Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
Vom Netzwerk:
fragte besorgt, ob sie sich ein wenig erholt habe.
    »Danke dir, Achim, es geht schon wieder. Ich habe mich an
    Gertraudes Schulter prächtig ausweinen können und bin nun bereit, mit dir den Kampf gegen Einar Thorsen aufzunehmen.«
    »Das freut mich. Kuno, schlagen Sie bitte den Gong, Herr Brunnig ist draußen im Garten.« In seiner Freude, daß Mary wieder fröhlich aussah, schlug Kuno kräftig auf den Gong, daß Michel dies nicht überhören konnte, aber Castor und Pollux glaubten, es sei etwas Besonderes los, und wie verrückt in den Park rasten.
     
    An diesem Abend schlief niemand in Gleichen bald ein, denn jeder mußte an den unheimlichen Schweden denken. Erst als dieser Fall jeweils gründlich durchgedacht worden war, kamen erfreulichere Gedanken. Achim fand, nachdem ihn Kuno wie jeden Abend gut versorgt hatte, er noch dies und das mit dem ihm immer sympathischer werdenden Mann durchgesprochen hatte, dann endlich gute und liebe Gedanken an Gertraude, die ihrerseits einen lieben, aber etwas schmerzlichen Gedanken an ihn hatte. Liebe - eine schöne, große Liebe war zwischen ihnen aufgekommen. Noch war kein Wort darüber gefallen, und Gertraude wagte nicht an eine Zukunft zu denken.
    Mary aber, die sich beruhigt in Herzlichkeit von Gertraude verabschiedet hatte, stieg als letzte langsam aus der Halle nach oben. Castor und Pollux verfolgten sie mit besorgten Blicken, ob dieses Frauchen doch um alles in der Welt nicht noch auf den schrecklichen Gedanken kommen würde, sie mit in den regennassen Park hinaus zu nehmen. Aber nein, sie nickte ihnen noch einmal freundlich zu und meinte: »Kuno geht noch mit euch hinaus. Ich darf es heute nicht. Also schön brav warten, ihr beiden!«
    Als Mary in der ersten Etage durch den Korridor zu ihren Zimmern ging, kam Kuno aus dem Schlafzimmer ihres Bruders. Beiden stockte der Fuß, beide sahen sich an, nicht so wie Fräulein Bergemann den Kammerdiener, nicht wie ein Kammerdiener ein Fräulein Bergemann ansehen sollte. O nein, ganz anders blickten sie sich an. Kuno voll Angst und Sorgen, denn »seine« Mary war noch immer recht blaß. »Kann ich noch etwas für Sie erledigen, Fräulein Bergemann?«
    »Vielen Dank, Kuno - ist mein Bruder schon versorgt?«
    »Herr Professor wünscht noch eine Pfeife zu rauchen. Ich soll sie eben aus dem Arbeitszimmer heraufholen.«
    »Heute abend will ich das verstehen, Kuno. Aber sonst bitte ich Sie, dies meinem Bruder abzuraten. Sie werden auch froh sein, wenn dieser Tag zu Ende ist.«
    »Es fällt mir schwer, Ihnen in meiner Eigenschaft als Diener Ihres Bruders zu antworten.« Ruhig sah er sie an. »Es ist viel Dankbarkeit und Freude in mir, daß ich im Torhaus Gleichen sein darf. Genauso dankbar bin ich für einen so guten Chef und Ihre gütige Liebenswürdigkeit.«
    »Etwas ungewöhnliche Worte für einen Kammerdiener, aber ich freue mich, daß Sie gern hier sind. Wir Bergemanns lieben diesen Besitz, als gehöre er uns schon Jahr um Jahr. Alles fügte sich hier so günstig für uns. Die alten Angestellten, die wir mit übernehmen konnten, dann die beiden Pferde, die zum Besitz gehörten. Nun sind Sie und Fräulein Horn, die sich mir heute als eine gute Freundin erwies, dazugekommen. Und dann drüben noch die prächtige Frau Sörensen. Sagen Sie selbst, Kuno - hätten wir etwas auszusetzen an unserer neuen Heimat?«
    Langsam war er neben ihr weiter gegangen, und jetzt sagte er, stehenbleibend, vielleicht nicht ganz so ruhig wie vorher:
    »Auch für mich ist Gleichen die Heimat, und ich möchte nie wieder von hier fort. Verstehen Sie es oder nicht, aber sagen muß ich das.« Er verbeugte sich, ganz als Kuno, der Kammerdiener. Er wußte genau, noch einige Worte mehr, und er würde das liebe Mädel einfach in seine Arme nehmen und ihr alles gestehen, was eben halt gestanden werden müßte. Also lieber ab in Richtung Arbeitszimmer.
    Ein wenig erstaunt sah Mary hinter ihm her. Ungewöhnlich war so vieles an diesem Kammerdiener Kuno, der übrigens an diesem Abend nicht sonderlich korrekt serviert hatte. Ungewöhnlich auch jedes Wort, das er sagte - ungewöhnlich, wie er sie öfter ansah. Und ganz besonders ungewöhnlich, daß ihr selbst dies alles nicht einmal unangenehm war.
    Also, Mary hatte beim Einschlafen wohl erst ernste Gedanken voll Furcht und Ekel vor dem schönen Schweden. Dann aber kam Friede und ein Lächeln auf ihr Gesicht, als sie wieder an den Kammerdiener Kuno dachte.
    Michel und Schirin verarbeiteten getrennt, aber beide sehr

Weitere Kostenlose Bücher