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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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paßte ja nun wirklich nicht zu dem gestreiften Hemd und der gemusterten Krawatte. Von der piefigen Kordhose ganz zu schweigen. Seine Klamotten waren genauso aufdringlich wie das, was er gesagt hat.«
    »Könnten wir kurz miteinander reden?«, sagte Marler zu Tweed. »Da drüben in der Ecke zum Beispiel?«
    »Wenn Sie wollen.«
    Sie setzten sich an einen kleinen Tisch in der hintersten Ecke der Hotelhalle, und Marler wollte gerade etwas sagen, als er mit halb geöffnetem Mund inne hielt. Von der Rezeption kam Pete Nield auf sie zu.
    »Harry und ich sind gerade vom Flughafen hierher gekommen«, sagte Nield, nachdem er Tweed und die anderen begrüßt hatte.
    »Gutes Timing, Messerwerfer«, sagte Marler. »Wieso Messerwerfer?«, fragte Tweed. »Pete hat ein neues Talent an sich entdeckt. Seit ein paar Monaten trainiert er sich im Messerwerfen«, erklärte Marler mit leiser Stimme. »Er hat es darin erstaunlich weit gebracht. Erst neulich hat er mich in eine ziemlich üble Kneipe in London eingeladen, wo viel Darts gespielt wird. Pete hat eine Lokalrunde ausgegeben und gefragt, ob er statt Wurfpfeilen auch ein Messer verwenden darf. Die Dart-Spieler haben ihn für verrückt gehalten, aber schließlich haben sie eingewilligt. Pete hat sich vor die Zielscheibe gestellt und sechsmal hintereinander sein Messer geworfen, jedes Mal mitten ins Schwarze. Ich habe eine Menge Geld verloren, weil ich mit ihm gewettet hatte, daß er das auf diese Entfernung niemals schaffen würde.«
    »So eine Fähigkeit kann manchmal ganz nützlich sein«, bemerkte Tweed.
    »Aber was wollten Sie uns eigentlich erzählen, Marler?«
    »Es geht um das ›Ohr‹. Der arme Kurt hat mir für den Notfall eine Adresse in Basel gegeben, wo ich immer Kontakt mit ihm aufnehmen könnte. Er hat sogar einen Plan gezeichnet, wie man dort hinkommt.« Marler nahm ein gefaltetes Blatt Papier aus seiner Jackettasche und zeigte es Tweed.
    »Wie Sie sehen, ist diese Adresse nur fünf Gehminuten von hier entfernt – sofern man ein guter Treppensteiger ist.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Daß wir zu dieser Adresse gehen und uns umsehen. Gewohnt hat Kurt dort zwar nicht, aber vielleicht hat er eine Nachricht für mich hinterlassen.«
    »Und wer von uns soll hingehen?«, fragte Newman, nachdem er einen Blick auf den Plan geworfen hatte.
    »Wir alle werden gehen«, sagte Tweed entschieden.
    »Sind eigentlich irgendwelche amerikanischen Gorillas in Basel?«, fragte Nield.
    »Und ob. Die ganze Stadt ist voll davon. Sie wohnen im Euler und im Victoria. Das sind zwei Hotels in der Nähe des Hauptbahnhofs.«
    »Ich weiß, wo die Hotels sind«, sagte Nield, der sich von Newman den Plan hatte geben lassen. »Schließlich war ich schon einmal für Sie in Basel und kenne die Stadt seither ziemlich gut. Ich persönlich bin übrigens der Meinung, daß wir nicht im Pulk zu dieser Adresse gehen sollten.«
    »Was schlagen Sie statt dessen vor?«, fragte Tweed. »Daß ich allein hingehe und mich dort einmal umsehe. In ein paar Minuten bin ich wieder zurück. Harry kommt auch gleich herunter.« Noch bevor Tweed etwas erwidern konnte, war Nield bereits mit dem Plan auf dem Weg nach draußen. Bevor er durch die Drehtür ging, zog er sich den Mantel an, den er über dem Arm getragen hatte. Dann war er verschwunden.
    »Halten Sie das etwa für eine gute Idee?«, fragte Marler. »Tja, hoffen wir das Beste.« Die dunklen Wolken hingen so tief, daß sie fast die Dächer der alten Häuser zu berühren schienen. Als Nield den Gehsteig entlangging, hatte er das Gefühl, als wäre es noch Nacht und nicht bereits halb zehn am Vormittag. Auf der Straße waren kaum Menschen zu sehen, denn die meisten saßen jetzt wohl entweder im Büro oder in ihrer warmen Wohnung. Das Kreischen der Trambahn, die auf vereisten Schienen um die Kurve fuhr, war das einzige Geräusch, das zu hören war. Nachdem Nield das Hotel verlassen hatte, war er nach links abgebogen. Den Plan hatte er noch in der Drehtür in die Brusttasche seines Jacketts gesteckt – ein Blick darauf hatte genügt, um zu wissen, wohin er gehen mußte. Er eilte an den Stufen vorbei, die hinunter zum Rhein und zur Anlegestelle für die Ausflugsdampfer führten, die im Sommer mit Touristen auf dem Fluß unterwegs waren. Nield überquerte die Straße und kam an den Eingang zum Rheinsprung, einer steil ansteigenden Gasse, die für Autos gesperrt war. Er wußte, daß sie hinauf zum Münster führte, dem hoch über dem Rhein gelegenen Wahrzeichen der

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