Kaltgestellt
draußen war das sich rasch nähernde Heulen von Sirenen zu hören. Das Kaufhaus war ein Bild der Verwüstung, das an die Fernsehberichte von weit entfernten Kriegsschauplätzen erinnerte.
12
»Ich finde, wir sollten noch einmal rekapitulieren, was bisher geschehen ist«, sagte Tweed.
»Vielleicht hilft uns das, die Dinge im richtigen Zusammenhang zu sehen. Momentan tappen wir nämlich ziemlich im Nebel herum.« Mit ihm im Büro befanden sich Newman, Marler, Monica und Paula. Letztere saßen hinter ihren Schreibtischen. Roy Buchanan war noch immer nicht vorbeigekommen und hatte sich auch nicht gemeldet. Monica hatte allen einen starken Kaffee gebraut.
»Es fing alles damit an, daß Cord Dillon nach London kam und Paula ihn vor einem Mordanschlag rettete. Cord wurde von seinem Posten als Stellvertretender Direktor der CIA entfernt, weil er angeblich Geld unterschlagen hat. Er befindet sich jetzt im Bunker. Vor kurzem habe ich Keith Kent, einen Finanzfahnder, auf gewisse amerikanische Transaktionen in der Schweiz angesetzt. Er rief mich von Basel aus an und meinte, ich solle mir dort etwas ansehen. Dann erzählte er mir noch, daß große Summen von Washington auf die Zürcher Kreditbank transferiert wurden – und zwar auf deren Zweigstelle in Basel. Und jetzt würde ich Sie, Paula, bitten, uns eine kurze Zusammenfassung über die Personen zu geben, mit denen wir es in dieser Geschichte bisher zu tun hatten.«
»Sie treffen sich heute mit Ed Osborne zum Mittagessen und zwar auf seinen Vorschlag hin. Auch mit Sharon Mandeville haben Sie sich getroffen, was ebenfalls auf deren Veranlassung hin geschah, ebenso wie die Verabredung, die sie mit Bob für heute zum Abendessen getroffen hat. Marler wiederum trifft sich zur gleichen Zeit mit Denise Chatel, was zwar auf seine Einladung zurückgeht, die aber von ihr bereitwillig angenommen wurde. Alle diese Leute gehören zur Führungsriege der Amerikaner. Langsam drängt sich mir der Verdacht auf, daß sie uns aushorchen wollen.«
»Das kann gut möglich sein«, sagte Tweed.
»Aber jetzt geben Sie uns bitte eine kurze Charakteristik der handelnden Personen.«
»Ed Osborne ist hart, intelligent und gefährlich. Ich vermute, daß er bei den Amerikanern ziemlich viel zu sagen hat. Sharon Mandeville habe ich bisher noch nicht persönlich getroffen, deshalb kann ich über sie nicht viel sagen. Denise Chatel scheint, nach allem was ich gehört habe, die Netteste von allen zu sein, kommt mir aber auf der anderen Seite ziemlich mysteriös vor. Ich würde sagen, daß sie nur schwer einzuschätzen ist. Wir sollten sie im Auge behalten. Auch hinter Sir Guy Strangeways würde ich ein großes Fragezeichen setzen. Meines Erachtens spielt er ein seltsames Spiel. Sein Sohn Rupert gehört in die Kategorie reicher, eingebildeter Nichtsnutz, ebenso wie Basil Windermere, bloß daß der nicht reich ist. Stimmen Sie bisher mit mir überein?«
»Nicht ganz, aber fahren Sie bitte fort«, antwortete Tweed. »Als Nächsten hätten wir Jake Ronstadt. Ich habe ihn nur kurz im Goodfellows getroffen, aber ich habe das Gefühl, daß er sehr gefährlich ist. Er ist voller Energie. Als er mit uns sprach, war er sehr umgänglich, aber ich möchte nicht wissen, wie er mit seinen Untergebenen umspringt. Zu denen gehörte wohl Hank Waltz, der mich gefoltert hat, um Informationen aus mir herauszupressen. Ich bin mir sicher, daß er mich danach getötet hätte. Das zeigt, wozu diese Leute bereit und fähig sind. Dann haben wir noch eine Horde von professionellen Gangstern, die auf dem Umweg über Paris zu uns ins Land gekommen sind. Warum über Paris? Vermutlich, weil sie dachten, das würde weniger Aufsehen erregen.«
»Ich habe heute Morgen mit Rene Lasalle von der DST gesprochen«, unterbrach Tweed. »Er macht sich große Sorgen wegen dieser Amerikaner und schickt mir per Kurier einen Packen Fotos, die seine Leute von ihnen gemacht haben. Ich möchte, daß Sie alle sich die Bilder ansehen, sobald sie da sind. Was für Rückschlüsse ziehen Sie aus dem, was Sie bisher wissen, Paula?«
»Die Amerikaner versuchen zumindest, ihren Einfluß auf England zu vergrößern. Vielleicht sogar mehr.« Sie hielt inne. »Halten Sie mich nicht für verrückt, aber ich könnte mir vorstellen, daß sie vorhaben, dieses Land unter ihre Kontrolle zu bringen. Vielleicht wollen sie es sogar besetzen und.« Paula hörte auf zu sprechen, weil das Telefon klingelte. Monica ging ran und verkündete kurz darauf, daß Chief
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