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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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dieser Box herum.«

    »Egal«, sagte Weiss ungeduldig. »Wir haben das Band. Lass uns fahren.«
    Landry dankte der Wächterin und verließ das Häuschen hinter Weiss, der schon fast bei seinem Wagen war.
    »Und?«, sagte Weiss. »Das sollte doch reichen für einen Durchsuchungsbefehl für Walkers Haus. Eine Videoaufzeichnung und eine Zeugin, die ihn im Wagen des toten Mädchens gesehen hat.«
    Landrys Handy läutete. Elena. Er bedeutete Weiss, kurz still zu sein, und meldete sich. »Landry.«
    »Die Party danach hat in Walkers Haus im Polo Club stattgefunden. Lisbeth hat es mir erzählt.«
    »Verstanden. Danke.«
    Er klappte das Gerät zu. »Die Party war bei Walker«, sagte er zu Weiss. » Jetzt haben wir genug für einen Durchsuchungsbefehl. Lass uns den Arsch festnageln.«

46
    Ich tigerte mit dem Handy in der Hand durch mein Wohnzimmer und überlegte, was ich als Nächstes tun sollte. Ich konnte in den Polo Club fahren und in Bennetts Nachbarschaft herumfragen, ob Samstagnacht zufällig jemand gesehen hatte, wie er ein Mädchen ermordete. Das würde einschlagen.
    Ich sah es förmlich vor mir: Wie mich die Wachleute an Landry übergaben, damit er mich wegen Hausfriedensbruchs festnahm, während er gerade eine Hausdurchsuchung bei Bennett vornahm. Wie praktisch.

    Nein, er brauchte mich nicht zur Befragung der Nachbarn. Er hatte sicher schon uniformierte Beamte von Tür zu Tür gehen lassen, während er überwachte, was in dem Haus vor sich ging.
    Ich wusste, dass er sich um einen Durchsuchungsbefehl bemühen würde. Es war das, was ich an seiner Stelle getan hätte. Ich fragte mich, wie weit er kommen würde, ehe mein Vater die Mühlen der Justiz zum Stehen brachte.
    Falls es nicht an irgendeinem Punkt seiner Laufbahn bereits geschehen war, dann war Landry im Begriff herauszufinden, dass für Männer wie Bennett Walker und Edward Estes andere Regeln galten. Die eiserne Faust der Justiz würde den Glacéhandschuh überstreifen. Leute, die einen anderen Mörder jederzeit der Giftspritze überantwortet hätten, würden plötzlich einen Rückzieher machen. Der Bezirksstaatsanwalt würde gewillt wie nie sein, einen Handel zu schließen.
    Schweres Zuchthaus? Fraglos hatte Mr. Walker - dessen Schwiegervater den Wahlkampf von praktisch jedem Kandidaten der Republikaner im Bundesstaat finanzierte - nicht beabsichtigt, das Mädchen zu erwürgen. Es handelte sich wahrscheinlich um einen Unfall. Vielleicht eine Haftstrafe in einer Einrichtung der untersten Sicherheitsstufe mit einem anständigen Tennisplatz, im Tausch gegen ein Geständnis wegen fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge.
    Aber wo dachte ich hin? Mein Vater würde niemals ein Geständnis ins Auge fassen. Er würde die Staatsanwaltschaft in einem ausgewachsenen Fernsehgerichtsprozess fertigmachen. Er würde tief in Bennetts Geldschatulle greifen und einen Experten nach dem anderen als Zeugen aufbieten.
Der Etat des Staatsanwalts für das Verfahren wäre ein Taschengeld dagegen. Der Staatsanwalt würde um fünf Dollar für Schreibmaterial betteln, und Edward würde fünf bis zehn Riesen pro Auftritt für Leute mit irgendwelchen Diplomen hinblättern, die sich in den Zeugenstand stellten und die Jury dazu brachten, ein X für ein U zu akzeptieren.
    Wenigstens konnte das Opfer diesmal seine Aussage nicht im Tausch gegen eine sechsstellige Bestechungssumme widerrufen.
    In meiner Unruhe schaute ich nach Lisbeth. Ob sie vorhin nur so getan hatte oder nicht, jetzt schlief sie auf jeden Fall fest. Das Licht der Nachttischlampe ließ ihr Gesicht bernsteinfarben leuchten. Sie sah aus wie zwölf, mit ihrer dichten Lockenmähne, die sich über das Kissen ergoss. Ein kleines Mädchen, das noch davon träumt, eine Prinzessin zu werden.
    Ich ging hinein, deckte sie mit einem Kaschmirtuch zu und befühlte ihre Stirn, um zu sehen, ob sie Fieber hatte.
    Das Handy vibrierte in meiner Hand. Ich ging in den Flur hinaus und nahm das Gespräch an.
    »Elena? Hier ist Juan. Ich muss mit Ihnen sprechen.«
    »Hier bin ich«, sagte ich. »Schießen Sie los.«
    »Nein, nein, nicht so. Ich möchte Sie sehen.«
    »Warum?«
    »Sie machen es mir nicht leicht«, sagte er.
    »Tja, ich weiß, so haben Sie es gern, aber ich bin nicht in der Stimmung dazu, Juan. Lisbeth Perkins wurde zusammengeschlagen, gewürgt und halb ertränkt.«
    »Was?«, sagte er, und es klang aufrichtig entsetzt. »Lisbeth? Wann ist das passiert? Wie ist es passiert?«

    »Gestern Abend. Sie hat die letzte Stallrunde

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