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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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aus Washington zurückgekommen und gleich am Flughafen in ein Hotel gegangen, um mich richtig auszuschlafen. Dann habe ich früh gefrühstückt und bin sofort hierher gefahren.«
    »Weshalb sind Sie überhaupt nach Washington geflogen?« Tweed goß sich Wasser aus einer Karaffe, die Monica ihm noch in der Nacht auf den Schreibtisch gestellt hatte, in ein Glas. Er trank einen Schluck, während Howard sich mit der Hand die Haare glatt strich, eine Geste, die ein untrügliches Zeichen dafür war, daß ihn etwas beunruhigte. »Ich war dort auf Einladung von Jefferson Morgenstern – nur um herauszufinden, daß der ehrwürdige Herr Außenminister inzwischen nach London abgedüst ist. Ein paar seiner hohen Beamten haben sich um mich gekümmert. Sie haben mich in die besten Restaurants eingeladen und jeder, den ich traf, hat mich so zuvorkommend behandelt, als wäre ich der wichtigste Mensch auf der ganzen Welt. Es war alles andere als die Behandlung, die man sonst dort drüben erfährt. Das hat mich alles ziemlich stutzig gemacht. Die Amerikaner wollten etwas von mir, aber sie kamen nie so weit, es offen auszusprechen. Unter ihrer freundlichen Fassade habe ich eine starke Anspannung gespürt. Da drüben in den Staaten ist irgendwas im Busch.« Tweed erstaunten diese Worte, denn der selbstgefällige Howard bekam sonst nur selten mit, was um ihn herum vorging. Manchmal allerdings hatte er auch lichte Momente. Tweed trank noch einen Schluck Wasser, bevor er antwortete.
    »Der Busch, in dem etwas ist, befindet sich hier. Ich habe Ihnen eine Menge zu erzählen.« Es war sehr ungewöhnlich, daß Tweed seinen Chef über alles informierte, was in dessen Abwesenheit vorgefallen war, aber jetzt tat er es. Falls es mich erwischt, dachte er, ist es besser, wenn Howard ganz im Bilde ist. Howard hörte sehr aufmerksam zu. Er nahm sogar das Bein von der Sessellehne und beugte sich nach vorn, um besser zuzuhören, was Tweed ihm erzählte. »So, jetzt wissen Sie alles«, sagte Tweed am Ende seines Berichts.
    »Ist Ihnen denn in Washington nichts von alledem zu Ohren gekommen?«
    »Nein. Aber alle haben ständig betont, wie wichtig angesichts der momentanen Weltlage der Schulterschluß zwischen England und Amerika sei. Aber jedes Mal wenn ich sie gebeten habe, mir das etwas konkreter zu erläutern, haben sie das Thema gewechselt.«
    »Interessant. Ist Ihnen sonst noch was aufgefallen?«
    »Sie haben mich ständig gefragt, ob ich denn wisse, wo Cord Dillon sich aufhält. Man hat ihn seines Postens enthoben, weil er angeblich Gelder unterschlagen hat.«
    »Mumpitz.«
    »Das dachte ich auch. Selbst wenn ich gewußt hätte, daß er hier bei uns ist, hätte ich es ihnen nicht gesagt. Jetzt verstehe ich, weshalb Sie den Bunker haben bauen lassen, Tweed. Sie sagten, Sie hätten Ihre wichtigsten Leute dorthin geschickt?«
    »Nicht alle, aber immerhin so viele, daß wir jetzt über ein zweites, voll funktionsfähiges Hauptquartier an einem geheimen Ort verfügen.«
    »Was ist denn dieser Ed Osborne, mit dem Sie heute zum Mittagessen verabredet sind, für einer?«, fragte Howard. »Er ist das, was viele Amerikaner voller Hochachtung als einen harten Burschen bezeichnen würden.«
    »Klingt nicht sehr sympathisch. Vielen Dank, Tweed, daß Sie so offen zu mir waren. Sie werden sich jetzt bestimmt duschen und anziehen wollen.«
    »So ist es. Aber eines wollte ich Ihnen noch rasch mitteilen. Ich war neulich in der Downing Street und habe mich mit dem neuen Premierminister unterhalten. Ich kenne ihn glücklicherweise noch aus der Zeit, als er Kabinettsminister war. Er ist der Auffassung, man solle mit den Amerikanern möglichst behutsam umgehen.«
    »Aber Sie sind da anderer Meinung?«, sagte Howard. »Ich habe ihm eine Reihe von Vorschlägen gemacht. Offenbar drängt Morgenstern darauf, ihn zu sehen. Der Premier hat ihn bisher noch mit dem Hinweis abwehren können, er müsse sich erst in seinem neuen Job zurechtfinden.«
    »Sehr interessant. So, ich glaube, ich lasse Sie jetzt besser allein. Wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann, zögern Sie nicht, mich anzusprechen. Und passen Sie auf sich auf.« Auch diese Reaktion seines Chefs fand Tweed überraschend. Er hatte Howard noch nie so kooperativ erlebt. Als er frisch geduscht und angezogen wieder in seinem Büro erschien, saß Monica bereits hinter ihrem Schreibtisch und telefonierte. Als sie damit fertig war, wandte sie sich an Tweed. »Ich könnte jetzt versuchen, Rene Lasalle in Paris anzurufen.

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