Kaltgestellt
Tweed.
»Arthur Beck ist auf dem Weg hierher. Leider scheint er keine guten Neuigkeiten für uns zu haben.«
»Und dabei hat uns Marler schon genügend schlechte Nachrichten überbracht«, bemerkte Newman. »Das war eine simple Information, weiter nichts«, sagte Marler und nahm seine Taschen. »So, jetzt werde ich die mal in meinem Zimmer verstecken.«
»Wenigstens wissen Ronstadt und Co nicht, daß wir hier in Basel sind«, sagte Tweed.
»Und es wäre gut, wenn das so bliebe«, ergänzte Paula. Das Telefon läutete, und Tweed hob ab. Nachdem er kurz zugehört hatte, legte er wieder auf.
»Beeilen Sie sich, Marler! Beck ist gerade im Hotel angekommen und auf dem Weg nach oben.« Arthur Beck betrat das Zimmer und lächelte. Zuerst ging er zu Paula, zu der er schon immer ein herzliches Verhältnis hatte, und umarmte sie. Dann zog er seinen schneegesprenkelten Mantel aus. Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand. Er ließ sich in einem Sessel nieder und lehnte Tweeds Vorschlag ab, frischen Kaffee kommen zu lassen. Beck war Ende vierzig und mittelgroß. Er hatte eine gute Figur und einen exakt geschnittenen Schnurrbart. Sein dichtes, dunkles Haar war von grauen Strähnen durchsetzt. Das Gesicht wirkte energisch, aber auch ein Funken Humor blitzte in seinen durchdringenden grauen Augen auf. »Ich werde gleich zur Sache kommen. Lasalle vom französischen DST hat mir erzählt, daß eine kleine Armee von amerikanischen Gangstertypen auf dem Weg nach London durch Paris geschleust wurde. Manche per Flugzeug, andere im Eurostar. Er hat mir per Kurier auch eine Reihe von Fotos geschickt, die seine Leute von den Amerikanern gemacht haben. Ich habe Abzüge davon an meine Beamten auf den Flughäfen in Zürich, Genf und Basel verteilen lassen, für den Fall, daß diese Gestalten hier auftauchen würden. Man kann ja nie wissen. Und gestern sind doch tatsächlich einige dieser Leute in Basel eingetroffen. Ich habe die Fotos von denen, die wir erkannt haben, dabei.« Mit diesen Worten nahm er einen Umschlag aus der Brusttasche seines Jacketts und gab ihn an Tweed weiter. Der zog einen Packen Fotos heraus und sah sie sich an.
»Die Gesichter sind mir bekannt, Arthur. Rene hat nämlich auch mir einen Satz dieser Fotos zukommen lassen. Durch Zufall haben wir sogar schon erfahren, wo die Amerikaner abgestiegen sind. Manche wohnen im Euler, andere offenbar im Victoria.«
»Sie sind wie immer gut informiert über die Vorgänge in dieser bösen Welt.«
»Die in nächster Zeit wohl noch böser werden wird.«
»Und leider kann ich überhaupt nichts dagegen tun. Das frustriert mich maßlos. Meine Leute am Flughafen haben gesagt, daß die Typen mit amerikanischen Diplomatenpässen unterwegs sind. Washington macht mir langsam Angst. Was geht hier eigentlich wirklich vor?«
»Auf einen kurzen Nenner gebracht: Die Amerikaner sind die größte Supermacht auf diesem Planeten«, begann Tweed. »Und sie sind sich dessen vollauf bewusst. Manchmal reitet solche Supermächte der Teufel, und sie wollen noch mächtiger werden. Die Geschichte ist voller Beispiele dafür – ich brauche nur Napoleon und Hitler zu nennen.«
»England könnte in große Schwierigkeiten geraten.«
»Wir sind schon mittendrin. Aber wenn gewisse Informationen nicht falsch sind, dann haben wir die Chance, ihnen hier in Basel einen dicken Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Ich weiß nicht, ob es uns gelingen wird, aber versuchen werden wir es auf jeden Fall.«
»Wenn ich Ihnen dabei irgendwie behilflich sein kann, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung. Ich werde ein paar Tage in Basel bleiben. Sie erreichen mich nicht weit von hier im Polizeipräsidium in der Spiegelgasse, Ach, übrigens, Newman, was haben Sie denn für eine merkwürdige Beule an der Hüfte?«
»Das ist ein Muskel, den ich mir gezerrt habe. Ich mußte ihn mir bandagieren lassen.«
»Na, dann schonen Sie diesen Muskel mal«, sagte Beck mit einem schiefen Lächeln. »So, jetzt muss ich aber gehen. Ich hoffe, Sie geben mir alle auf Paula Acht.« Er stand auf und zog seinen Mantel wieder an.
»Vielen Dank für den Hinweis«, sagte Tweed, »aber Paula kann sehr gut allein auf sich aufpassen.« Paula lächelte Tweed dankbar an.
»Davon bin ich überzeugt.« Nachdem Beck gegangen war, sagte Newman:
»Die Reise hierher hätte er sich sparen können.«
»Da bin ich ganz anderer Ansicht«, widersprach Tweed.
»Er weiß jetzt zumindest andeutungsweise, was gespielt wird. Und wenn wir ihn brauchen, ist er
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