Kalymnos – Insel deines Schicksals
nichts gezwungen. Du wusstest genau, worauf du dich einlässt. Meine Warnung damals war deutlich genug. Und du solltest mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich so etwas nicht einfach nur dahersage."
Einen Moment lang wirkte es, als wäre Doneus über seine starre Haltung ins Grübeln gekommen. Dann sagte er in einem ultimativen Ton: „Jetzt, da unsere Ehe vollzogen ist, wünsche ich, dass es dabei bleibt."
Urplötzlich erinnerte sich Julie daran, was sie sich vorhin vorgenommen hatte, und nahm all die Kraft zusammen, die ihr geblieben war. „Wenn du wirklich darauf bestehst, werde ich dich verlassen."
Doch auch ihr letztes Druckmittel schien wirkungslos zu verpuffen, denn Doneus war nicht aus der Ruhe zu bringen. „Die Möglichkeit hast du allerdings", erwiderte er ungerührt. „Aber du wirst keinen Gebrauch davon machen. Ich habe es dir schon einmal gesagt, Julie, erinnerst du dich noch? Du bist wie ich. Du würdest nie dein Ehrenwort brechen."
Während Doneus sich Kaffee in eine Tasse einschenkte, überlegte Julie, wie sie reagieren und ob sie ihn bitten oder von ihm fordern, ihn anflehen oder anschreien sollte.
Aber noch bevor sie auch nur in die Nähe einer Entscheidung gekommen war, beendete er die Unterhaltung. „Und jetzt möchte ich kein Wort mehr darüber hören."
Die Selbstgefälligkeit, mit der er ihr das Wort abschnitt, kränkte Julie zutiefst. Was bildete sich dieser Mann eigentlich ein? Sie wusste selbst, dass sie ihm ihr Wort gegeben hatte, und selbstverständlich würde sie es halten. Das hieß noch lange nicht, dass sie sich alles gefallen ließ! Ich garantiere dir, dass sich so etwas wie heute Nacht nicht wiederholen wird", sagte sie mit aller Entschiedenheit.
Doneus konnte sich vor Lachen kaum mehr halten. „Ich bin gespannt, wie du das anstellen willst, Liebling."
„Heute Abend wird es ein wenig später bei mir", sagte er im Hinausgehen. „Vor sieben Uhr bin ich nicht zurück."
„Wann sollen wir denn bei deinen Freunden sein?" fragte Julie und wunderte sich, warum Doneus ausgerechnet heute so lange arbeiten musste.
„Um halb acht."
„Wie sollen wir das denn schaffen?" wandte sie ein. „Zu Fuß brauchen wir mindestens
..."
„Ich werde mir im Schloss ein Auto leihen", zerstreute er ihre Befürchtungen.
„Ohne die Besitzer zu fragen?" Doneus' Unverfrorenheit überraschte sie. „Ob sie damit einverstanden sind?"
„Bestimmt sind sie das", erwiderte er kurz angebunden und pfiff Jason zu sich. „Los geht's."
Julie beobachtete vom Wohnzimmerfenster aus, wie Doneus auf sein Fahrrad stieg und sich auf den Weg zur Arbeit machte. Sie fand, dass er sich gegenüber seinen Arbeitgebern einiges herausnahm. Sie hätte sich strengstens verbeten, dass einer der Angestellten während ihrer Abwesenheit ihren Wagen benutzte. Aber wahrscheinlich beruhigten sie sich mit dem Gedanken, dass Doneus ohnehin nicht weit fahren würde, bei den Benzinpreisen!
So sehr freute sie sich darauf, endlich Tracy und ihren Mann kennen zu lernen, dass sie viel zu früh damit begann, sich für den Abend zurechtzumachen. Wie sie wohl leben mochten, da oben, weit draußen in ihrer eleganten Villa? Am meisten war sie darauf gespannt zu erfahren, wie es sich mit der angeblichen Freundschaft zu Doneus tatsächlich verhielt. Bestimmt hatten sie ihn aus reiner Höflichkeit eingeladen, und mit Freundschaft hatte das rein gar nichts zu tun.
Als Doneus kurz nach sieben Uhr von der Arbeit kam, war Julie längst umgezogen.
Einen Moment blieb er wie angewurzelt vor ihr stehen und sah sie bewundernd an. „Du siehst bezaubernd aus", sagte er schließlich. „Das Kleid steht dir noch besser, als ich es in Erinnerung hatte."
Nachdem er ins Haus gegangen war, um sich frisch zu machen und umzuziehen, besah sich Julie den Wagen näher, den Doneus sich ausgeliehen hatte. Es war ein anderes Modell als beim letzten Mal, noch größer, noch edler, noch teurer. Julies Begeisterung kannte keine Grenzen mehr, als sie einen Blick ins Innere warf: purer Luxus, wohin das Auge auch fiel - wenn auch nur für einen Abend.
„Ich komme mir vor wie Aschenputtel", sagte sie leise vor sich hin - allerdings ausgerechnet in dem Moment, in dem Doneus vor die Tür trat.
„Besten Dank für das Kompliment", erwiderte er gekränkt. „Es tut mir Leid, dass ich nicht auch ein solches Auto besitze - noch je besitzen werde."
Auf einmal fühlte sich Julie ungeheuer leer. Den ganzen Tag über waren ihre Gedanken immer wieder zu ihrer
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