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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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abtransportiert wurde, hob den dick einbandagierten Kopf und starrte in die Kamera, als wüßte sie nicht, daß sie gefilmt wurde. »Mein Mann!«, schrie sie. »Wo ist mein Mann?« Der Sanitäter am hinteren Ende der Tragbahre schüttelte den Kopf, was die Frau aber nicht sehen konnte. Paula schnappte nach Luft.
    »O mein Gott«, hauchte sie atemlos.
    »Das sieht ja aus wie auf einem Schlachtfeld«, sagte Newman zu Tweed. Paula drehte sich um und ging. In der offenen Tür stand Monica, die von den Bildern ebenfalls genug hatte. Die beiden Frauen gingen wieder nach unten. Ein paar Minuten später folgten ihnen Newman, Marler, Tweed und Buchanan. Der Chief Inspector tippte Tweed auf die Schulter, bevor dieser wieder sein Büro betrat. »Ich muss jetzt gehen. Aus dem Bericht habe ich nicht viel Neues erfahren. Wenigstens war niemand zu sehen, der nicht zu den Opfern oder zum Sanitätspersonal gehörte. Meine Männer haben ihren Job offensichtlich gut gemacht. Wir sollten versuchen, uns gegenseitig auf dem Laufenden zu halten.«
    »Einverstanden.« Als Tweed sein Büro betrat und sich hinter seinen Schreibtisch setzte, herrschte dort völlige Stille. Monica hatte die Hände in ihrem Schoß gefaltet und blickte mit ausdrucksloser Miene ins Leere. Paula sah schweigend ihre Kollegen an. Marler, der wie üblich an der Wand lehnte, hatte sich eine Zigarette in den Mund gesteckt, zündete sie aber nicht an. Tweed beugte sich über seinem Schreibtisch vor. Alle starrten ihn an und wußten, daß er gleich etwas Wichtiges sagen würde. Als er schließlich das Wort ergriff, klang seine Stimme ruhig und entschlossen.
    »Wir werden alles tun, um sie zu besiegen. Und wenn wir dazu die hinterhältigsten und rücksichtslosesten Methoden anwenden müssen, deren wir fähig sind.«

13
    Wieder tagte das Executive Action Department im Konferenzraum der amerikanischen Botschaft. Jake Ronstadt saß wie üblich am Kopfende des Tischs, mischte sein Kartenspiel und ließ die anderen darauf warten, daß er etwas sagte. Draußen vor den Fenstern bogen sich die Äste der Bäume im stürmischen Wind des späten Vormittags. »Fast hätte ich Vernon und Brad zu ihrer guten Arbeit gratulieren müssen«, sagte er schließlich.
    »Wieso nur fast?«, fragte Vernon, der dünne Mann mit dem knochigen Gesicht, indigniert.
    »Weil die zweite Bombe nicht hochgegangen ist, deshalb. Ihr habt wohl den Zünder falsch eingestellt. Wenn die auch noch explodiert wäre, hätten wir auf einen Schlag die Hälfte aller Kunden in dem Kaufhaus getötet. Das wäre eine wirkliche Sensation gewesen.« Die Männer an dem Tisch machten betretene Gesichter. Jake Ronstadt hatte wie immer schlechte Laune. Nur Brad, der untersetzte Mann mit den spitzen Zähnen, wagte es, den Mund aufzumachen. »Was jagen wir als Nächstes in die Luft?«, fragte er. »Ich finde, wir sollten den Engländern ordentlich einheizen und dafür sorgen, daß sie sich vor Angst in die Hosen machen.«
    »Und ich finde, daß du deinen vorlauten Mund halten solltest, sonst stopfe ich ihn dir«, keifte Ronstadt zurück. »Ich habe langsam genug von euren dauernden Unterbrechungen. Wann die nächsten Bomben gelegt werden, bestimme ich und sonst niemand. Und jetzt zu den Listen, die ich einem jeden von euch gegeben habe. Wer seine Zielpersonen schon ausfindig gemacht hat, hebt jetzt die Hand.« Alle acht Männer streckten eine Hand hoch in die Luft, ließen sie aber erst wieder sinken, als Jake, der schweigend seine Karten mischte, ihnen das Zeichen dazu gab. Vernon hätte zu gern gewußt, ob der Boss ein Pokerspieler war, aber er traute sich nicht, ihn danach zu fragen. Von allen Anwesenden hatte Leo Madison am wenigsten Angst vor Ronstadt. Der Mann, dessen Kopf so rund und pockennarbig wie der Mond aussah, war ein hart gesottener Bursche, der einmal ein Baby mit einem Schuß in den Hinterkopf getötet und danach seelenruhig in einer Bar einen Cocktail getrunken hatte. »Wieso hat eigentlich Ed Osborne bisher an keinem unserer Treffen teilgenommen?«, fragte er. Ronstadt überlegte sich, ob er aufstehen und Leo den Stuhl unter dem Hintern wegziehen sollte. Er wußte, daß das Mondgesicht sich zwar gern seine eigenen Gedanken machte, aber sehr an seinem Job hing. Er beschloß, Leo ordentlich an den Karren zu fahren, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab. Jetzt aber war nicht der richtige Augenblick dafür.
    »Ed ist ein viel beschäftigter Mann, und ich bin das auch. Die Idee, den Engländern einzuheizen, ist

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