Kaltgestellt
davon.«
»Ist Ihnen schon aufgefallen, was für ein großes Interesse die Amerikaner auf einmal an uns haben? Heute Abend geht Bob mit Sharon Mandeville ins Santorini’s, und Denise Chatel hat Marlers Einladung ins Lanesborough angenommen.«
»Dasselbe habe ich mir eben auch gedacht. Ach übrigens, ich möchte, daß Sie für die nächsten Tage jeweils sechs Plätze in der ersten Swissair-Maschine nach Basel buchen, für mich, Paula, Newman, Marler, Harry Butler und Pete Nield. Ich weiß noch nicht, an welchem Tag wir fliegen werden, aber die Entscheidung kann ziemlich rasch fallen. Buchen Sie deshalb jeden Tag und stornieren Sie die Buchung jeweils, sobald wir wissen, daß wir nicht fliegen. Keith Kent, unser Spezialist für Geld und Banken, hat mich angerufen und erzählt, daß viele Millionen Dollar auf der Zürcher Kreditbank eingezahlt wurden – was wiederum die Information bestätigt, die Kurt Schwarz Marler gegeben hat. Ich frage mich langsam, wozu das Geld gebraucht wird.«
»Wer kann das bei einer solchen Riesensumme schon sagen? Aber um noch einmal auf Osborne zurückzukommen: Ich bezweifle, daß er Ihnen viel sagen wird.«
»Irgendwas wird er schon herauslassen. Ach, ich hätte noch eine Bitte. Verbinden Sie mich heute Vormittag doch irgendwann einmal mit Rene Lasalle, dem Chef der Direction de la Surveillance du Territoire – der französischen Spionageabwehr.«
»Wird erledigt.«
»Haben Sie inzwischen denn herausgefunden, wer dieser Charlie ist?«
»Nein. Wie ich schon sagte, es ist nicht einfach. Aber ich werde weiter nachforschen.« Das Telefon klingelte wieder. Monica hob ab und machte ein mißmutiges Gesicht. Nachdem sie kurz zugehört hatte, verfinsterte sich ihre Miene noch weiter. »Jetzt haben wir Roy Buchanan an der Strippe. Er sagt, es sei dringend.«
»Geben Sie ihn her.« Er nahm Monica den Hörer ab.
»Tut mir Leid, Sie um diese Zeit zu stören, aber ich weiß ja, daß Sie die ganze Nacht arbeiten«, sagte Buchanan.
»Sogar ich lege mich manchmal für ein paar Minuten aufs Ohr.«
»Dann bitte ich vielmals um Verzeihung. Aber es ist etwas Schlimmes passiert. Kann ich gleich bei Ihnen vorbeikommen? Es dürfte etwas sein, was Sie interessieren könnte.«
»Kann das denn nicht bis später warten?«
»Wie Sie meinen. Wann würde es Ihnen denn passen?«
»Um acht. Sie klingen besorgt, Buchanan, aber warten Sie erst mal, bis Sie mich hören. Dann werden Sie wirklich Sorgen haben. Zumindest wenn meine Einschätzung der Situation zutreffend ist.«
»Ich habe auch so schon genug Ärger am Hals«, konterte Buchanan.
»Ihr armer Hals.«, sagte Tweed. Er legte auf und wandte sich dann an Monica.
»Und Sie gehen jetzt ins Büro nebenan und legen sich schlafen.«
»In Ordnung. Sie klingen, als würde bald ein Sturm losbrechen.«
»Ein Orkan. Windstärke zwölf.« Tweed hatte wieder nur zwei Stunden geschlafen, als er davon aufwachte, daß die Tür zu seinem Büro geöffnet wurde. Er langte mit der rechten Hand unter das Kissen und griff nach der Walther Automatik, Kaliber 7,65 mm. Daß er die Pistole vor dem Einschlafen dorthin gelegt hatte, zeigte, wie ernst er die Situation nahm. Normalerweise lehnte Tweed es ab, eine Waffe in seiner Nähe zu haben. Das Licht wurde eingeschaltet. Tweed drehte sich auf die Seite und zielte mit der Waffe in Richtung Tür, wo Howard, der Direktor des SIS, stand und ein erstauntes Gesicht machte. Mit einem Seufzer steckte Tweed die Pistole wieder unter das Kissen, stand auf und streifte sich den Morgenmantel über.
»Tut mir Leid, wenn ich Sie geweckt habe«, murmelte Howard. »Aber George hat mir gesagt, daß Sie noch da sind.«
»Wie Sie sehen, bin ich das auch«, sagte Tweed und schaute auf die Armbanduhr.
»Ich habe zwei Stunden geschlafen. Das muss reichen. Aber was bringt Sie zu so früher Stunde ins Büro? Ich habe schon gehört, daß Sie aus dem Urlaub zurück sind.« Tweed setzte sich hinter seinen Schreibtisch, während der Direktor in dem größten Sessel im Büro Platz nahm. Howard war Mitte fünfzig, eins zweiundachtzig groß und hatte ein dickes, rötliches Gesicht, das von ordentlich gekämmtem, schon leicht angegrautem Haar umrahmt wurde. Er trug einen blauen Chester-Barrie-Anzug von Harrods, ein blütenweißes Hemd und eine Hermes-Krawatte. Wie üblich legte er eines seiner langen Beine über die Armlehne des Sessels. Mit einer sonoren Stimme begann er zu sprechen.
»Das kann man ja wohl kaum als Urlaub bezeichnen. Ich bin gerade
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