die Hand. Denise Chatel hatte einen festen Händedruck.
»Wenn Sie Marler morgen Abend noch mehr erzählen wollen, kann er es ja an mich weiterleiten.«
Monica wartete, bis die Besucherin den Raum verlassen hatte, dann begann sie, mit den Fingern auf dem Schreibtisch herumzutrommeln. »Die hat Sie alle ganz schön eingewickelt«, sagte sie.
»Wie kommen Sie darauf?«, widersprach Tweed.
»Als Frau merkt man so was. Aber ich muss zugeben, sie sieht fantastisch aus.«
»Ist Ihnen eigentlich nichts aufgefallen, Monica?«
»Was denn?«
»In Ihrem Dossier über Sharon Mandeville stand, daß deren Eltern bei einem Autounfall in den Staaten ums Leben gekommen sind. Und jetzt hören wir, daß Denises Eltern beide auf dieselbe Weise starben. Das ist für meinen Geschmack etwas zu viel Duplizität der Ereignisse, an die ich ja ohnehin nicht glaube.«
»Und was wäre Ihre Erklärung?«
»Zum Beispiel die, daß beide Elternpaare absichtlich umgebracht wurden, damit ihre Töchter ihnen eine bestimmte Sache nicht weitererzählen konnten. Aber das ist nichts als eine erste Vermutung. Haben Sie eigentlich diesen Charlie bereits identifizieren können?«
»Nein, noch nicht«, erklärte Monica. »Ich warte darauf, daß man mir Kopien von gewissen Geburtsurkunden zufaxt. Viele Leute bekommen von ihren Eltern mehrere Namen und benützen dann nur den, der ihnen am besten gefällt. Aber ich bin an der Sache dran.«
»Das habe ich auch nicht anders erwartet.« Tweed fing wieder an, auf seinem Block herumzukritzeln. Nach einer Weile schaute er zu Marler hinüber.
»Basil. Schwarz.«, murmelte er mehr zu sich selbst. »Was für eine Nationalität hatte eigentlich dieser Kurt Schwarz?«
»Er war Schweizer«, antwortete Marler. »Wissen Sie, aus welchem Teil der Schweiz er stammt?«
»Aus dem deutschsprachigen.«
»Jetzt hab ich’s!«, rief Tweed und warf den Kugelschreiber auf den Block. »Bereiten Sie sich auf eine längere Reise vor. Wir werden demnächst alle zusammen in die Schweiz fliegen. Und packen Sie ein paar warme Sachen ein. Drüben auf dem Kontinent ist alles tief verschneit.«
11
Jake Ronstadt saß am Kopfende des langen Tischs im Konferenzraum der amerikanischen Botschaft. Die Jalousien waren heruntergelassen. Vor Ronstadt, der seine Spielkarten mischte, saßen acht Amerikaner, jeweils vier zu beiden Seiten des Tischs. Das Executive Action Department tagte mitten in der Nacht.
»Gestern sind zwei Männer spurlos verschwunden«, sagte Jake Ronstadt, der nicht bei bester Laune war.
»Deshalb sind Brad und Leo heute neu zu uns gestoßen. Ich mag es nicht, wenn meine Leute verschütt gehen.«
»Was ist denn mit den beiden passiert?«, fragte Vernon, der magere Mann mit dem harten Gesicht. »Halt dein vorlautes Maul, Vernon! Darauf wollt ich gerade zu sprechen kommen. Hank Waltz sollte sich um Paula Grey kümmern. Ich habe keine Ahnung, ob er es geschafft hat, und ich kann es nicht ausstehen, wenn ich etwas nicht weiß. Das schreibt euch hinter die Ohren. Und dann ist auch noch Lew Willis verschwunden
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