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Kalymnos – Insel deines Schicksals

Kalymnos – Insel deines Schicksals

Titel: Kalymnos – Insel deines Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hampson
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küssen, aber gleichzeitig war sie erfüllt von Scham und Selbstvorwürfen. Wo war nur ihre Selbstachtung geblieben, die hätte verhindern müssen, dass sie der Versuchung durch einen schlichten und ganz und gar nicht standesgemäßen griechischen Schwammtaucher erlag? Eines stand unwiderruflich fest: Das sollte ihr nicht noch einmal passieren!
    Um Doneus nicht zu wecken, verließ sie geräuschlos den Raum, griff sich ihre Kleidung und ging in die Küche. Nachdem sie sich gewaschen und angezogen hatte, ließ sie den Hund ins Haus und begann, wie jeden Morgen, das Frühstück vorzubereiten.
    Während sie den Kaffee kochte, ging ihr die immer gleiche Frage durch den Kopf.
    Wie hatte sie es nur so weit kommen lassen können? Schlimm genug, dass Doneus sich in ihren Gefühlen getäuscht hatte. Aber absolut unverzeihlich war, dass sie selbst ihr Mitleid für ihn für Sehnsucht nach ihm, nach seiner Nähe hatte halten können.
    Wie würde es sein, wenn Doneus gleich vor ihr stünde? Würde er sich daran erinnern, was er für den Fall, der nun eingetreten war, angekündigt hatte? Wenn er darauf bestehen würde, dass sie ab sofort ihre ehelichen Pflichten zu erfüllen habe, dann bliebe ihr nur, damit zu drohen, ihn zu verlassen. Denn Julie bezweifelte nicht, dass Doneus nach dem, was vergangene Nacht vorgefallen war, es als sein gutes Recht ansehen würde, es immer wieder von ihr zu verlangen. Schließlich war ihm selbst auf dem Höhepunkt der Intimität das Wort „Liebe" nicht über die Lippen gekommen. Aber ihr Stolz würde es niemals zulassen, dass sie sich in ihr Schicksal als Ehefrau ergab, die sich ihrem Gatten willenlos unterwarf.
    Plötzlich - sie hatte ihn nicht kommen hören - stand Doneus auf der Türschwelle.
    Mechanisch tat Julie das, was sie jeden Morgen tat, und holte ihm das Frühstück.
    „Willst du nichts essen?" fragte er verwundert, weil sie den Tisch für nur eine Person gedeckt hatte.
    „Schon passiert", erwiderte sie kurz angebunden.
    „Warum hast du mich nicht geweckt?"
    „Es war mir ganz recht, allein zu frühstücken." Julie sah auf die Uhr. „Du bist ziemlich spät dran. Musst du heute nicht zur Arbeit?"
    „Das lass mal meine Sorge sein, Julie", bat er sich aus, nahm einen Toast und bestrich ihn mit Butter und Marmelade. „Sag mir lieber, warum du so reserviert bist?"
    Empört sah sie ihn an. „Das fragst du?"
    „Etwa wegen vergangener Nacht? Es war dein Wunsch so gut wie meiner. Außerdem willst du doch wohl nicht leugnen, dass es dir gefallen hat, oder?"
    Wie verdammt selbstsicher er war! Statt ihrem Zorn freien Lauf zu lassen, beließ es Julie bei einem entrüsteten Blick, bevor sie sagte: „Und ich habe dich für einen Kavalier gehalten."
    „Mach dir nichts vor, Julie. Dafür bildest du dir viel zu viel auf deine Herkunft ein."
    Doneus schien jetzt richtig wütend zu sein. „Im Grunde genommen bin ich für dich nichts weiter als ein ungehobelter Klotz, dem man erst einmal Manieren beibringen müsste."
    Julie war sich nicht länger sicher, auf wen sie wütender sein sollte: auf Doneus oder auf sich selbst. Möglicherweise stimmte ja, was er gesagt hatte. Das gab ihm jedoch noch lange nicht das Recht, so mit ihr zu reden! Aber sie selbst hatte ihn mit ihrer Bemerkung geradezu eingeladen!
    „Soll das schon wieder losgehen?" platzte Doneus heraus, und in seiner Stimme klang tiefe Enttäuschung mit. „Dass du nicht mit mir redest", erläuterte er, weil Julie ihn fragend ansah. „Und ich hatte so gehofft, dass wir das ein für alle Mal hinter uns haben!"
    Unversehens hellte sich seine Miene wieder auf. „Eins haben wir allerdings tatsächlich hinter uns", sagte er geheimnisvoll und fügte hinzu, bevor Julie fragen konnte, was er damit meine: „Denn ab sofort sind wir ein richtiges Ehepaar - mit allem, was dazu gehört."
    „Sprich nicht so!" Julie erschrak, weil er seine Ankündigung nicht vergessen hatte.
    „Es war ein Fehler ... deine Hartnäckigkeit ... ich wusste doch gar nicht, was ich tat ..."
    Ihre Selbstbeherrschung hatte sie endgültig im Stich gelassen. Immer leiser wurde ihre Stimme, und immer weniger konnte sie sich gegen die Tränen wehren. Wie durch einen Schleier blickte sie flehend zu Doneus: „Du kannst doch nicht ernsthaft von mir verlangen, dass ich ..."
    Ihre Verzweiflung schien ihn eher zu belustigen, als zu erweichen. „Ich sehe keinen Grund, warum ich auf mein gutes Recht verzichten sollte", erwiderte er völlig ungerührt.
    „Schließlich habe ich dich zu

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