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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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Elektronik ist, was für unsere Arbeit entscheidend war ... Er und ich hatten mit einer anderen Behandlung gerechnet.«
    Jetzt war ihr Lächeln breit. Die Zähne waren zu sehen, große, gepflegte Zähne.
    Amerikanische Zähne, hatte Ola immer gedacht.
    »Aber vor allem geht es doch darum, dass der Fall an sich ernst genommen wird«, sagte Sara. »Dass die richtigen Instanzen eingeschaltet und Maßnahmen ergriffen werden, um weitere Fälle zu verhindern.«
    Schwenk zurück ins Studio.
    Ola sah sich die Bilder von Mercury Medicals Osloer Niederlassung an, ohne zu hören, was gesagt wurde. Planlos lief er in der großen Küche hin und her. Nahm Gläser aus der Spülmaschine und stellte sie zurück, als er sah, dass sie schmutzig waren. Griff nach einem Lappen, um ihn auszuwringen, roch dann aber saure Milch und ließ ihn in den Mülleimer fallen. Wischte Krümel vom Tisch, ohne darauf zu achten, dass sie auf dem Boden landeten.
    Auf gewisse Weise fühlte er sich erleichtert.
    Nicht mehr ganz so verstimmt. Sara hatte über ihn gesprochen, hatte seinen Namen genannt, hatte die Beurlaubung lächerlich und ungerecht wirken lassen. Sara hatte die vier Tage, an denen sie die Sache mit dem ICD-Virus für sich behalten hatten, großartig dargestellt, als Notwendigkeit. Fast als Heldentat, noch dazu, ohne allzu arrogant zu wirken. Eher im Gegenteil, dachte er, sie hatte ihr übliches selbstsicheres Ich gezeigt, aber ohne die Arroganz, die so viele gegen sie einnahm.
    Das Telefon klingelte.
    Er zuckte zusammen und verschüttete Tee. Ein gelbbrauner Fleck breitete sich auf seinem Hemd aus, als er den Hörer abnahm.
    »Sara«, rief er erleichtert. »Sara. Endlich.«
11.45 a.m.
Upper West Side, Manhattan, NYC
     
    Catherine Adams hatte sich beim Aufstehen so elend gefühlt, dass sie lieber zu Hause geblieben war. Alle Glieder schmerzten, und ihr Kopf war schwer wie nach einem langen und allzu feuchten Abend. Obwohl sie schon vor zehn Uhr ins Bett gegangen war, hatte sie das Gefühl, kaum geschlafen zu haben.
    Sie konnte viel von zu Hause aus erledigen, und obwohl sie sich nach einer Dusche und in sauberer Kleidung etwas besser fühlte, warf sie ihren Entschluss nicht um. Im Verlag türmten sich die ungelesenen Manuskripte wirklich meterhoch. Sogar hier zu Hause lagen sie überall herum, auch wenn sie sich an den Abenden redlich bemühte, sich durch die vielen hilflosen Versuche, Schriftsteller zu werden, hindurchzukämpfen. Sie brauchte selten mehr als zwanzig Seiten, um ein Manuskript auf den Stapel für freundlich vorformulierte Absagen legen zu können. Ab und zu reichten zehn. Manchmal gab sie schon nach einer knappen Seite auf.
    Gleich nach Peters Tod hatte sie ihren Schreibtisch ins Wohnzimmer gestellt. Jetzt wohnte sie allein hier, und es kam ihr weniger einsam vor, dort zu arbeiten, wo sie Musik hören oder im Hintergrund den Fernseher laufen lassen konnte. Beim Lesen auf dem Sofa zu sitzen kam nicht infrage. Es sei denn, sie wollte schlafen.
    »Krimi«, stöhnte sie resigniert, als sie zum obersten Manuskript griff, das von einem drei Seiten langen Brief begleitet wurde.
    Sie schob das Manuskript ganz unten in den Stapel und nahm das nächste. Eine Gedichtsammlung.
    Der Begleitbrief war immerhin so kurz wie die Gedichte, und sie gab zweien eine Chance, ehe sie stöhnte und den dünnen Stapel so weit an den Rand des Schreibtischs schob, dass er ganz von selbst in den großen Papierkorb daneben fallen würde.
    Früher, als die schweren Zeiten noch nicht angebrochen waren und der angesehene kleine Verlag die Mitarbeiter noch nicht bis aufs Minimum reduziert hatte, konnte sie sich auf das konzentrieren, was ihr lag. Der amerikanische Gegenwartsroman.
    Sie mochte nicht mehr.
    In regelmäßigen Abständen verspürte sie einen Stich gleich hinter der linken Schläfe, einen eiskalten Schmerz, der verschwunden war, ehe sie dagegen ankämpfen konnte. Langsam und steif erhob sie sich und ging in die Küche.
    Cola, dachte sie durstig und öffnete den Kühlschrank.
    Aber sie hatte wieder keine Cola im Haus, deshalb nahm sie eine Flasche Wasser und ging zurück ins Wohnzimmer. Ließ sich aufs Sofa fallen, legte die Beine auf den Tisch und griff nach der Fernbedienung, um sich durch die Sender zu zappen.
    Nachrichten, dachte sie träge, als auf dem Bildschirm Mercury Medicals leicht erkennbares Logo auftauchte. Sie drehte den Ton lauter und setzte sich auf dem Sofa gerade.
    Als die Reportage zu Ende war, hob Catherine Adams die

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