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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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Kenntnisse von Assemblersprachen aufzufrischen.«
    Die Kollegin wollte jetzt unbedingt gehen. Vermutlich hatte sie Angst, er könne um Hilfe bitten.
    Bisher hatte er sich in David Crows Ordner an einem Tisch ganz hinten in dem rechteckigen Raum vertieft. Noch immer waren die Codes schwer zu begreifen. Ihm kam langsam eine Ahnung davon, worum es sich handelte, aber das konnte doch nicht sein.
    Es konnte ganz einfach nicht stimmen.
    Als er endlich allein war, stellte er seinen eigenen Laptop vor sich auf den Tisch, öffnete ihn und schaltete ihn ein. Vorsichtig löste er das Datenzäpfchen aus Davids Ordner und schob es in das USB-Portal. Auf dem Bildschirm erschien ein Ordner namens HELL.
    Peter schluckte und klickte auf Öffnen.
    Der Ordner enthielt nur eine Datei: ktmfsetup.exe.
    Die trockene und extrem saubere Luft im Labor ließ seine Augen brennen. Sein Mund fühlte sich an wie ausgedörrt. Er drehte den Verschluss von einer Mineralwasserflasche und trank, ehe er mithilfe von Mercurys eigenem Assemblerprogramm einen Blick in die Datei warf.
    Peter erkannte sie sofort. Er hatte ja vorhin stundenlang über den Ausdrucken gebrütet.
    Zögernd richtete er sich auf und schaute sich um. Einige Meter weiter, neben einem riesigen Flachbildschirm und drei zusammengeschalteten Programmiermaschinen, stand ein Simulator AEH-234. Der war mit dem Flachbildschirm verbunden, wie er sah. Mit immer nervöseren Bewegungen griff er zu einem Deimos und schloss ihn an den Simulator an.
    Noch wagte er nicht, den Gedanken, der ihm früher am Tag im Büro gekommen war, zu Ende zu denken.
    In einem vergeblichen Versuch, sich zu beruhigen, weil alles so war, wie es sein sollte, und weil Mercury Medical den besten ICD der Welt herstellte, spielte er ein wenig mit dem Simulator. Der konnte jeden Herzrhythmus präzise kopieren.
    Peter ließ zuerst eine Reihe von Sinusrhythmen in wechselnden Frequenzen ablaufen. Die charakteristischen EKG-Kurven flimmerten über den Bildschirm. Niedriger Puls. Ruhepuls. Hoher Puls. Und danach ein Puls, wie er ihn gegen sein Trommelfell schlagen hörte, wenn er seine Joggingrunde mit einem zehn Minuten langen Intervalltraining beendete.
    Der ICD reagierte nicht, genau wie erwartet.
    Peter gab einen Befehl ein, der dem Simulator Kammerflimmern verpasste.
    Der ICD antwortete sofort mit einem Stoß von 31 Joule. Wäre der Simulator lebendig gewesen, hätte er einen schmerzhaften Stich im Herzen verspürt, aber sein Leben wäre gerettet gewesen.
    Abermals programmierte er den Simulator, der jetzt dem ICD mitteilte, es handle sich um ein Herz mit ernsthafter Ventrikeltachykardie. Er beobachtete, dass der kleine Herzstarter brav seine Pflicht tat. In diesem Stadium einen schmerzhaften Stoß zu versetzen war in der Regel unnötig. Stattdessen entschied er sich für winzige elektrische Stimuli, Pacing, in einer etwas höheren Frequenz als der von dem Apparat registrierten. Peter lächelte ein wenig, als er sah, dass der Simulator so reagierte, wie ein Herz eben reagieren sollte: mit dem Umstieg auf normalen Sinusrhythmus.
    Mercury Deimos ist durch und durch zuverlässig, dachte er und versuchte, ruhiger zu atmen.
    Er drehte sich um und starrte seinen eigenen Rechner an.
    Das Datenzäpfchen steckte noch darin.
    Es war Nacht, und das Summen der Geräte und der Belüftungsanlage machte ihn unbeschreiblich müde. Er wollte nach Hause. Leise die Tür aufschließen, vor einer Sitcom auf einem stummen Fernsehschirm ein Bier trinken und sich dann zu der schlafenden Catherine unter die Decke stehlen.
    Aber sie war nicht zu Hause, wie ihm jetzt einfiel.
    Entschlossen ging er die drei Schritte zu seinem Rechner, schaltete den USB-Stick aus und zog ihn heraus. Er durfte nicht zögern, mahnte er sich, dann ging er zurück zur Bank, öffnete die erste Programmiermaschine, schaltete sie ein und schob den Stick in ein freies USB-Portal.
    »Jetzt weigere dich gefälligst«, sagte Peter und starrte die Programmiermaschine an wie ein bockiges Kind. »Weigere dich, zum Teufel. Du willst dieses Programm nicht akzeptieren!«
    Der Apparat hörte nicht auf ihn.
    Peter biss sich so hart in die Unterlippe, dass er Blut schmeckte.
    Das hier brauchte noch gar nichts zu bedeuten.
    Dass die verdammte Maschine die Software akzeptiert hatte, brauchte noch kein Problem zu sein. David hatte korrekte Kryptierung und korrekte Codes benutzt. Peter griff zu dem faustgroßen Programmierkopf und legte ihn über den ICD.
    So machen wir das, dachte er. Wenn

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